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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auch sie sagte nichts weiter.
    Maria brachte aus der Küche einen Korb mit Schmalzgebackenem und einen Krug mit Würzwein, und gleich darauf polterte Anne an der Tür und kündigte zwei Besucher an.
    »Der Herr vom Spiegel und der Herr de Lambsdingens, Herr, sind an der Tür. Solle mer sie reinlosse?«
    Der Baumeister zuckte zusammen, stand auf und straffte die Schultern.
    »Aber natürlich, du Trutsch. Bitte sie allerhöflichst einzutreten. Frau Barbara, die Silberpokale! Legt dieses Hemd weg, das ziemt sich nicht, ein Untergewand vor edlen Herrn zu zeigen. Und hört mit dem Spinnen auf. Das Rad quietscht.«
    Auch der Kater wurde von seinem Lieblingsplatz verscheucht. Dann zog Meister Conrad sein Wams straff und war bereit, die edlen Gäste zu empfangen.
    Sie boten ein beeindruckendes Bild. Leon de Lambrays in kniekurzer, schwarzer Houppelande, die Locken glänzend gebürstet, die Beine in weichledernen Stiefeln, der Herr vom Spiegel in faltenreichem dunkelrotem Gelehrtengewand aus feinstem flandrischem Tuch, silberbestickt der Gürtel, silbern schimmernd Bart und Haar.
    Der Hausherr vollführte mehrere tiefe Verneigungen, bot den Besuchern die besten Plätze an und wollte ihnen Wein aufnötigen.
    »Lasst nur, Baumeister. Wir sind in vertraglichen Angelegenheiten hier. Wir wollen nüchtern handeln.«
    Der Hinweis auf den Handel ließ Meister Conrads Augen aufleuchten.
    »Ja, ja, selbstverständlich. Womit kann ich Euch dienen, wohledle Herrn? Habt Ihr einen Anbau zu richten, Verschönerungen an Euren sicher vollendeten Häusern vorzunehmen, Steinmetzarbeiten durchzuführen...«
    »Nein, Baumeister. Wir kommen in anderer Angelegenheit. Dies hier, Baumeister, ist mein Sohn Leon de Lambrays. Er ist Weinhändler aus Burgund und besucht alle Jahre diese Stadt, um seine Geschäfte abzuwickeln.«
    »Ah, Weinhändler. Ein guter Tropfen wird in Burgund angebaut, habe ich sagen hören. Wollt Ihr mir ein Angebot machen, Herr de Lambrays? Ich wäre nicht uninteressiert.«
    »Nein, Baumeister. Ich möchte Euch eine Bitte vortragen. Aber es handelt sich nicht um Wein.«
    Almut sah unter gesenkten Lidern zu Aziza hin, die aber ihren Blick nicht erwiderte. Ihre Hände, nun müßig, lagen sittsam gefaltet in ihrem Schoß, aber die Knöchel wirkten weiß.
    »Ihr wollt Euch hier niederlassen, edler Herr? Ihr sucht ein Grundstück für Lager und Geschäft? Ich habe von einigen sehr geeigneten Fleckchen Kenntnis.«
    »Zu einem späteren Zeitpunkt, Meister Conrad, will ich darauf zurückkommen. Noch allerdings befindet sich mein Heim in Burgund. Und es mag Euch schmerzlich ankommen zu hören, dass dies mit einem Verlust für Euch verbunden ist.«
    »Ihr habt doch nicht vor, mir meinen Steinmetz abzuwerben?« Meister Conrad rang verlegen die Hände, fasste sich aber. »Nun, wir können auch darüber reden. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er in ein fremdes Land ziehen möchte. Er hat Frau und Kinder.«
    »Der gute Mann mag bleiben, wo er ist. Ich bin nicht auf der Suche nach einem Handwerker, ich suche ein Weib, das an meiner Seite wirkt und mein Heim mit Kindern füllt.«
    Almut hatte größte Mühe, ein Glucksen zu unterdrücken, Aziza schnaufte leise, und Frau Barbara versteckte ihre tiefe Bewegung hinter einem gedämpften Hüsteln.
    »Oh - ähm...« Der Baumeister räusperte sich und suchte nach Worten. »Ähm, ein Weib sucht Ihr? Verstehe ich Euch richtig, Ihr kommt zu mir, weil Ihr ein Weib sucht, edler Herr?«
    Leon machte eine höfliche Verbeugung. »Ganz recht, Meister Conrad. Ich bin gekommen, weil ich um die Hand Eurer Tochter bitten möchte.«
    »Eine Ehre, Herr, eine Ehre. Doch fürchte ich, edler Herr... also, ich fürchte... Ich bin nur ein einfacher Baumeister, Herr. Und meine Tochter... sie ist ein wenig rau aufgewachsen.« Er drehte sich zu Almut um und funkelte sie an.
    »Sie erschien mir, Meister Conrad, immer liebreizend und wohlgebildet. Sie wird eine Zierde meines Heimes sein.«
    »Ja, wenn Ihr meint!« Almut sah, dass ihrem Vater gerade die Bedeutung der Verbindung aufging, und allerlei schönste Hoffnungen malten sich in seinem Gesicht ab. Fast bedauerte sie es, ihn enttäuschen zu müssen.
    »Je nun, Tochter, dann will ich hoffen, dass du dich dieser Bitte gebührlich gewogen zeigst und dem Herrn de Lambrays eine gute Gattin wirst.«
    »Nein, Vater.«
    Meister Conrad wollte soeben weiter in seiner schwungvollen Rede fortfahren, als die Antwort in voller Wucht in sein Bewusstsein drang.
    »Nein?«, donnerte er.

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