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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wessex versprach, und jetzt hatte sie sich mir angeschlossen.
    «Sie benutzt dich», hatte Brida in Dunholm gesagt.
    «Ich benutze sie», hatte ich erwidert.
    «Wir haben hier ein Dutzend Huren, die billiger sind», hatte sie verächtlich zurückgegeben.
    Also benutzte mich Skade, doch wofür? Sie verlangte die Hälfte von Skirnirs Hort, doch was würde sie damit anfangen? Als ich mich danach erkundigte, hatte sie mit den Schultern gezuckt, als seien solche Fragen unerheblich,    aber an diesem Abend, vor Osferths vorgetäuschtem Verrat, fragte sie mich selbst, warum ich das Geld ihres Gemahls wollte.
    «Du weißt, warum.»
    «Um dir deine Festung zurückzuholen?» «Ja.»
    Sie lag eine Weile schweigend da. Das Wasser schlug leise an
Seolferwulfs
Planken. Ich hörte meine Männer schnarchen, die Schritte meiner Wachleute im Bug und über unseren Köpfen auf der Steuerplattform. «Und was dann?», fragte sie schließlich.
    «Dann bin ich der Herr von Bebbanburg», sagte ich.
    «Wie Skirnir der Herr von Zegge ist?»
    «Es gab einmal eine Zeit, in der die Herren von Bebbanburg bis weit in den Norden und im Süden bis an den Humbre geherrscht haben.» «Sie haben Northumbrien regiert?» «Ja.»
    Ich war von ihr behext. Meine Vorfahren hatten Northumbrien niemals regiert, sie hatten kaum den nördlichen Teil dieses Königreiches beherrscht, als es zwischen zwei Thronen aufgeteilt wurde, doch ich legte ihr einen erfundenen Tribut zu Füßen. Ich stellte ihr in Aussicht, eine Königin zu werden, denn das war es, was Skade wollte. Sie wollte herrschen, und dazu brauchte sie einen Mann, der Krieger anführen konnte, und im Moment hielt sie mich für diesen Mann.
    «Jetzt regiert Guthred in Northumbrien», sagte sie.
    «Und er ist närrisch im Kopf», sagte ich, «und er ist krank.»
    «Und wenn er stirbt?»
    «Dann wird ein anderer Mann König.»
    Sie schmiegte ihren schlanken Körper an meinen, streichelte mir zärtlich über die Brust und küsste mich auf die Schulter. «Wer?» «Wer auch immer der Stärkste ist», sagte ich.
    Sie küsste mich erneut und lag dann still und träumte. Und auch ich träumte. Ich träumte von Bebbanburg, von seinem windgepeitschten Palas, seinen kleinen Feldern und seinen zähen, dickköpfigen Leuten. Und ich dachte an das Wagnis, das wir in der Morgendämmerung eingehen würden.
    Früher in dieser Nacht, im Schutz der Dunkelheit, hatten wir ein kleines Boot mit Kettenhemden, Waffen, Helmen und meiner eisenbeschlagenen Truhe beladen. Wir hatten diese wertvolle Fracht auf die unbewohnte Nordseite des Wasserlaufs gebracht und im Schilf versteckt. Zwei meiner Männer blieben zur Bewachung dort und erhielten den Befehl, sich verborgen zu halten.
    Am Morgen, als die Fischerleute zu ihren vertäuten Schiffen wateten, fingen wir einen Streit an. Wir brüllten, bellten Verunglimpfungen, und dann, als die Dorfbewohner in ihren Aufgaben innehielten, um den
Seolferwulf 
zu
beobachten, begannen wir zu kämpfen. Schwerter klirrten, dumpf klang Stahl auf Holzschilden, die Schreie verwundeter Männer gellten. In Wahrheit wurde niemand verletzt. Einige meiner Männer lachten bei diesem Schauspiel, doch vom Ufer des Wasserlaufs aus sah alles ganz echt aus, und langsam wurde ein Teil der Mannschaft zum Heck des
Seolferwulfs
zurückgedrängt und brachte sich mit einem Sprung aus dem Schiff in Sicherheit. Ich war einer von ihnen. Ich trug kein Kettenhemd und Wespenstachel als einzige Waffe, die ich beim Springen fest in der Hand behielt. Skade sprang mit mir. Unser Schiff lag an der südlichen Seite des Wasserlaufs, etwas entfernt vom tieferen Wasser in der Mitte der Fahrrinne, und niemand von uns musste schwimmen. Die übrigen Männer auf dem
Seowulf
jubelten über ihren vorgetäuschten Sieg, und Osferth schleuderte mir einen Speer nach, der in gefährlicher Nähe ins Wasser traf. «Verschwinde und stirb!», brüllte er.
    «Und nimm deine Hure mit!», schrie Finan. Ein weiterer Speer fuhr klatschend in den Wasserlauf, und ich packte ihn, während wir uns auf das rutschige Ufer zukämpften.
    Wir waren dreißig, etwas weniger als die halbe Mannschaft. Die Übrigen waren an Bord des
Seolferwulfs
geblieben. Triefend vor Nässe kamen wir ans Ufer, keiner von uns im Kettenhemd und manche sogar ohne jegliche Waffe. Die Dorfleute gafften uns an. Die Fischer hatten innegehalten, um unseren Kampf zu beobachten. Jetzt fuhren sie aus, als sei nichts geschehen, doch zuvor sicherten sie sich einen guten Blick auf Skade.

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