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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wahrheit. Finan berichtete Grageld, dass wir zu den Friesischen Inseln gesegelt waren, um Skirnir zu berauben, doch dann schmückte er    die Wahrheit mit Erfundenem aus. «Ich sagte, wir hätten erfahren, dass das Gold zu gut bewacht wird, also hätten wir darauf bestanden, dass du Skade an ihren Gemahl zurückverkaufst. Aber du hättest dich geweigert. Ich sagte, wir alle hassten diese Hündin, und er sagte, damit hätten wir ganz recht.»
    «Grageld mochte sie nicht?»
    «Niemand von ihnen mochte sie, aber Skirnir war wie geblendet von ihr. Der Bruder glaubte, dass sie einen Zauber über Skirnir verhängt hätte.»
    Finan erzählte mir das alles in Skirnirs Palas, und ich erinnere mich, dass ich zu Skade hinübersah, die im Licht der großen Feuerstelle mitten im Raum stand. Sie war ein Agleecwif, dachte ich, eine Zauberin. Vor Jahren hatte mir Pater Beocca eine Geschichte aus alten Zeiten erzählt, aus den fernen Tagen, in denen Männer schimmernde Marmorgebäude errichteten, den Tagen, als die Welt noch nicht in Finsternis und Schmutz versank. Ausnahmsweise war es keine Geschichte von Gott oder seinen Propheten, sondern von einer Königin, die ihrem Gemahl davongelaufen war, weil sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte, und der Gemahl machte sich mit einer großen Schiffsflotte auf den Weg, um sie zurückzuholen, und am Ende verbrannte eine ganze Stadt, und all ihre männlichen Bewohner wurden getötet, und all das wegen eines Aglæcwifs, das längst tot war. Die Dichter sagen, wir kämpfen für Ruhm und Herrlichkeit, für Gold und für unsere Häuser, aber ich habe in meinem Leben ebenso oft für eine Frau gekämpft. Sie haben die Macht. Ich habe oft gehört, wie sich Ælswith, Alfreds sauertöpfisches Weib, darüber beschwerte, dass dies eine Welt der Männer sei. Das mag sein, doch Frauen haben Macht über Männer. Für Frauen kreuzen die Flotten über    die salzigen Meere, und für Frauen brennen die stolzen Paläste, und für Frauen gehen die Schwertkrieger in den Tod.
    «Freilich wollte Grageld, dass wir zu Skirnir gehen», erzählte Finan, «aber wir sagten nein. Er fragte, was wir wollten, und wir sagten, wir wollten die Belohnung haben, die er für seine Frau ausgesetzt hat, weil wir Osferth zum König machen wollten und dafür Silber brauchten.»
    «Das hat er geglaubt?»
    «Brauchst du einen Grund, um Silber zu wollen?», fragte Finan. Dann zuckte er mit den Schultern. «Er hat uns geglaubt, und Osferth war sehr überzeugend.»
    «Als ich die Geschichte erzählte», warf Osferth mit einem schiefen Lächeln ein, «musste ich feststellen, dass ich sie sogar selbst glaubte.»
    Ich lachte. «Willst du König werden, Osferth?»
    Er lächelte, und wenn er lächelte, ähnelte er seinem Vater so sehr, dass es schon unheimlich war. «Nein, Herr», sagte er sanftmütig.
    «Und ich bin nicht sicher, ob Grageld wusste, wer Alfred ist», fuhr Finan fort. «Er kannte zwar den Namen, und er kannte seine Münzen, aber er schien zu glauben, Wessex liege unendlich weit entfernt von hier. Also sagte ich, dass in Wessex das Silber auf den Eschen wächst und dass sein König alt und müde ist; und dass Osferth der neue König werden wird und dass er mit Skirnir in Freundschaft leben will.»
    «Und all das hat er geglaubt?»
    «Er muss es geglaubt haben! Er wollte, dass wir nach Zegge gehen, aber ich sagte nein. Ich wollte den
Seolferwulf
nicht durch diese Wasserläufe fahren, sodass wir am Ende in der Falle gesessen hätten, und deshalb warteten wir, bis Skirnir mit seinem zweiten Schiff herauskam. Sie nahmen uns in die Mitte, und ich sah ihnen an, dass sie daran dachten, unser Schiff zu kapern.»
    Das war meine Befürchtung gewesen. Ich stellte mir den
Seolferwulf
mit seiner geschrumpften Mannschaft vor, während beidseits Skirnirs vollbesetzte Langschiffe lagen.
    «Aber daran hatten wir schon zuvor gedacht», sagte Finan heiter, «und deshalb haben wir den Ankerstein an der Rah hochgezogen.» Unsere Anker sind riesige Steinräder, so groß wie Mühlsteine, und haben ein Loch in der Mitte. Finan hatte
Seolferwulfs
Anker an der Rah hochgezogen, und die Botschaft dieses schwebenden Steinbrockens war unmissverständlich: Wenn eines von Skirnirs Schiffen angriffe, würde der Stein über dieses Schiff geschwungen, das Seil, das ihn hielt, würde mit einer Axt durchgehauen, und der Stein würde herunterstürzen und den Kielraum des angreifenden Schiffs zerschmettern. Skirnir würde ein Schiff gewinnen und eines

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