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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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erkennen, daß das 133 Gespräch sich um Personen und Verhältnisse in Rom während des Zeitalters des Augustus drehte, sowie auch, daß darunter vieles vorkam, das Swedenborg neu war.
    Bald darauf wurde die Tür geöffnet, und Swedenborg, den er aus Porträts kannte, trat mit einer höchst zufriedenen Miene heraus. Mit einem freundlichen Nicken begrüßte er Porthan, war aber doch hauptsächlich mit einem unsichtbaren Gast beschäftigt, den er unter den verbindlichsten Artigkeiten bis an die äußere Tür begleitete, wo er von ihm Abschied nahm, sich ausbittend, bald einen neuen Besuch von ihm zu erhalten. Unmittelbar darauf wandte sich der Geisterseher an Porthan und redete ihn mit einem herzlichen Händedruck folgendermaßen an:
    »Herzlich willkommen, Herr Magister! Entschuldigen Sie, daß ich Sie habe warten lassen. Sie sehen aber, daß ich Besuch hatte.«
    Erstaunt und verlegen stammelte der arme Porthan hervor: »Ja, es kam mir vor, als ob ich es vernähme.«
    »Und würden Sie wohl raten, von wem?«
    »Unmöglich.«
    »Denken Sie einmal, mein Herr, von Virgilius selbst. Und, wissen Sie, er ist ein ungemein angenehmer Mann. Ich habe stets eine gute Meinung von ihm gehabt, und er verdient es; er ist ebenso anspruchslos wie geistreich und dabei höchst interessant und unterhaltend.«
    »So habe ich ihn mir auch vorgestellt«, fiel der Magister ein.
    »Richtig, und er ist sich auch vollkommen gleich geblieben. Es mag Ihnen vielleicht bekannt sein, daß ich mich in meiner früheren Jugend mit römischer Literatur vielfach beschäftigte und auch einige Carmina verfaßte, die in Skara gedruckt wurden.«
    »Ich weiß es, und alle Kenner schätzen sie hoch.«
    »Das freut mich; dem sei aber wie ihm wolle; dies machte die liebste Beschäftigung meiner Jugend aus. Allein viele Jahre anderer Studien, Beschäftigungen und Gedanken liegen zwischen jener Zeit und der jetzigen. Virgils unerwarteter Besuch hat meine Jugenderinnerungen zurückgerufen; ich fand ihn artig und mitteilsam und befragte ihn daher über viele Dinge, worüber niemand besser als er Bescheid geben kann. Er hat mir versprochen, daß er bald wiederkommen werde.«”
    Aus dieser Vision erkennt man klar den abnormen Geisteszustand Swedenborgs. In seiner Jugend hatte er sich viel mit lateinischen Dichtungen beschäftigt, und die Erinnerung daran wurde in ihm eines Tags so lebendig, daß er einen der bedeutendsten Vertreter jener Poesie wirklich vor sich zu sehen 134 glaubte. Kein objektiv Denkender wird an die Wirklichkeit der Erscheinung glauben. Die Annahme einer Halluzination liegt auch bedeutend näher, zumal wir aus vielen Fällen mit Sicherheit wissen, daß geeignete Personen einen ganz konkreten Eindruck des halluzinierten Gegenstands haben.

104. Die Seherin von Prevorst
    Quelle: Justinus Kerner: »Die Seherin von Prevorst«, Verlag von Philipp Reclam jun., Leipzig. Z.
    Eine in der Geschichte des Hellsehens gleichfalls als höchste Merkwürdigkeit verzeichnete Begebenheit hat sich im Jahre 1826 in dem kleinen Städtchen Weinsberg im württembergischen Neckarkreis zugetragen. Dort wohnte der Dichter und Arzt Justinus Kerner , in dessen Behandlung im genannten Jahr eines der bedeutendsten Medien des vorigen Jahrhunderts kam. Es war Frau Friederike Hauffe , geborene Wanner. Sie stammte aus dem kleinen Bergdorf Prevorst und hatte schon seit früher Jugend Erscheinungen. Im Anfang des Jahres 1822 wurde sie nach einem nächtlichen Traum von einem schweren hysterischen Anfall mit furchtbaren Krämpfen heimgesucht, und seitdem war sie schwer leidend. Als sie zu Kerner nach Weinsberg kam, schien sie eine Sterbende. Alle drei bis vier Minuten mußte ihr ein Löffel Suppe gereicht werden, den sie oft nicht verschlingen konnte, sondern nur in den Mund nahm und wieder ausspie. Reichte man ihn ihr nicht, so verfiel sie in Ohnmacht oder Starrkrampf. In diesem Zustand hat sie noch viele Jahre gelebt.
    Jeden Abend um sieben Uhr sank sie in »magnetischen Schlaf«. Gleich in den ersten Tagen ihres Weinsberger Aufenthalts, als sie weder von der Örtlichkeit noch von den Verhältnissen der Einwohner irgend eine genaue Kenntnis haben konnte, klagte sie im Schlaf darüber, daß ein Mann, den sie nicht weit von sich in einer sehr traurigen und bemitleidenswerten Gestalt sehe, sie bedränge, es solle ein Blatt Papier von nicht ganzer Foliohöhe voll von Zahlen hervorgeholt werden. Oben in der rechten Ecke sei eine kleine Einbiegung, in der oberen Zahlenreihe stehe eine 8

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