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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Seidenmalereien. Sie gelten als Delikatesse, sowohl für das Auge als auch für den Gaumen.«
    »In diesem Fall könnte ein sehr viel praktischerer Grund dahinterstecken.«
    »Und der wäre?«
    »Vogelreservate sind gewöhnlich weit ausgedehnt. Sie sind der Öffentlichkeit zugänglich, unterliegen aber den Vorschriften der Regierung, so wie das überall der Fall ist.«
    »Und worauf wollen Sie hinaus, Delta?«
    »In einem Land, wo schon zehn Leute, die mit der Parteilinie nicht einverstanden sind, Angst haben, zusammen gesehen zu werden – gibt es da einen besseren Ort als einen Naturpark, der sich normalerweise über Meilen erstreckt? Keine Büros oder Häuser oder Wohnungen, die man beobachten
kann, keine angezapften Telefonleitungen und keine elektronische Überwachung. Bloß unschuldige Menschen, die Vögel beobachten, in einer Nation von Vogelliebhabern, und jeder mit einem offiziellen Passierschein, der ihm den Zugang auch dann erlaubt, wenn das Reservat offiziell geschlossen ist – bei Tag und bei Nacht.«
    »Von Shenzen bis Peking? Das wäre viel großflächiger, als wir angenommen hatten.«
    »Was auch immer es ist«, sagte Jason und sah sich um. »Uns betrifft es nicht. Nur er betrifft uns … Wir müssen uns trennen, aber in Sichtweite bleiben. Ich werde hinübergehen …«
    »Nicht nötig!«, unterbrach ihn der Franzose. »Dort ist er!«
    »Wo?«
    »Gehen Sie zurück! Näher an den Lieferwagen von der Post. In seinem Schatten.«
    »Welcher ist es?«
    »Der Priester, der gerade das kleine Kind streichelt, das Mädchen«, antwortete d’Anjou, der den Rücken dem Wagen zuwandte und zu den Menschen vor dem Hoteleingang hinüberstarrte. »Ein Mann im Priesterrock«, fuhr der Franzose dann bitter fort. »Das ist einer der Tricks, die ich ihn gelehrt habe. Er hatte sich in Hongkong eine schwarze Soutane schneidern lassen, eine mit allem Drum und Dran und einem Etikett aus der Savile Row. An der Soutane habe ich ihn erkannt. Ich habe sie bezahlt.«
    »Sie kommen aus einer wohlhabenden Diözese«, sagte Bourne und musterte den Mann, zu dem er jetzt am liebsten hinübergerannt wäre, den er packen wollte und ins Hotel zerren. Die Tarnung des Killers war gut – mehr als gut –, und Jason versuchte, dieses Urteil zu analysieren. Graue Koteletten ragten unter dem schwarzen Hut hervor; eine dünne Nickelbrille saß tief auf der Nase seines bleichen, farblosen Gesichts. Mit geweiteten Augen und hochgeschobenen Brauen ließ er Freude und Staunen erkennen über das, was er an diesem fremden Ort erlebte. Alles waren Gottes Werke und Gottes Kinder, und so war es ganz natürlich,
dass er einem kleinen Chinesenmädchen liebevoll den Kopf tätschelte und der Mutter zulächelte und ihr freundlich zunickte. Das war es, dachte Jason voll widerstrebenden Respekts. Dieser Scheißkerl verströmte Liebe. In jeder Geste, jedem Blick der sanften Augen war Liebe zu spüren. Er war tatsächlich ein mitfühlender Priester, ein Hirte seiner Herde. Und als solchen würde man ihn in einer Menge ansehen, aber gleich wieder aus den Augen verlieren, wenn man einen Killer suchte.
    Bourne erinnerte sich. Carlos! Der Schakal hatte Priesterkleidung getragen, er sah ganz deutlich seine dunklen südländischen Züge über dem gestärkten weißen Kragen, wie er aus der Kirche in Neuilly-sur-Seine in Paris kam. Jason hatte ihn gesehen ! Sie hatten einander gesehen, ihre Blicke hatten sich gekreuzt, und jeder wusste, wer der andere war, ohne dass ein Wort gesprochen wurde. Hol dir Carlos. Locke Carlos in die Falle. Kain ist für Charlie und Carlos ist für Kain! Die Codes waren in seinem Schädel explodiert, als er in den Straßen von Paris hinter dem Schakal hergerannt war … um ihn dann im Verkehr aus den Augen zu verlieren, während ein alter Bettler, der auf dem Pflaster kauerte, bösartig lächelte.
    Dies war nicht Paris, dachte Bourne. Hier gab es keine Armee sterbender alter Männer, die diesen Meuchelmörder schützten. Diesen Schakal würde er in Peking fangen.
    »Seien Sie bereit!«, sagte d’Anjou und riss Jason aus seinen Erinnerungen. »Er nähert sich dem Bus.«
    »Der ist voll.«
    »Das ist es ja. Er wird als Letzter zusteigen. Wer weist schon einen Priester ab, der es eilig hat? Auch das ist natürlich eine meiner Lektionen.«
    Wieder hatte der Franzose Recht. Die Tür des kleinen, voll gestopften, schäbigen Busses ging zu, und dann schob der Priester den Arm durch und hielt die Türe an, zwängte die Schulter hinein und

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