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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Tun, nicht eilfertig im Gehen, sonst bist du schlimmer als Geisteskranke, die Unfug machen. Ich sah bisweilen, um Hiobs Worte zu gebrauchen, solche Seelen, die an der Langsamkeit oder Übereiltheit ihres Handelns zugrunde gingen, und erstaunte, wie verschieden das Böse auftritt.“ (Johannes Climacus) Die Weisheit des großen Chinesen Lao-Tse über den rechten Weg deckt sich mit der Einsicht der frühen Mönche, die Johannes Climacus in seiner „Himmelsleiter“ formuliert. Heute haben wir die Langsamkeit aufs Neue als großen Wert entdeckt. Statt immer mehr zu beschleunigen, sollen wir entschleunigen, bewusst langsamer gehen und langsamer arbeiten. Doch Johannes Climacus meint, sowohl die übertriebene Langsamkeit wie Hetze täten dem Menschen nicht gut, ja sie seien Zeichen von seelischer Krankheit.
    Es gibt eine Langsamkeit, die eher der Antriebshemmung entspringt als dem bewussten Tun.
    Es gibt Menschen, die in sich langsam sind, weil sie alle Energie für den eigenen Seelenhaushalt verbrauchen, so dass sie nichts mehr für die Arbeit übrig haben. Oder sie sind langsam, weil sie sich nicht entscheiden können, weil sie immer um sich und ihr Perfektsein kreisen. Sie haben Angst, einen Fehler zu machen. So machen sie lieber gar nichts. Doch diese Trägheit ist keine Tugend, sondern eine Krankheit. Genauso krank ist aber auch die Übereiltheit, die Hetze und Hast. Das deutsche Wort
    „Hast“ meint eine Eile, die durch innere Erregung ausgelöst wird.
    Johannes Climacus sieht das Böse als den Verursacher dieser inneren Erregung. Die Dämonen, so meint er, können sich sowohl in der Langsamkeit als auch in der Übereiltheit ausdrücken. Es geht immer um das rechte Maß des Menschen. Nur wer seinem Maß entsprechend handelt, kommt in seine Mitte, den führt sein Handeln zu seinem wahren Wesen.

    ERNTEN UND SÄEN
    „Beurteile einen Tag nicht danach, welche Ernte du am Abend eingefahren hast. Sondern danach, welche Samen du gesät hast.“ (Robert Louis Stevenson)
    Nicht jeder Tag ist ein Tag der Ernte. Der Bauer erntet im Sommer und im Herbst und nicht schon im Frühling. Wenn ich am Abend auf meinen Tag schaue, dann ist es mir nicht wichtig, wie viel Erfolge ich vorzuweisen habe. Es ist mir wichtig, dass ich bewusst gelebt habe.
    Wenn ein Gespräch gelungen ist, wenn ich einen gebeugten Menschen aufgerichtet habe, wenn ich ganz bei dem war, was ich getan habe, dann bin ich dankbar. Aber ich weiß, dass das Gespräch kein endgültiges Resultat ergeben hat, dass der Aufgerichtete sich wieder beugen wird, sobald die nächste Krise kommt. Es ist keine Ernte, die ich in die Scheune einbringen kann. Es ist Samen, den ich gesät habe. Ich bin schon dankbar, wenn ich meine urpersönliche Spur in dieser Welt hinterlassen habe. Und das geschieht immer dann, wenn ich ganz in dem bin, was ich sage und tue, wenn ich präsent bin in der Begegnung, wenn ich das Leben wahrnehme, wie es ist. Alles, was bewusst geschieht, hinterlässt Spuren.
    Und in diesen Spuren wird ein Same ausgesät, der irgendwann einmal aufgehen wird in den Herzen der Menschen, denen ich begegnet bin, zu denen ich gesprochen, für die ich gearbeitet und mich eingesetzt habe.
    Und ich vertraue darauf, dass die Worte, die ich heute geschrieben habe, wenn sie aus meinem Herzen kamen, auch die Herzen anderer berühren und in ihnen zu einem Sa menkorn werden, das irgendwann einmal im Herzen des Lesers und der Leserin zur Blüte heranreift.

    GELD TEILEN
    Mehr denn je gilt heute der Grundsatz: „Geld regiert die Welt.“ Wer Geld hat, gehört zu den Mächtigen und Einflussreichen. Er kann sich leisten, was er möchte. Er kann Macht über andere ausüben. Was das Geld bewirken kann, das weiß jeder. Was Geld ist, das ist kaum einem klar. Eine kurze Definition von Geld lautet: „Geld ist eine Übereinkunft innerhalb einer Gemeinschaft, etwas als Tauschmittel zu verwenden.“
    Geld ist also kein Ding an sich. Es entsteht durch Übereinkunft. Nach außen hin kann Geld wertlos sein. Es ist ein Stück Papier. Doch wir statten es mit Macht aus. Wir sind es, die dem Geld Macht geben. Aus sich heraus hat es keine Macht. Also liegt alles an uns, wie wir mit dem Geld umgehen. Die wichtigste Aufgabe des Geldes ist, dass es Menschen dient. Ich verdiene nicht Geld, um reich zu werden, um mir etwas leisten zu können, sondern um den Menschen zu dienen.
    Geld ist Tauschmittel. Es hat also immer schon mit Beziehung zu tun.
    Denn nur wer in Beziehung zueinander kommt, wird

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