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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Jasons Blickwinkel war nicht der beste. Doch wie auch immer, das Drehbuch lief unbehindert weiter ab, der Killer würde auf seine Weise mit seinem Klienten Verbindung aufnehmen.
    Er trat durch die Tür ins Halbdunkel, ebenso wie alle anderen vor ihm, vom plötzlichen Auftauchen der gigantischen Marmorskulptur des sitzenden Mao beeindruckt, einem Bildwerk, das so hoch und majestätisch aufragte, dass man in seiner Anwesenheit am liebsten den Atem angehalten hätte. Und man hatte auch keineswegs auf theatralische Effekte verzichtet. Die Lichtbündel, die die exquisite, scheinbar durchsichtige Marmorskulptur beleuchteten, erzeugten eine ätherische Wirkung, die die gigantische sitzende Gestalt von dem Samtteppich dahinter abhob und von der Finsternis, die sie umgab. Die massive Statue mit
den suchenden Augen schien in sich zu leben und sich ihrer Umgebung bewusst zu sein.
    Jason zwang sich, die Augen abzuwenden und nach Türen und Korridoren zu suchen. Es gab keine. Es war ein Mausoleum, das ganz dem Heiligen einer Nation gewidmet war. Aber es gab Säulen, mächtige, hohe Marmorsäulen, die einem die Möglichkeit boten, sich abzusondern. Der Ort der Zusammenkunft konnte im Schatten einer jener Säulen liegen. Er würde warten, würde sich ebenfalls im Schatten halten und aufpassen.
    Seine Gruppe betrat die zweite große Halle, die, falls das überhaupt möglich war, noch elektrisierender als die erste war. Sie sahen sich einem Sarg aus Kristallglas gegenüber, der den Leichnam des Vorsitzenden Mao Tse-tung umgab, eingehüllt in die rote Fahne, eine wächserne Leiche in friedlicher Ruhestellung – und doch schien es, als würden sich die geschlossenen Augen jeden Augenblick weit öffnen und sie in feuriger Missbilligung anstarren. Rings um den erhaben aufgestellten Sarkophag waren Blumen angeordnet, und zwei Reihen dunkelgrüner Fichten in riesigen Keramiktöpfen säumten die gegenüberliegenden Wände. Wieder spielten die Lichtstrahlen eine dramatische Farbsymphonie, durchstießen sich miteinander schneidende Strahlenbündel die Dunkelheit und tauchten das leuchtende Gelb und Rot und Blau der Blumen in gleißendes Licht.
    In der ersten Halle entstand Unruhe und störte das ehrfürchtige Schweigen der Menschen, aber das ging ebenso schnell vorbei, wie es angefangen hatte. Als letzter Tourist in der Reihe löste Bourne sich von der Gruppe, ohne dass die anderen das bemerkten. Er schlüpfte hinter eine Säule, suchte deren schützenden Schatten und spähte um den glitzernden weißen Marmor herum.
    Was er sah, paralysierte ihn, während ein Dutzend Gedanken in seinem Schädel aufeinander prallten und mehr als alles andere das eine Wort Falle ! Es gab keine Gruppe hinter seiner eigenen! Sie war die Letzte, die man eingelassen hatte – er war die letzte Person, die man eingelassen
hatte – ehe die schweren Torflügel sich geschlossen hatten. Das war das Geräusch, das er gehört hatte – das Schließen der Torflügel und das enttäuschte Aufstöhnen derer, die draußen darauf warteten, dass man ihnen den Zugang gestattete.
    Etwas geht hier vor … Die nächste Gruppe wird vielleicht warten müssen … Ein freundlicher Wachmann auf den Stufen.
    Mein Gott, das Ganze war von Anfang an eine Falle ! Jede Bewegung, jeder Anschein war kalkuliert gewesen! Von Anfang an ! Die Information, für die er auf einer vom Regen gepeitschten Insel bezahlt hatte, die fast nicht zu beschaffenden Flugtickets, die erste Entdeckung des Killers auf dem Flughafen – ein professioneller Killer, der zu einer viel besseren Verkleidung fähig war, mit zu auffälligem Haar und mit Kleidern, die ihn nur unzureichend tarnten. Und dann die Komplikation mit einem alten Mann, einem pensionierten Brigadier der Royal Engineers – so unlogisch logisch! So richtig, die Witterung der Täuschung so genau, so unwiderstehlich! Ein Soldat im Fenster eines Lieferwagens, der nicht nach ihm Ausschau hielt, sondern nach ihnen ! Die schwarze Soutane – ein dunkler Leuchtturm in der Sonne, bezahlt von dem, der den Killer geschaffen hatte –, so leicht zu entdecken, so leicht zu verfolgen. Herrgott, von Anfang an! Schließlich die Szenenfolge auf dem riesigen Platz, aus einem Drehbuch, das von Bourne selbst hätte stammen können – wieder für den Verfolger unwiderstehlich. Eine umgedrehte Falle: den Jäger fangen, während er seinem Opfer auflauert.
    Verzweifelt sah Jason sich um. Vorne, in der Ferne, war ein Sonnenstrahl zu sehen. Die Ausgangstüren

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