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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gemeinsam geteilten Leidenschaft.
    Als sie ihn ihren Namen aussprechen hörte, durchbebte sie ein neuerlicher Schauer. Sie nahm seine Hand und legte sie an ihre Wange.
    »Es ist gut, Ivo.«
    »Ja, es ist gut.«
    Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, und sie seufzte glücklich. Dann löste er sich von ihr und richtete die zerwühlten Decken. Als er wieder neben ihr lag, schmiegte sie sich in seine Armbeuge, und sie lauschten dem stetigen Rauschen des Regens. Gemeinsam glitten sie in einen von lichten Träumen durchwebten Schlaf, in dem sich ihre Seelen trafen und ihre Vereinigung feierten.
     
    Der Nachtwind hatte die Wolken vertrieben, und das Morgenrot quoll wie mit einem Jubelruf durch die Spalten der hölzernen Wände, als Almut erwachte. Ihr Kopf ruhte auf einem kräftigen Arm, ihr Rücken wurde umfangen von einem warmen Körper, ihre Beine gefesselt von einem anderen. Ihre leichte Bewegung erzeugte einen Brummton an ihrem Ohr.
    Er weckte ihre ungebärdige Zunge, und mit einem glücklichen Kichern flüsterte sie: »›Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, dass ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht stört, bis es ihr selbst gefällt.‹«
    »Ihr habt sie schon aufgeweckt, Weib. Und es würde mir sehr gefallen, sie zu pflegen.«
    Was der Herr dann auch kundig und mit großer Lust tat.
    Später hatte Almut dann das Vergnügen, im hellen Licht des Morgens seine aufrechte Gestalt zu bewundern. Die gut vierzig Jahre seines Lebens hatten seine Haare zwar ergrauen lassen, doch seine Haltung war die eines jüngeren Mannes. Seine Schultern waren breit, seine Beine lang und kräftig. Harte Arbeit hatte seine Muskeln gestrafft und seine Bewegungen geschmeidig gehalten.
    Während er die noch immer klammen Kleider ausschüttelte, beobachtete sie ihn mit großem Gefallen, und da ihr nun große Einsicht in die Worte Salomos geschenkt worden war, erlaubte sie sich zu bemerken: »›Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, so ist mein Freund unter den Jünglingen. Unter seinem Schatten zu sitzen begehre ich, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß. Er führt mich in den Weinkeller, und die Liebe ist sein Zeichen über mir. Er erquickt mich mit Traubenkuchen und labt mich mit Äpfeln.‹«
    »Unter den Jünglingen - ein ziemlich knorriger Apfelbaum bin ich inzwischen geworden«, grummelte er, aber die Fältchen an seinen Augen straften ihn Lügen. »Aber da Ihr Traubenkuchen und Äpfel erwähnt - das Fasten würde ich jetzt gerne brechen.«
     
    Bei Tageslicht war es einfacher, eine Stelle zu finden, an der man den Duffesbach überqueren konnte, und noch bevor die Glocken zur Terz läuteten, war Almut wieder im Konvent angekommen. Hier hatte der Regen einigen Schaden angerichtet, und den Tag verbrachte sie damit, ein schadhaftes Dach zu reparieren, die vom Wind halb ausgerissene Tür des Stalls zu richten und mit Mettel und Bela den Schlamm im Hof zu beseitigen. Alles das tat sie mit einem solchen Schwung, dass Clara verwundert bemerkte, sie habe wohl in einem Jungbrunnen gebadet.
    »Der Regen war erfrischend, ja. Aber ein Bad - ah!« Almut reckte sich. »Ein Bad, ein heißes, das könnte mir wirklich Freude bereiten. Und saubere Kleider.«
    »Dann werde ich Gertrud mal überreden, den Zuber bereit zu machen, und ihr helfen, einen Kessel Wasser zu wärmen. Auch wenn ich mir dabei Brandblasen an den Fingern holen werde.«
    »Du opferst dich immer so auf, Clara.«
    »Das wird zukünftig meine Aufgabe sein«, antwortete ihre Freundin düster. »Magda hat mir vorgeschlagen, ihre Nachfolgerin zu werden.«
    »Ach, wie schrecklich. Und das, wo du so leicht Ohrensausen bekommst.«
    »Ja, das wird mir nützlich sein, wenn all die Klagen zu mir kommen.«
    Vor dem Abendessen genoss Almut das gewünschte heiße Bad in dem dafür vorgesehenen Raum hinter dem Küchenkamin und wusch sich mit Elsas duftender Kräuterseife die Haare. Als sie sich schließlich mit den Tüchern abgetrocknet, die feuchten Strähnen gebürstet und zu einem Zopf geflochten hatte, kamen Clara und Magda zu ihr.
    »Deine beiden grauen Gewänder hast du in den vergangenen Tagen reichlich zerschlissen«, hub die Meisterin mit mildem Vorwurf an.
    »Ja, ich fürchte auch, sie taugen nur noch für den Lumpensammler. Es tut mir leid, Magda.«
    »Bestimmt?«
    »Sieh dir doch die funkelnden Augen an, Magda. Echte Reue kann ich darin nicht erkennen«, stichelte Clara.
    »Nein, nicht wahr?«
    Lächelnd breitete Clara die dunkelblaue Sukenie aus, die Frau Barbara

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