Das Bourne Imperium
bat offensichtlich darum, dass man ihn befreie. Die Tür schob sich wieder auf, der Killer quetschte sich hinein, und die Tür ging zu.
»Das ist der Schnellbus zum Tian-An-Men-Platz«, sagte d’Anjou. »Ich habe die Nummer.«
»Wir müssen ein Taxi finden. Kommen Sie!«
»Das wird nicht einfach sein, Delta.«
»Dafür habe ich eine besondere Technik«, erwiderte Bourne und verließ den Schatten des Lieferwagens vom Fernmeldeamt, als der Bus vorüberfuhr. Er bahnte sich, den Franzosen im Schlepptau, einen Weg durch die Menge vor dem Hotel, dann gingen sie an der Taxischlange entlang, bis sie deren Ende erreicht hatten. Gerade bog ein letztes Taxi in die Zufahrt ein und wollte sich in die Schlange einreihen, als Jason auf die Straße hinausrannte und die Hand hob. Das Taxi hielt an, und der Fahrer schob den Kopf durchs Fenster.
»Shemma?«
»Wei!«, rief Bourne, rannte auf den Fahrer zu und hielt ihm ein Bündel Yuan-Scheine im Wert von wenigstens fünfzig amerikanischen Dollar hin. »Bi yao bang shu«, sagte er, was bedeutete, dass er dringend Hilfe brauche und bereit sei, dafür zu zahlen.
»Hao!«, rief der Fahrer aus und griff nach dem Geld. »Bingli ba!«, fügte er hinzu und rechtfertigte sein Verhalten mit einem plötzlich krank gewordenen Touristen.
Jason und d’Anjou stiegen ein, und der Fahrer maulte über den zweiten Fahrgast. Bourne ließ weitere zwanzig Yuan auf den Vordersitz fallen, was den Mann besänftigte. Er wendete, löste sich aus der Taxischlange und verließ den Flughafenkomplex.
»Dort vorne ist ein Bus«, sagte d’Anjou, im Sitz nach vorne gebeugt, in etwas schwerfälligem Mandarin, zu dem Fahrer. »Können Sie mich verstehen?«
»Ihre Sprache ist Guanzhou, aber ich verstehe.«
»Er fährt zum Tian-An-Men-Platz.«
»Welches Tor?«, fragte der Fahrer. »Welche Brücke?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe nur die Nummer vorne auf dem Bus gesehen. Sie lautet sieben-vier-zwei-eins.«
»Die letzte Ziffer ist eine Eins«, sagte der Fahrer. »Tian-Tor, zweite Brücke. Eingang zur Kaiserstadt.«
»Gibt es einen Parkplatz für die Busse?«
»Es wird viele Busse geben. Alle sind voll. Sie sind sehr
überfüllt. Der Tian-An-Men-Platz ist bei diesem Stand der Sonne überlaufen.«
»Wir sollten den Bus, von dem ich spreche, auf der Straße überholen, was für uns günstig ist, weil wir vor seiner Ankunft am Tian-An-Men-Platz sein wollen. Schaffen Sie das?«
»Ohne Schwierigkeit«, antwortete der Fahrer und grinste. »Die Busse sind alt und haben oft eine Panne. Vielleicht kommen wir viele Tage, bevor er das Nordtor erreicht, dort an.«
»Ich hoffe, das ist nicht Ihr Ernst«, unterbrach ihn Bourne.
»O nein, großzügiger Herr Tourist. Alle Fahrer sind ausgezeichnete Mechaniker – wenn sie das Glück haben, ihre Motoren zu finden.« Der Fahrer lachte verächtlich und trat auf das Gaspedal.
Drei Minuten später überholten sie den Bus, in dem der Killer fuhr. Sechsundvierzig Minuten darauf erreichten sie die weiße Marmorbrücke über einen von Menschenhand geschaffenen Burggraben vor dem Tor des Himmlischen Friedens – von dem aus die Führer Chinas Paraden von Vernichtungswerkzeugen, von tödlichen Waffen abnahmen. Hinter dem Tor mit dem so wenig zutreffenden Namen liegt eine der außergewöhnlichsten menschlichen Leistungen auf der ganzen Erde. Der Tian-An-Men-Platz. Der elektrisierende Knotenpunkt Beijings.
Die Majestät seiner Weite nimmt als Erstes das Auge des Besuchers gefangen, und dann die architektonische Gewalt der großen Halle des Volkes zur Rechten, mit einer Banketthalle, in der mehr als fünftausend Menschen Platz finden, und einem »Konferenzsaal« für zehntausend. Gegenüber dem Tor steht ein Obelisk, der bis in die Wolken reicht und auf einer zweistöckigen Terrasse aus Marmor in die Höhe ragt und im Sonnenlicht glitzert, während im Schatten darunter in die mächtige Basis die Kämpfe und Triumphe der Revolution Maos eingegraben sind. Dies ist das Denkmal für die Helden des Volkes, wobei Mao in diesem Pantheon der Erste ist. Und dann all die anderen Gebäude, Denkmäler, Museen, Tore, Bibliotheken – so weit das Auge reicht.
Aber mehr als alles andere beeindruckt das Auge die grenzenlose Weite offenen Raums. Raum und Menschen … und für das Ohr noch etwas anderes, etwas völlig Unerwartetes. Man könnte ein Dutzend der großen Stadien der Welt, größer als das Colosseum Roms, in den Tian-An-Men-Platz hineinpacken, ohne Enge zu leiden; hunderttausende
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