Das Buch der Sünden
der Orte auf Rujana habe ich teilweise einerAusstellung in Bergen entnommen. Diese bezogen sich allerdings zumeist auf die ersten urkundlichen Erwähnungen und stammten somit aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Wie man die alten Siedlungen, Burgen und Handelsplätze Ralsvik (heute: Ralswiek), Arkona, Putgarde (Putgarten) oder Charenza (Garz) im 9. Jahrhundert nannte (bzw. ob sie überhaupt einen Namen hatten), ist mangels schriftlicher Dokumente nicht bekannt. Wenn eine historische Benennung nicht möglich war, habe ich die gegenwärtige Schreibweise verwendet. Das gilt auch für Haithabu, das ich korrekterweise Hedeby (oder altnordisch Heiðabýr) hätte nennen müssen, da es ja damals dänisch war.
Ergänzend führe ich an dieser Stelle auch einige der Orte mit den heutigen Namen auf, die im Buch nur am Rande eine Rolle spielen. Dazu gehören auf Helgis Reise nach Rujana Ikornevórde (Eckernförde), Starigard (Oldenburg i. Holst.), Vyšemer (Wismar, kommt im Buch als Personenname vor), Mikelenburg (Mecklenburg), Roztoc (Rostock) und Hedinsey (Hiddensee). Auf der Insel Rügen werden neben den oben genannten Orten auch erwähnt: Szabroda (Schaprode), Ghynxt (Gingst) und Rabyn (Rambin), Seracowe (Zirkow), Wyttow (Wittow), Tizowe (Thiessow), Yaronyczs (Jarnitz), Reydervitze (Reidervitz) und Ventsutunitz (Venzvitz). Die Flucht nach Sankt Gallen führt Odo unter anderem über Swinfurdin (Schweinfurt), Wirziburg (Würzburg) und Ulma (Ulm). Zu Ansgars Diözese gehört die alte Domstadt Brema (Bremen).
Aus dramaturgischen Gründen war es teilweise nötig, bei der Ausgestaltung der Schauplätze in der Zeit zu springen. So ist beispielsweise das alte Reric den Überlieferungen zufolge im Jahre 808 zerstört worden. Die Beschreibungen der Burganlage Arkona und des Svantevit-Tempelslehnen sich jedoch an die um das Jahr 1200 entstandene Darstellung des Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus in seiner «Gesta Danorum» an. Es ist also höchst fraglich, ob diese Orte parallel existierten oder die Ruinen Rerics zu dem Zeitpunkt nicht schon längst verrottet waren. Ich hoffe, die geschichtsinteressierten Leserinnen und Leser mögen mir derartige Kunstgriffe verzeihen. Denn wie formulierte schon Stephen King: Es geht hier nicht um Raketenwissenschaft, sondern vor allem um Spannung und Unterhaltung.
Im Roman spielen hauptsächlich erfundene Figuren ihre Rollen. Ob Helgi, Odo, Damek oder Teška – sie sind allein meiner Phantasie entsprungen. Aber ich habe mir auch erlaubt, einige historisch überlieferte Personen einzubauen und deren Biographien – zugegeben! – teilweise arg nach meinen Bedürfnissen zurechtzubiegen. Das gilt insbesondere für den Nordmissionar Ansgar, der zwar tatsächlich um das Jahr 849 die Kirche in Haithabu begründet hat. Aber der «Apostel des Nordens» ist wohl niemals auf die Insel Rujana gereist und hat sich dort um den vielköpfigen Nachwuchs eines dicken, ewig fluchenden Zauberers gekümmert. Gesichert ist hingegen, dass Ansgar auf seinen Missionsreisen mehrfach das später zerstörte schwedische Handelszentrum Birka besuchte.
Zumindest als Sagafigur überliefert ist der dänische Krieger Ragnar Loðbrœk, der im Jahre 845 angeblich mit einer Flotte von 120 Schiffen Paris überfiel. Notkar der Stammler sowie der Schriftgelehrte Iso aus dem Kloster Sankt Gallen sind den Überlieferungen zufolge ebenso historische Figuren wie die am Rande erwähnten König Horick, Papst Nikolaus und die Frankenkönige Karl, Lothar und Ludwig.
Danksagung
Bei der Realisierung dieses umfangreichen historischen Romans haben mich viele Menschen tatkräftig unterstützt. Daher möchte ich mich ganz herzlich beim Rowohlt Verlag bedanken und hier insbesondere bei der Lektorin Grusche Juncker sowie dem Programmleiter der Belletristikabteilung, Marcus Gärtner. Vielen Dank auch der Redakteurin Katharina Rottenbacher, die mit großem Einsatz geholfen hat, etliche Schnitzer auszubügeln. Wichtig für das Gelingen waren mein kritischer Erstleser Thomas Reinecke sowie Nina Gottschalk, die so manche inhaltliche und stilistische Ungereimtheit aus den Hunderten von Manuskriptseiten gefischt und mir unter die Nase gerieben hat. Mein Dank gilt ebenfalls dem Dozenten am Literaturhaus Rostock, Dr. Wolfgang Gabler.
Bei der Recherche hat mir Dr. Sebastian Messal vom Deutschen Archäologischen Institut wertvolle Hinweise gegeben. Einige der im Buch verwendeten altnordischen Begriffe habe ich dem im Internet frei verfügbaren
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