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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wenig Platz entstandenes Phänomen, wie sie nördlich von Kowloon in den New Territories in die Höhe geschossen waren. Vor einem Jahr war es noch eine trockene Flussebene gewesen, im nächsten eine sich schnell entwickelnde Metropole aus gepflasterten Straßen, Fabriken, Einkaufszentren und sich ausdehnenden Wohnbauten, alles Verlockungen für die Menschen aus dem Süden, ein Versprechen von Wohnung und Arbeit für Tausende, und diejenigen, die dem Ruf folgten, brachten die unverkennbare Hysterie des Lebens von Hongkong mit sich.

    Marie war beim ersten Morgenschimmer erwacht, nach einem Schlaf voller quälender Albträume – und hatte gewusst, dass sie jetzt warten musste, so, als gäbe es keine Zeit, bis Catherine sie anrief. Catherine Staples hatte sie gestern Abend angerufen, sie aus einem Schlaf gerissen, in den sie völlig erschöpft gesunken war, nur um ihr höchst geheimnisvoll mitzuteilen, dass einige ungewöhnliche Dinge geschehen seien, die zu günstigen Nachrichten führen könnten. Sie würde sich mit einem Mann treffen, der Interesse gezeigt hatte, einem bemerkenswerten Mann, der helfen konnte. Marie sollte in der Wohnung bleiben, beim Telefon, falls sich irgendetwas Neues entwickelte. Da Catherine ihr eingeschärft hatte, am Telefon keinen Namen zu gebrauchen, hatte Marie keine Fragen gestellt und war auch nicht auf die Kürze des Anrufs eingegangen. »Ich rufe dich morgen früh gleich an, meine Liebe.« Mit diesen Worten hatte Catherine Staples abrupt aufgelegt.
    Sie hatte weder um halb neun noch um neun angerufen. Und jetzt war es halb zehn, und Marie konnte es nicht länger ertragen. Sie überlegte, dass Namen unnötig waren, wo doch jede die Stimme der anderen kannte, und Catherine musste verstehen, dass David Webbs Frau ein Recht darauf hatte, irgendetwas zu erfahren. Marie hatte in Catherines Wohnung angerufen; niemand hatte sich gemeldet, und so hatte sie noch einmal gewählt, um auch ganz sicher zu sein, dass sie nicht die falsche Nummer gewählt hatte. Nichts. In ihrer Enttäuschung und ohne viel nachzudenken, hatte sie das Konsulat angerufen.
    »Catherine Staples, bitte. Ich bin mit ihr befreundet, noch aus Ottawa her. Ich würde sie gern überraschen.«
    »Die Verbindung ist aber sehr gut.«
    »Ich bin nicht in Ottawa, ich bin hier«, sagte Marie und sah das Bild der gesprächigen Empfangssekretärin nur zu deutlich vor sich.
    »Tut mir Leid, meine Liebe, Mrs. Staples ist nicht im Hause und hat keine Anweisungen hinterlassen. Ehrlich gesagt, ihr Chef sucht sie auch. Wollen Sie mir nicht Ihre Nummer geben …«

    Marie ließ den Hörer auf die Gabel fallen und war plötzlich von Panik erfüllt. Es war inzwischen fast zehn Uhr geworden, und Catherine stand immer früh auf. ›Gleich morgen früh‹ konnte zwischen halb acht und halb zehn bedeuten, wahrscheinlich irgendwo in der Mitte, aber nicht zehn Uhr, nicht bei diesem Stand der Dinge. Und dann hatte zwölf Minuten später das Telefon geklingelt. Und damit war die Panik noch schlimmer geworden.
    »Marie?«
    »Catherine! Ist bei dir alles in Ordnung ?«
    »Ja, natürlich.«
    »Warum hast du nicht schon früher angerufen? Ich war dabei, den Verstand zu verlieren! Kannst du reden?«
    »Ja, ich bin in einer öffentlichen Telefonzelle …«
    »Was ist passiert? Was passiert jetzt ? Wer ist der Mann, mit dem du dich getroffen hast?«
    Catherine hatte eine kurze Pause gemacht, und einen Augenblick lang war das Schweigen irgendwie peinlich, ohne dass Marie hätte sagen können, warum. »Bleib bitte ganz ruhig, meine Liebe«, sagte Catherine. »Ich habe nicht früher angerufen, weil du Ruhe gebraucht hast, so viel Ruhe wie irgend möglich. Es könnte sein, dass ich die Antworten habe, die du willst, die du brauchst. Es ist nicht so schrecklich wie du glaubst, und du musst ruhig bleiben.«
    »Verdammt, ich bin ruhig. Zumindest bin ich einigermaßen vernünftig! Wovon, zum Teufel, redest du?«
    »Ich kann dir sagen, dass dein Mann am Leben ist.«
    »Und ich kann dir sagen, dass er in dem, was er tut, sehr gut ist – in dem, was er früher getan hat. Aber damit sagst du mir überhaupt nichts!«
    »Ich fahre jetzt in ein paar Minuten zu dir. Der Verkehr ist natürlich schrecklich, wie immer, und all die Sicherheitsvorkehrungen für die chinesisch-britischen Delegationen machen das noch schlimmer, weil sämtliche Straßen und der Tunnel verstopft sind. Aber es sollte nicht länger als eineinhalb Stunden, allerhöchstens zwei

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