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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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fröhliches Kerzenlicht-Grinsen wirkte sie irgendwie finster. Heidnisch, alt und mächtiger, als man es einem geschnitzten Kürbiskopf gemeinhin zutrauen würde.
    Ich atmete einen Moment die Nachtluft ein und aus und sah mich um, ob sich irgendwo etwas rührte. Plötzlich kam ich auf die Idee, etwas auszuprobieren – meine Sinne quasi auszuwerfen wie ein Netz, hinaus in die Welt. Als könnten sie Signale auffangen, wie
eine Fernsehantenne oder eine Satellitenschüssel. Ich schloss für eine Minute die Augen und lauschte. Ich hörte – spürte fast –, wie trockenes, welkes Laub zu Boden schwebte. Ich hörte die Eichhörnchen hektisch herumklettern. Ich spürte die Brise, die den Nebel vom Fluss herüberwehte. Doch meine Sinne nahmen kein Anzeichen dafür auf, dass sich meine Eltern oder einer der Nachbarn rührten. In meiner Straße war alles ruhig. Für den Augenblick war ich sicher.
    Mein Auto wog eine Tonne, und es war schwer, es ganz allein aus der Einfahrt zu schieben, es dabei gleichzeitig zu lenken und einzusteigen und auf die Bremse zu treten. Ich betete, dass nicht plötzlich ein paar Teenies mit einem geklauten Auto auf Spritztour um die Ecke schossen und in meinen Wagen bretterten. Ich schloss noch einmal einen Augenblick die Augen, dachte an mein Zuhause und spürte Menschen, die ruhig schliefen, tief ein- und ausatmeten, nicht wissend, dass ich das Haus verlassen hatte.
    Schließlich stand mein Auto mit dem Bug voran auf der Straße und war leichter zu schieben und zu steuern. Ich schob es bis zum Haus der Herndons, das eine neue Rampe für Mr Herndons Rollstuhl hatte. Dort stieg ich ein und warf den Motor an, dachte dabei an die beheizbaren Sitze von Breezy . Das Boot fühlte sich in meinen Händen an wie ein lebendiges Tier, das schnurrend zum Leben erwachte, aufgeregt, weil es die Straßen unter
seinen Rädern auffressen konnte. Wir fuhren in die Nacht hinein.
     
    Ich parkte unter der riesigen Weideneiche auf dem Feld gegenüber den Maisfeldern. Robbies roter Beetle stand da, genau wie Matts Pick-up. Brees und Ravens Autos hatte ich schon auf der anderen Straßenseite entdeckt. Ich war nervös, als ich ausstieg und um das Auto herum zum Kofferraum ging. Dabei schaute ich mir dauernd über die Schulter, als rechnete ich damit, dass mich Bree – oder Schlimmeres – aus den dunklen samtigen Schatten von hinten ansprang. Rasch holte ich die Blumen, das Obst und die Kerze, die ich gekauft hatte, heraus und machte mich auf den Weg zu den Maisfeldern auf der anderen Straßenseite.
    Selbst zu diesem späten, sehr späten Zeitpunkt empfand ich noch eine gewisse Unsicherheit – trotz allem, was ich Bree und den anderen darüber gesagt hatte, dass ich eine Hexe werden wollte. In meinem Herzen drängte alles danach, mich auf Wicca zu stürzen, doch mein Kopf sammelte immer noch eifrig Informationen. Und mein Herz war gebrechlicher als sonst, verletzt durch den Streit mit Bree, durch den Gedanken an sie und Cal, dadurch, dass ich all das vor meinen Eltern verbergen musste.
    Ich war wirklich hin und her gerissen, und am Rand des Maisfelds war ich kurz davor, alles fallen zu lassen,
mich umzudrehen und zurück zu meinem Auto zu laufen.
    Dann hörte ich Musik, keltische Musik, die körperlos mit einer Brise auf mich zuschwebte, ein zärtliches Band aus Musik, das Frieden, Ruhe und Begrüßung versprach. Ich stürzte mich in den hohen Futtermais, der noch stand, um am Stängel zu trocknen. Es kam mir gar nicht in den Sinn, mich zu fragen, wohin ich ging oder woher ich wusste, wo die anderen waren. Ich ging einfach, und nachdem ich mich durch das knisternde goldene Meer geschoben hatte, fand ich mich auf einer Lichtung wieder, wo der Kreis auf mich wartete.
    »Morgan!«, sagte Jenna glücklich und streckte mir die Hände entgegen. Sie strahlte, und ihr hübsches Gesicht sah im hellen Mondschein richtig schön aus.
    »Hi«, sagte ich unsicher. Wir standen da, alle zehn, und schauten einander an. Mir kam es vor, als hätten wir uns versammelt, um uns zusammen auf eine Reise zu begeben und den Mount Everest zu erklimmen. Als würde einer von uns es womöglich nicht ganz schaffen, doch am Anfang waren wir zusammen. Plötzlich kamen mir diese Menschen vor wie Fremde. Robbie war distanziert, er sah ungewohnt gut aus, er war nicht mehr nur der Mathefreak, den ich schon so lange kannte. Bree war eine kalte, hübsche Statue der besten Freundin, die ich einst gehabt hatte. Den anderen hatte ich nie so nah gestanden. Was

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