Das Buch der Schatten - Verwandte Geister: Band 8 (German Edition)

Verbund mit Eoife und den Mitgliedern von Starlocket wirbelte ich ekstatisch im Kreis, wurde von Magie durchströmt auf eine Art, die mir das Gefühl gab, mächtig zu sein, unaufhaltbar. Das Feuer im Kamin glühte gelb und blau, und ich war Teil dieses Feuers: Feuer war mein Partner, zusammen konnten wir alles schaffen. Ich war mir sicher, dass ich Killian wiedersehen würde. Die magische Kraft in mir war nicht zu zügeln. Ich würde Starlocket auf jede denkbare Weise helfen.
    Doch plötzlich veränderte sich alles. Andere Stimmen drangen in den Raum ein, Stimmen, die nicht den Mitgliedern von Starlocket gehörten. Sie waren leiser, rauer, unmenschlich. Allmählich wurden sie lauter, bis sie fast schrien. Sie intonierten Worte, die ich nicht kannte, doch allein beim Hören kroch mir ein Prickeln über die Haut. Die Stimmen fanden sich zu einem Crescendo zusammen und plötzlich flackerte das Feuer auf und verlosch. Der Kreis hörte auf, sich zu drehen. Durch den Nebelschleier meiner Magie sah ich, dass jemand zu Boden sank. Schock und Angst durchbrausten mich, Eiswasser pumpte durch mein Herz.
    Ich sank auf die Knie, schloss die Augen und spürte, wie die Magie aus mir herauslief. Ich erinnerte mich an die ersten Male, als ich in Kontakt mit meiner Magie gekommen war, noch bevor ich begriff, was es war. Das Gefühl war überwältigend gewesen, und manchmal war mir von der Wucht des Ganzen übel geworden. Ich überlegte, ob ich irgendwie wieder die Kontrolle verloren hatte. Langsam und unter großen Schmerzen schlug ich die Augen auf.
    Vor mir auf dem Boden lag Suzanna Mearis. Alyce beugte sich über sie.
    » Helft mir bitte, sie in ihr Schlafzimmer zu tragen « , sagte Alyce mit verhärmter Miene. Plötzlich wirkte sie ganz verstört.
    Neue Angst stieg in mir auf. » Was ist passiert? « , fragte ich. » Was ist mit ihr? «
    Eoife war diejenige, die mir antwortete. » Ein taibhs ist gekommen « , sagte sie leise. » Mehr als einer, würde ich sagen. Dunkle Geister. Sie haben unsere sämtlichen Schutzwälle durchbrochen und den Hexenzirkel angegriffen. Suzanna hat das meiste abbekommen. Wir konnten sie verscheuchen, aber … «
    » Geht es ihr gut? « , fragte ich flüsternd. » Kommt sie wieder auf die Beine? «
    Eoifes Gesicht war ernst. » Ich hoffe es, Morgan. Aber ich weiß es nicht. «

6
    Verbotene Magie
    Hier ist eine Frau im Dorf namens Nuala. Ohne die Erlau b nis des Abtes einzuholen, habe ich sie gebeten, sich mit mir zu treffen, denn sie war eine der wenigen Wodebaynes, die meinem Blick nicht ausgewichen ist.
    Ich habe sie offen gefragt, was für eine Teufelei hier im Gange sei. Sie sagte, überhaupt keine Teufelei, denn es gebe keinen Teufel. Ich rief, das sei Ketzerei und wenn sie keine Angst vor den ewigen Feuern der Hölle habe, wie könne sie dann darauf hoffen, zu unserem Herrn in den Himmel zu gelangen? Bruder Colin, sie hat gelacht und gesagt, es gebe auch keinen Himmel. Als ich sie voller Entsetzen ansah, beugte sie sich so weit vor, dass ich Heidekraut und Rauch in ihrem Haar riechen konnte. Sie sagte: » Ich fülle den Euter deiner Kuh, wenn du mich küsst. «
    Ich drehte mich um und lief fort. Bruder Colin, diese Nuala Riordan ist gewiss die Handlangerin des Teufels persönlich.
    – Bruder Sinestus Tor an Colin, Mai 1768
    Als ich Suzannas Haus an diesem Abend verließ, war sie immer noch bewusstlos, und Alyce hatte beschlossen, einen Krankenwagen zu rufen. Was auch immer Suzanna zugestoßen war, sie wachte einfach nicht auf. Wir konnten nur beten, dass die Ärzte im örtlichen Krankenhaus ihr irgendwie helfen konnten.
    Den Rest der Nacht lag ich hellwach im Bett und schrak beim leisesten Geräusch zusammen. Der Dienstag verlief bedeutungslos: die vormittäglichen Schulstunden überstehen, Mittagessen, noch mehr Unterricht, ohne dass irgendetwas hängen blieb. Ein endloser Nebel, überschattet von meiner Sorge um Suzanna und die Möglichkeit, dass so eine dunkle Präsenz noch öfter auftauchen würde, ganz zu schweigen von meiner Trauer um Hunter und der tiefen Angst, Starlocket nicht helfen zu können. Elf Tage, dachte ich immer wieder elend. Ich hatte noch elf Tage, bevor Starlocket von etwas getroffen werden würde, das weit stärker wäre als das, was Suzanna erwischt hatte.
    Als das Klingeln das Ende des Schultags anzeigte, schlurfte ich mit den anderen gedankenverloren nach draußen.
    » Hey, Schwesterchen. «
    Mein Kopf schoss hoch.
    » Killian! « Ich konnte es kaum glauben, dass er nach