Das Bronze-Bataillon
Vorschrift ausgehoben worden. Innerhalb des von den Sensoren abgedeckten Gebietes hatte jede Zwei-Mann-Gruppe ihr eigenes Schützenloch ausgehoben, und die meisten aus der Kompanie würden auch darin schlafen. Diese Zwei-Meter-Gräben waren unbequem, aber dafür sicher. Diejenigen, die nicht einer Schützengruppe zugeteilt worden waren, wie etwa die Navy-Angehörigen (oder Roger), hatten behelfsmäßige Bunker errichtet, mit Hilfe ihrer Einmann-Biwakzelte, die im Inneren der von den Schützenlöchern umringten Fläche aufgestellt waren; und die Kompanie würde die ganze Nacht über Fünfzig-Prozent-Wachen halten, was also bedeutete, dass innerhalb einer solchen Zwei-Mann-Gruppe der eine Soldat Wache hielt, während sein Kamerad schlief. Das war eine Technik, die vielen Armeen relative Sicherheit gegeben hatte – auf zahlreichen Welten, während Tausender von Kriegen.
Relative Sicherheit.
»Wie geht es den Leuten, Sergeant Major?«, fragte er dann leise. Es missfiel ihm, dass er überhaupt fragen musste. Aber diese ständigen Streitereien mit Roger hatten ihn davon abgehalten, sich so nah bei der Truppe aufzuhalten, wie er das eigentlich bevorzugte.
»Beunruhigt«, gab Kosutic zu. »Vor allem die Verheirateten. Deren Ehepartnern und Kindern wird inzwischen mitgeteilt worden sein, dass sie alle tot sind. Und selbst wenn die es jemals wieder zurück schaffen sollten, wird das Ganze hart. Wer soll sich denn in der Zwischenzeit um die Familien kümmern? Von dem Sterbegeld kann man nicht lange leben.«
Darüber hatte Pahner auch schon nachgedacht.
»Erklären Sie ihnen, dass die eine gewaltige Nachzahlung erhalten werden, sobald wir wieder zu Hause sind. Wo wir gerade dabei sind: wir müssen irgendeine Art Soldsystem ans Laufen bekommen, sobald wir etwas erreichen, was auf dieser Welt hier als ›Zivilisation‹ durchgeht.«
»Sollte man sich darüber jetzt schon Gedanken machen?«, fragte Kosutic. »Wenn wir erst einmal diese Nacht hier überstehen, bin ich schon völlig zufrieden. Das mit diesen Yaden gefällt mir ganz und gar nicht. Dieser riesige Krabbler da sieht mir nicht wie jemand aus, der sich leicht Angst einjagen lässt.«
Pahner nickte, sagte aber nichts dazu. Er hätte zugeben müssen, dass das Verhalten des Marduk-Schamanen ihn ebenfalls beunruhigte.
»Aufwachen, Wilbur!« Lance Corporal D'Estrees stieß den Stiefel des Grenadiers mit ihrem Plasmagewehr an. »Komm schon, du blöder Faulpelz! Jetzt bist du dran!«
Mitternacht war gerade vorbei, und D'Estrees war mehr als bereit, sich ein paar Stunden auszustrecken. Seit Sonnenuntergang hatten Wilbur und sie sich abgewechselt, während es kälter und kälter geworden war. Einige kleine Wesen huschten durch den Dschungel, der unter ihnen in der Talsenke lag, und sie hörten die sonderbaren, fremdartigen Laute und Geräusche, mit denen man es immer auf einer neuen Welt zu tun bekam. Doch es gab nichts Gefährliches, nichts, was eine Erwähnung wert gewesen wäre. Selbst jetzt, da die beiden Monde des Planeten hinter dem Horizont verschwunden waren, gab es genügend Licht. Da ihre Helme die Resthelligkeit verstärken konnten, war es auch momentan kaum dunkler als bei Sonnenuntergang; und es gab nichts zu tun. Nur stundenlang warten und Wache schieben und darüber nachdenken, in welchen Schwierigkeiten die Kompanie steckte. Jetzt war Wilbur an der Reihe, und das Biwakzelt schien D'Estrees immer verlockender. Vorausgesetzt, sie schaffte es irgendwie, diesen blöden Kerl zu wecken.
Der Grenadier schlief in seinem ›Biwy‹, einer Kombination aus Einmann-Schlauchzelt und Schlafsack, weniger als einen Meter hinter dem Schützenloch. Wenn die Luft zu brennen beginnen sollte, konnte er in einer Sekunde in dem Loch sein; er wäre dann in dem Schützenloch, bevor er noch ganz wach war. Damit konnte man ihn auch leicht erreichen, um ihn für die Wachablösung zu wecken; doch es war ein langer Tag gewesen und es schien, als schliefe er wirklich fest.
Schließlich begann D'Estrees sich zu ärgern und schaltete ihre Rotlicht-Taschenlampe ein. Man konnte das Ding selbstverständlich auch auf Infrarot schalten, aber jemandem die Augenlider anzuheben und ihm dann mit Infrarotlicht hineinzuleuchten, das brachte ganz genau gar nichts.
D'Estrees schlug das obere Teil des Zeltes zurück, um dem schlafenden Grenadier in die Augen zu leuchten.
Beim ersten Schrei hatte sich Roger bereits auf die Füße gerollt. Allerdings hätte er sich einige Prellungen ersparen können,
Weitere Kostenlose Bücher