Das Bourne Imperium
befanden sich am anderen Ende des Mausoleums; sie würden bewacht sein, jeden Touristen würde man unter die Lupe nehmen, wenn er hinausging.
Schritte. Hinter seiner rechten Schulter. Bourne wirbelte nach links herum, zog den Messingbrieföffner aus dem Gürtel. Eine Gestalt in einem grauen Mao-Anzug von militärischem Schnitt ging vorsichtig im Schatten der Fichten an der mächtigen Säule vorbei. Er war nicht einmal zwei
Meter von ihm entfernt. In der Hand hielt der Mann eine Waffe mit einem dicken Aufsatz auf dem Lauf als Garantie dafür, dass ein Schuss nicht lauter als ein Spucken klingen würde. Jason führte seine tödlichen Kalkulationen in einer Art und Weise durch, die David Webb nie verstehen würde. Die Klinge musste ihr Ziel so finden, dass sie den sofortigen Tod garantierte. Aus dem Mund seines Feindes durfte kein Laut dringen, während er die Leiche in die Finsternis zurückzerrte.
Er sprang vor, und die zu Klauen gebogenen Finger seiner linken Hand klammerten sich wie ein Schraubstock um das Gesicht des Mannes, während er ihm den Brieföffner in den Hals trieb und die Klinge die Sehnen und zerbrechlichen Knorpel durchtrennte und die Luftröhre durchschnitt. Mit einer einzigen fließenden Bewegung ließ Bourne die linke Hand sinken, packte die große Waffe, die sein Feind noch immer umkrampft hielt, und drehte die Leiche herum, ließ sich mit ihr unter die Zweige der Fichten fallen, die die rechte Mauer säumten. Er schob die Leiche in die dunklen Schatten zwischen zwei großen Keramiktöpfen. Dann kroch er über die Leiche, die Waffe vor dem Gesicht, und arbeitete sich an der Mauer entlang auf die erste Halle zu, wo er sehen konnte, ohne gesehen zu werden.
Ein zweiter uniformierter Mann durchquerte den Lichtstrahl, der die Dunkelheit des Eingangs zur zweiten Halle erleuchtete. Er stand jetzt vor Maos Kristallsarg, beleuchtet von den gespenstischen Strahlenbündeln, und sah sich um. Er hielt ein Funkgerät an den Mund und sprach, lauschte dann; fünf Sekunden später veränderte sich sein Gesichtsausdruck, wurde besorgt. Er ging schnell nach rechts, verfolgte den Weg, den man dem ersten Mann zugeteilt hatte. Jason huschte zu der Leiche zurück, arbeitete sich auf Händen und Knien lautlos über den Marmorboden und schob sich an den Rand der tief hängenden Zweige.
Der Soldat kam jetzt näher, seine Schritte wurden langsamer, er musterte die letzten Leute in der Schlange vor
sich. Jetzt! Bourne sprang auf, als der Mann an ihm vorüberging, drückte ihm den Arm von hinten um den Hals und erstickte jeden Laut, während er ihn unter die Zweige zog und ihm die Waffe in den Leib presste. Er drückte ab; die gedämpfte Detonation klang höchstens wie ein Husten, nicht lauter. Der Mann stieß einen letzten heftigen Atemzug aus und erschlaffte.
Er musste hier raus ! Wenn er in dem ehrfürchtigen Schweigen des Mausoleums in die Falle ging und getötet wurde, dann hatte der Killer freie Bahn, und nichts würde dann mehr Maries Tod abwenden können.
Seine Feinde ließen die Falle jetzt zuschnappen. Er musste irgendwie überleben! Die sauberste Flucht erfolgt in Etappen unter Ausnutzung herrschender Verwirrung oder indem man selbst Verwirrung erzeugt.
Etappe eins und Etappe zwei waren erledigt. Eine gewisse Verwirrung existierte bereits, falls andere Männer in ihre Funkgeräte flüsterten.
Jetzt bedurfte es nur noch eines Brennpunkts, einer so heftigen und unerwarteten Störung, dass die, die ihn in den Schatten jagten, selbst Objekte einer plötzlichen hysterischen Suche wurden.
Und dazu gab es nur eine Möglichkeit, und Jason verspürte keinerlei obskure heroische Gefühle wie Ich könnte bei dem Versuch sterben. Er musste es tun! Es musste klappen! Alles hing von seinem Überleben ab, mehr als nur seine eigene Sicherheit. Er war jetzt ganz Profi, auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit, ruhig, entspannt und zielbewusst.
Bourne stand auf und schob sich quer durch das Astwerk, durchquerte den freien Raum, bis er die Säule vor sich erreicht hatte. Dann rannte er zur nächsten, und dann wieder zur nächsten, der ersten Säule in der zweiten Halle, zehn Meter von dem theatralisch angestrahlten Sarkophag entfernt. Er schob sich um das Marmorgebilde herum und wartete, beobachtete die Eingangstür.
Und dann geschah es. Der Offizier, der der »Gefangene« des Killers war, tauchte mit dem kleinen Zivilisten mit der
Aktentasche auf. Der Soldat trug ein Funkgerät; jetzt hob er es an, um zu sprechen und
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