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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sie trug ein zartes Leinengewand, das nun nass an ihrem vor Kälte zitternden Körper klebte, und um den Hals und an den Handgelenken trug sie Goldschmuck. Die Dorfleute erkannten sie vielleicht nicht wieder, doch nun würden sie sich bestimmt an sie erinnern.
    Ein paar Fischerboote lagen noch unbemannt auf dem Wasserlauf, und ich watete zu einem von ihnen und hievte mich an Bord. Am Ufer sammelte sich meine kleine Truppe an einem Feuer, über dem Heringe geräuchert wurden, um sich zu trocknen. Ich hatte Rollo und zehn seiner Männer, die Übrigen waren meine Krieger.
    Wir beobachteten, wie Osferths Männer den Steinanker aufs Schiff zogen und den
Seolferwulf
aus dem Wasserlauf steuerten. Auf jeder Seite saßen zehn Ruderer, und sie bewegten sich nur langsam vorwärts. Einen Augenblick lang fühlte ich Erschrecken, als der
Seolferwulf
sich schließlich    nordostwärts wandte und sein heller Rumpf hinter Dünen verschwand. Ein Schiff ist eine Art Festung, und diese Festung hatte ich nun aufgegeben. Schnell berührte ich meinen Thorshammer mit der stillen Bitte, dass die Götter uns schützen sollten.
    Skirnir, das wusste ich, würde von dem Kampf hören. Er würde erfahren, dass der
Seolferwulf nur
noch mit der halben Mannschaft besetzt war, und er würde von dem schlanken, schwarzhaarigen, goldbehängten Mädchen hören. Er würde wissen, dass wir ohne Kettenrüstungen und sehr spärlich bewaffnet an Land zurückgelassen worden waren. So köderte ich ihn. Ich hatte das frische Fleisch ausgelegt und wartete nun darauf, dass der Wolf in die Falle ging.
    Wir benutzten das Fischerboot, um über den Wasserlauf zu kommen. Auf der anderen Uferseite angekommen, entzündeten wir ein Treibholzfeuer. Wir blieben den ganzen Tag lang dort, wie Männer, die nicht wissen, was sie tun sollen. Am späten Vormittag begann es zu regnen, und dann wurde der Regen heftiger, prasselte aus niedrig hängenden Wolken auf uns herab. Wir legten mehr Holz aufs Feuer. Die Flammen kämpften qualmend gegen den Regenguss. Niemand sah, dass einige von uns die Waffen und Kettenhemden herantrugen, die wir in der vorangegangenen Nacht versteckt hatten. Ich hatte jetzt vierunddreißig Männer, und ich schickte zwei von ihnen los, um den Wasserlauf ein Stück stromauf zu erkunden. Beide Männer waren am Mündungsgebiet der Temes aufgewachsen, und dort war die Küste derjenigen recht ähnlich, an der wir uns nun befanden. Sie konnten beide schwimmen und kannten sich gut mit Marschland aus. Ich erklärte ihnen, was sie für mich suchen sollten. Sie kamen am späten Nachmittag zurück, als der Regen langsam nachließ.
    Am frühen Abend, als die Fischer mit der Flut zurückkehrten, nahm ich sechs Männer mit auf die andere Seite des Wasserlaufs und kaufte für ein paar Silberbröckchen Fisch. Wir alle trugen Schwerter, und die Dorfleute behandelten uns mit vorsichtigem Respekt. «Was liegt in dieser Richtung?», fragte ich sie und deutete den Wasserlauf hinauf.
    Sie wussten, dass weiter landeinwärts ein Kloster lag, doch es war weit entfernt, und nur drei von ihnen hatten es je mit eigenen Augen gesehen. «Es ist eine ganze Tagesreise bis dorthin», sagten sie ehrfürchtig.
    «Ich kann nicht auf See gehen», sagte ich, «sonst fängt uns Skirnir ab.»
    Dazu sagten sie nichts. Schon Skirnirs Name ließ sie verstummen.
    «Wie ich höre, ist er ein reicher Mann», bemerkte ich.
    Einer der alten Männer bekreuzigte sich. Ich hatte hölzerne Götterbilder im Dorf gesehen, aber das Volk hier kannte das Christentum, und dass der Mann unwillkürlich ein Kreuz geschlagen hatte, bewies, dass ich ihn erschreckt hatte. «Sein Schatz, Herr, liegt in einem Hügel und wird von einem gewaltigen Drachen bewacht.»
    «Einem Drachen?»
    «Einem Feuerdrachen, Herr, der mit seinen riesigen schwarzen Flügeln den Mond verdunkeln kann.» Er bekreuzigte sich erneut, und dann, um sicherzugehen, zupfte er ein Hammeramulett unter seinem schmierigen Hemd hervor und küsste es.
    Wir nahmen die Nahrungsmittel mit zurück auf unser Ufer des Wasserlaufs, und dann, mit den letzten Minuten der Flut, ruderten wir auf dem Fischerboot landeinwärts. Das Boot war überfüllt und lag tief im Wasser. Die Dorfleute sahen uns nach, bis wir verschwunden waren, und immer noch ruderten wir weiter, glitten zwischen Schilfhainen und Sandbänken hindurch, bis wir die Stelle erreicht hatten, die von meinen beiden Spähern ausgewählt worden war. Sie hatten ihre Sache gut gemacht. Die Stelle war genau,

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