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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Welt umher und tauchte in allen Meeren. Er war verrückt nach der Unterwasserwelt. MeineMutter weiß nicht mehr, wo er diese Münze gefunden hat, und falls er’s mir gesagt hat, dann kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern. Nur eins ist klar: Sie war seine Wertvollste, und er hat sie mir geschenkt. Ich werde sie nie wieder abnehmen. Sie gibt mir irgendwie ziemlich große Kraft.«
    Als ich jetzt in Tommys Augen sah, glaubte ich für einen Moment zu erkennen, wie sein Vater ausgesehen haben musste. Und ich konnte sehen, wie Tommy mal als Erwachsener aussehen würde, und wusste, dass auch er eines Tages tauchen würde.
    »Es geschah beim Klippenspringen. Sie veranstalteten jeden Sonntag einen kleinen Wettbewerb an immer derselben Stelle. Sie kannten das Meer und die Felsen dort auswendig, und mein Vater hätte blind springen können. Doch … « Tommy stockte und holte tief Luft.
    Jever stand langsam auf, trottete zu seinem Herrchen und legte ihm seinen Kopf auf das Knie. Tommy streichelte gedankenverloren seinen Hund, doch dann durchfuhr ihn deutlich sichtbar ein eiserner Wille, so deutlich, dass ich einen Schreck bekam, denn ich hatte gedacht, dass er es vielleicht nicht fertigbringen würde, darüber zu reden.
    »Irgendjemand hatte genau an dieser Stelle über Nacht heimlich Schrott von den Felsen aus ins Meer gekippt. Er war von oben nicht zu sehen. Und mein Vater war der Erste, der gesprungen ist.«
    Ich vermied es, Tommy jetzt anzusehen. Ich fühlte michschrecklich. Ich dachte daran, wie schlimm das für ihn und seine Mutter gewesen sein musste.
    »Warst du … ?«
    »Dabei? Nein, ich durfte nie mit auf die Klippen. Es war eben so, mein Vater kam nicht mehr nach Hause, und ich habe es nicht verstanden. Meine Mutter hat mir auch erst viel später erzählt, was geschehen war. Wir konnten nicht mehr sehr lange auf Teneriffa bleiben, allein konnte meine Mutter nicht für mich sorgen, und so sind wir dann noch im selben Jahr zurück nach Deutschland gekommen. Na ja, und jetzt bin ich hier bei euch gelandet.«
    »Dein Vater hieß also García«, sagte ich. So weit hatte ich das verstanden, und wenn ich jetzt darüber nachdachte, so gab es wahrlich nicht allzu viele äußere Ähnlichkeiten zwischen Jesse und Tommy. Tommys borstigen, widerspenstige und pechschwarze Haare waren nun wirklich das genaue Gegenteil von Jesses glatten dunkelblonden.
    »Ja, er hieß García«, bestätigte Tommy und griff gedankenversunken in seine Chipstüte, wodurch mir wieder ein wenig wohler wurde, denn damit schien er das schwere Thema hinter sich zu lassen.
    »Ist ja schließlich ein spanischer Name. Der ist in Spanien so häufig wie Müller, aber hier in Deutschland klingt das toll und geheimnisvoll. Meine Mutter wollte diesen Namen nie hergeben. Das würde sie wohl auch nicht, wenn sie Manfred … « Er lachte. »Also, Jesse, irgendwann mal heiraten sollte. Die beiden sind nämlich nicht verheiratet. Aufdem Schild stehen deshalb García und Dressel nebeneinander.«
    »Kommst du mit ihm klar?«, fragte ich und bereute schon wieder, eine solche Frage gestellt zu haben. Irgendwie trat ich heute von einem Fettnäpfchen ins andere. Aber Tommy hatte kein Problem damit.
    »Ja, er ist voll in Ordnung. Ich kann mit ihm über alles reden. Aber er ist ein bisschen lahm, na ja, ich meine anders eben. Er ist Maler. Du hast ja seine Staffelei und die vielen Bilder gesehen. Ich mag ihn sehr, aber tauchen und von einer Klippe springen, das würde er, glaube ich, nie.«
    Jever spürte, dass sein Herrchen nicht mehr traurig war, und sprang auf. Dann hopste er zur Tür und blickte sich fordernd zu uns um. Mein Hund schloss die Augen.
    »Na, ich glaube, da will jemand nach draußen.«
    Tommy war mit einem Mal wieder ein völlig anderer Mensch. Er sprang auf die Füße, kramte die letzten Chipskrümel aus der Tüte und ließ sie sich aus der hohlen Hand in den Mund rieseln.
    »Was meinst du«, wollte er kauend wissen. »Sollten wir nicht noch was unternehmen? Hier gibt es doch in der Nähe so ein Einkaufszentrum, da soll heute Bungee-Jumping stattfinden. Wie wär’s? Das könnten wir uns doch ansehen.«
    Ich war Feuer und Flamme. Bungee-Jumping – da wollte ich doch schon immer mal zusehen.
    »Cool!«, sagte ich. »Ich bin dabei. Und wenn das nichts ist, können wir immer noch ins Kino gehen oder ins Eiscafé.Das ist da alles eng beieinander. Ich weiß, welches Einkaufszentrum du meinst. Warst du hier eigentlich überhaupt schon mal die Gegend

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