Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
Vom Netzwerk:
zur Erreichung dieses Ziels führen könnte. Denn die Tatsache, daß wir ein einzelnes Atom nicht zu sehen vermögen, beruht nicht etwa auf der Unvollkommenheit unserer Vergrößerungsapparate, sondern auf der Natur des Lichts selbst.
    Der kleinste Gegenstand, den wir beim normalen Abstand vom Auge, etwa 25 Zentimeter, noch zu sehen vermögen, muß eine Ausdehnung von 3,75 Hundertsteln eines Millimeters haben. Dann reicht der Winkel, den die äußersten, an seinen Kanten vorbeiziehenden Sehstrahlen bilden, gerade noch aus, um den Körper der Netzhaut erkennbar zu machen. Mit Hilfe des Mikroskops können wir die Gesichtswinkel vergrößern. Aber es entsteht eine für die Sichtbarmachung nicht mehr unterschreitbare Grenze, sobald die Kleinheit des zu beobachtenden Körpers sich der Wellenlänge des Lichts nähert. Das ist durch Beobachtungen an Beugungsgittern und anschließende theoretische Betrachtungen nachgewiesen.
    Die Wellenlänge des Lichts in demjenigen Teil des Spektrums, für den unser Auge die größte Empfindlichkeit besitzt, beträgt 5,5 / 10 000 Millimeter. Kleinere Körper können wir also auf keinen Fall, selbst durch das schärfste Mikroskop gewöhnlicher Art, mehr erblicken.
    221 Etwas läßt sich die Grenze noch durch besondere Kunstgriffe herabdrücken. Man kann Licht von kürzerer Wellenlänge anwenden, also violette oder ultraviolette Lichtstrahlen, die dann freilich zuletzt nicht mehr auf das Auge, sondern auf die photographische Platte einwirken.
    Als allerletzte Grenze erhält man dann 1 Zehntausendstel Millimeter, was von einem Hundertmillionstel Millimeter, der höchsten Atomgröße, noch hoffnungslos weit entfernt ist.

163. Ein Atom als Feuerwerker
    Ist die Erwartung auch hoffnungslos, daß man ein einzelnes Atom jemals mit dem Auge wird wahrnehmen können, so ist man doch heute schon imstande, wenigstens die Wirkung eines einzelnen Atoms zu sehen. Das Mittel hierzu gewährt uns die Radioaktivität, die gestattet, einzelne Atome zu isolieren.
    Wenn das Radium zerfällt, so schleudert es Heliumatome aus. Diese fliegen mit einer Geschwindigkeit von 20 000 Kilometern in der Sekunde durch den Raum und vermögen durch ihr furchtbares Bombardement einen Zinksulfidschirm beim Auftreffen zum Leuchten zu bringen. Ein einziges Gramm Radium sendet in der Sekunde etwa 40 Milliarden Heliumatome aus. Ist also eine gewisse Menge Radium vorhanden, so leuchtet der Zinksulfidschirm gleichmäßig und ständig. Denn unaufhörlich treffen ihn die kleinen Geschosse.
    Anders ist es, wenn man eine äußerst winzige Radiummenge verwendet. Dann beobachtet man auf dem Schirm kein ruhiges Glühen mehr, sondern das Licht zeigt Blitze und Zuckungen, es gleicht einem Sternschnuppenfall. Die ausgeschleuderten Teilchen folgen nun nicht mehr in ununterbrochenem Zug aufeinander, sondern die wenigen Atome zerfallen eins nach dem anderen in kleinen Pausen. Jeder Feuerblitz auf dem Schirm ist die Wirkung eines einzelnen Atoms.

164. Der kostbarste Stoff
    Quelle: Professor Dr. Marckwald , Aufsatz: »Strahlung radioaktiver Stoffe«. 64. Bändchen der Sammlung »Aus Natur und Geisteswelt« »Sichtbare und unsichtbare Strahlen«. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig, 1910. Z.
    Seit Kirchhoff und Bunsen die Bedeutung der Spektrallinien feststellten, ist keine wissenschaftliche Entdeckung von so ungeheurer Bedeutung gewesen wie die Auffindung des Radiums . Er wurden hierdurch Eigenschaften der Materie offenbar, die niemand vorher geahnt hatte. Die Wissenschaft, der doch schon 222 die geheimnisvollen Kathoden- und Röntgenstrahlen bekannt waren, sah sich hier vor Tatsachen gestellt, deren Eigentümlichkeit über alle Grenzen hinausgeht.
    Einen Augenblick stand gewissermaßen das ganze physikalische Räderwerk still. Ein schwerer Bremsklotz drückte gegen die Hauptspindel: das erlauchte Gesetz von der Erhaltung der Kraft schien widerlegt. Denn hier hatte man einen Stoff, der Energie scheinbar aus Nichts erzeugte und Energie in solchen Mengen, daß alle anderen Kraftquellen dagegen zu Winzigkeiten einschrumpften. Daß es dann doch sehr bald gelang, die neue strahlende Erscheinung in die bestehende Rangordnung als ein regelmäßiges Glied einzufügen, ist ein außerordentlicher Triumph der physikalischen Wissenschaft gewesen. Unter allen Wundern, die mit der Auffindung des Radiums neu erstanden, ist dies vielleicht das größte.
    Nun läuft das Räderwerk wieder, die Bremse ist gelöst, ja die Geschwindigkeit der Räder hat sich

Weitere Kostenlose Bücher