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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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das Göttliche, das alles Irdische durchdringt. Wenn ich eine Blume bewusst wahrnehme, werde ich in ihr das Geheimnis des Göttlichen entdecken.
    Sie ist nicht nur Materie, wohlgeformt, in ihr drückt sich auch Gottes Schöpferkraft aus. Und wenn ich die Beziehung zu einem Menschen anschaue, so erlebe ich in der Beziehung zu ihm nicht nur seine Persönlichkeit, nicht nur die Liebe, die zwischen uns hin- und herströmt.
    Im andern ahne ich vielmehr das Geheimnis der göttlichen Liebe, ein Geheimnis, das ihn übersteigt. Transzendenz in Beziehungen geschieht daher nicht außerhalb der Beziehung zu den Menschen und zur Schöpfung. Sie ist die geheime Tiefe in allen Beziehungen, ein Geheimnis, das in allem anwesend ist.
    Die Beziehung zum Transzendenten lässt die Beziehung zu einem Menschen nie langweilig werden. Jeder Mensch ist begrenzt, aber wenn ich in ihm auf das göttliche Geheimnis stoße, dann erlebe ich in dieser Beziehung etwas Unbegrenztes, Unendliches, Unerschöpfliches.
    Ebenso, wie ich nie mit meinem Staunen ans Ende komme, wenn ich in der Schönheit der Natur Geheimnis des Lebens schlechthin wahrnehme, so geht es mir auch mit den Menschen. Ohne die transzendente Dimension bin ich immer in Gefahr, die Natur oder den Mitmenschen als Objekt zu betrachten und sie für mich auszubeuten. Bei einem Menschen gerate ich leicht in die Falle, ihn für mich zu benutzen, ihn zu beurteilen und in eine Schublade meiner vielen Vorurteile zu stecken.
    Dann aber entgeht mir seine lebendige Einmaligkeit. Ich werde ihm nicht gerecht. Die Bezie hung zum Transzendenten ist daher die Bedingung, dass die Beziehungen zu den Menschen und zu den Dingen richtig wird, das heißt: ihnen gerecht wird.

    BLEIBE BEI DIR - GRENZE DICH AB
    „Wer Fehler finden will, findet sie auch im Paradies.“ (Henry Thoreau) Es gibt Menschen, die finden ein Haar in jeder Suppe. Sie finden selbst im Paradies noch Fehler. Auch da haben sie etwas auszusetzen. Die Frage ist, woher solche Haltung kommt. Offensichtlich sind es Menschen, die zutiefst unzufrieden sind mit sich selbst. Weil sie mit sich nicht im Frieden sind, kann sie nichts zufriedenstellen. Und wenn andere etwas loben und bewundern, steigt in ihnen der Neid hoch. Sie müssen das Gute, das der andere bestaunt und genießt, zerstören. Es gibt für sie nichts, was sie zufriedenstellen könnte, weder ein Mensch noch Gott, weder der Himmel noch die Hölle, weder das Paradies noch der Alltag.
    An allem haben sie etwas auszusetzen. Neben solchen Menschen lässt sich nicht gut leben. Sie haben einen Drang, auch die Menschen um sich herum nach unten zu ziehen. Sie verbreiten eine Atmosphäre von Unzufriedenheit, Quenge lei, Bitterkeit und Unfrieden.
    Gegenüber solchen Menschen bleibt uns nichts anderes übrig, als uns abzugrenzen und unsere eigene Seele zu schützen, damit sie nicht angesteckt wird vom Fieber des Unfriedens. Wenn ich mich gegenüber solchen Menschen abgrenze, dann verurteile ich sie nicht. Ich lasse sie so, wie sie sind: „Du darfst so sein, wie du bist. Du darfst die Welt so sehen, wie du sie siehst. Aber ich weigere mich, deine Sichtweise für mich zu akzeptie ren. Ich verzichte auch darauf, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Denn ich weiß, dass das ein endloses Unterfangen wird, bei dem ich mir nur die Zähne ausbeißen werde. Ich lasse dich. Aber ich bleibe auch bei mir und lasse mir meine Sicht der Dinge.“

    KEIN VERGLEICH
    „An welchen Ort du auch hinkommst, vergleiche dich nicht mit anderen, und du wirst Ruhe finden.“ (Abbas Poimen) Sobald wir in eine Gruppe von Menschen kommen, setzt bei uns der Mechanismus des Vergleichens ein. Ich vergleiche mich mit den andern: Schauen sie besser aus als ich? Sind sie intelligenter als ich? Verdienen sie mehr Geld als ich? Ziehen sie mehr Aufmerksamkeit auf sich, als mir das gelingt? Sind sie spiritueller als ich? Solange ich mich mit anderen vergleiche, werde ich nie zur Ruhe finden. Ich werde mich entweder entwerten und die andern aufwerten oder aber umgekehrt. Aber ich bin nie bei mir. Ich bin immer bei den andern. Und so komme ich nie zur Ruhe. Nur wenn ich darauf verzichte, mich mit andern zu vergleichen, werde ich Ruhe finden. Dann werde ich mit mir selbst konfrontiert und eingeladen, mich mit mir und meiner Wirklichkeit auszusöhnen. Der Verzicht auf das Sich-Vergleichen führt mich zur Dankbarkeit für das, was Gott mir geschenkt hat und jeden Augenblick anbietet. Anstatt auf die andern zu schauen, nehme ich mich wahr, wie

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