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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erkunden?«
    Tommy schüttelte den Kopf.
    »Ich kenne nur dieses Haus, diese Straße und dich. Und Lazy natürlich!«
    »Na, dann nichts wie los! Ich zeig dir was von unserer tollen Spießergegend. Wird Zeit, dass du mal was anderes siehst als nur unser olles Haus.«
    »Euer Haus stammt aus der Jahrhundertwende, hat im Krieg zwei Etagen verloren, und irgendein Nachkriegs-Architekt hat dann die beiden Stockwerke im Möchtegern-Bauhaus-Stil wieder drauf gesetzt, was übrigens ein totaler Stilbruch ist und heute gar nicht mehr genehmigt würde.«
    Ich war verblüfft.
    »Woher um alles in der Welt weißt du denn das jetzt wieder? Und was bitte ist ein Bauhaus-Stil?«
    Tommy knüllte die beiden Chipstüten zusammen, hob die Gläser auf und zog dann Lazy an den Ohren, damit der auch mitbekam, dass wir rauswollten.
    »Das ist nicht schwer. Du brauchst dich nur vors Haus zu stellen und nach oben zu schauen, dann siehst du den Unterschied zwischen den Etagen. Wahrscheinlich hat eine Brandbombe mit Phosphor den Dachstuhl getroffen und in Brand gesetzt. Und nach dem Krieg hat man nicht so darauf geachtet, dass die Häuser wieder genauso aussehen wie vorher.Es musste halt schnell gehen, da so viel kaputt war. Und das Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius gegründet, und der einfache, gerade und kantige Stil hat sich eben als Bauhaus-Stil durchgesetzt. Kannste aber vergessen. Ich mag’s nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich wie nebenbei, hatte aber keine Ahnung, wie das Bauhaus denn überhaupt aussehen mochte. Ganz zu schweigen von der Sache mit dem Phosphor. Aber ich wollte nicht noch dümmer erscheinen, als ich wohl tatsächlich war.
    »Willst du nicht mal zu Wer wird Millionär gehen?«, fragte ich.
    »Warum das denn?«
    »Na, weil du alles besser weißt!«, entfuhr es mir. Das Wort besser tat mir sofort leid, aber da war es schon zu spät.
    Tommy wurde rot.
    »Ich nerv dich, stimmt’s?«
    »Quatsch!«, sagte ich und versuchte, schnell abzulenken. »Lern ich auch mal was. Mein Zeugnis ist schlecht genug. Und jetzt lass uns endlich gehen.«
    Ich pfiff nach Lazy, der etwas mürrisch wirkte. Wahrscheinlich, weil er vorhin das Wort Einkaufszentrum gehört hatte und wusste, wie weit es bis dahin war. Dann fiel mir ein, dass ich wenigstens etwas besser wusste als Tommy, den Weg zum Einkaufszentrum nämlich! Na, das war immerhin etwas.
    *
    Gerade als wir aufbrechen und uns im Wohnzimmer von meinen Elter n verabschieden wollten, platzte meine Schwester Sanne dazwischen. Ich hatte es in den letzten Tagen ganz gut hingekriegt, dass Sanne nicht auf Tommy traf. Ich wusste, dass sie wie eine Klette sein konnte und sich dann unweigerlich in unsere neue Freundschaft gedrängelt hätte. Sanne war einfach noch zu jung mit ihren knapp elf Jahren, und außerdem war sie ein Mädchen. Und noch außerdem war sie meine Schwester, und was das heißt, brauche ich niemandem zu erklären, der eine Schwester hat.
    Als diese meine Schwester nun in das Wohnzimmer platzte und uns erwartungsvoll anschaute, da bereute ich es erst einmal, dass ich noch unbedingt hatte »Auf Wiedersehen« sagen und, na ja, ich bin ehrlich, noch etwas Taschengeld für den Nachmittag hatte abstauben wollen.
    »Hallo, ich bin Susanne«, sagte meine Schwester und gab Tommy artig die Hand. »Wollt ihr auch ins Kino?«
    »Nein, wir wollen zum Bungee-Jumping im Einkaufszentrum«, erwiderte Tommy, und mir schien, als sei er schon wieder ein wenig rot geworden. Was bitte hatte denn meine kleine Schwester, das ihn verlegen werden lassen konnte? Die war doch noch kein Mädchen zum Angucken, die war doch nur ein junges dürres Gestell zum Streiten.
    »Ach übrigens, ich heiße Tommy«, ergänzte er. »Tommy García, und ich bin über euch eingezogen.«
    Sanne schien mich völlig zu ignorieren. Daran war ich jaeigentlich gewöhnt, aber dass Tommy ausgerechnet auch auf meine Schwester Eindruck machen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Das heißt, wenn ich so darüber nachdachte, dann hatte ich durchaus damit gerechnet und sicher genau deswegen Tommy bisher an ihr vorbeigeschleust. Ich seufzte innerlich auf. Von jetzt an würde es Arbeit machen, die Klette immer wieder abzuschütteln. Und Sanne bestätigte meine ärgsten Befürchtungen sofort.
    »Die Kinos sind doch gleich neben dem Einkaufszentrum. Da können wir doch zusammen hingehen. Nehmt ihr mich mit?«
    Ich wollte »Nein« sagen und »Das Kino fängt doch erst viel später an« und »Außerdem, du nervst« und so einige

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