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Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Zenith , Fernando Pessoa
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und aus dem Unglauben, denn er ist stark.
    Nachmittagswelke Lilie, Tresor verblühter Rosen, Stille zwischen Gebet und Gebet – erfülle mich mit Abscheu vor meinem Leben, mit Haß auf meine Gesundheit und Verachtung für meine Jugend.

    Mach mich unnütz und unfruchtbar, o Beschützerin aller unbestimmten Träume; mache mich grundlos rein und teilnahmslos falsch, o Fließendes Wasser Gelebter Traurigkeit; laß meinen Mund eine Eislandschaft sein, meine Augen zwei tote Seen, meine Gesten ein langsames Entblättern alter Bäume – o Litanei der Unruhe, o Violette Messe der Müdigkeit, o Blütenkrone, o Fluidum, o Himmelfahrt! …

    Wie traurig, daß ich zu dir beten muß wie zu einer Frau und dich nicht lieben kann […] wie einen Mann und nicht aufsehen kann zu dir aus meinen Traumaugen wie zu einer Morgenröte, anders als das unwirkliche Geschlecht jener Engel, die nie in den Himmel kamen!
    *
    Ich bete meine Liebe zu dir, denn meine Liebe ist bereits Gebet, doch betrachte ich dich weder als Geliebte, noch erhebe ich dich vor mir zur Heiligen.

    Mögen dein Tun die Statue des Verzichts, deine Gesten das Postament der Gleichmut, deine Worte die Kirchenfenster der Verneinung sein.
    *
    Glanz des Nichts, Name des Abgrunds, Ruhe des Jenseits …
    Ewige Jungfrau, vor den Göttern schon, vor ihren Vätern und Vorvätern, Unfruchtbare aller Welten, Unfruchtbare aller Seelen …
    Dir bringen wir alle Tage und alle Wesen dar; in deinem Tempel sind die Gestirne Exvotos, und die Müdigkeit der Götter kommt in deinen Schoß zurück wie der Vogel ins Nest, das er gebaut hat, nicht wissend wie.

    Mögen wir vom Gipfel der Angst den Tag erblicken, und erblicken wir keinen Tag, möge dies der Tag sein, den wir erblicken!

    Strahle, Abwesenheit der Sonne; leuchte, verblassender Mond …

    Nur du, Sonne, die du nicht leuchtest, erhellst die Höhlen, denn sie sind deine Töchter. Nur du, Mond, der nicht scheint, spendest den Grotten […], denn die Grotten […]

    Dein Geschlecht ist das der geträumten Formen, das nichtige Geschlecht der […] Figuren. Bald bloßes Profil, bald bloße Haltung, bisweilen nur langsame Geste – du bist Augenblick, bist Haltung, vergeistigt in mir.
    Mein Dich-Träumen beruht auf keiner Faszination für das Geschlecht unter deinem weiten Madonnengewand innerer Stille. Deine Brüste sind nicht von der Art, die man sich vorstellen könnte zu küssen. Dein Leib ist ganz Seelen-Fleisch, nicht Seele, sondern Leib. Die Substanz deines Fleisches ist nicht geistig, sondern Geist. Du bist die Frau vor dem Fall, geformt noch aus jenem Lehm, den das Paradies […]
    Meine Abscheu vor wirklichen Frauen, vor Frauen mit Geschlecht, ist der Weg, auf dem ich zu dir kam. Sie, die irdischen Frauen, die das sich bewegende Gewicht eines Mannes ertragen müssen, um […] – wie diese Frauen lieben, ohne daß die Liebe welkt in der Vorahnung jener Lust, die den Sexus […] bedient? Wer könnte seine Frau achten, ohne daran denken zu müssen, daß sie eine Frau ist, die kopuliert? Wen ekelte nicht vor seiner Mutter, entstammt er doch ihrem Schoß, ist ekelerregend geboren? Wen quälte nicht der Ekel beim Gedanken an den fleischlichen Ursprung seiner Seele – diesen mutwilligen, körperlichen […], aus dem unser Fleisch erwächst, und so schön es auch sei, es ist häßlich durch seinen Ursprung und ekelerregend durch seine Geburt.
    Die falschen Idealisten des wirklichen Lebens verfassen der Ehefrau Verse, knien nieder vor dem Mutterbild … Ihr Idealismus ist ein Deckmantel, kein schöpferischer Traum.
    Rein bist nur du, Hohe Frau der Träume, dich kann ich als Geliebte empfangen und bleibe unbefleckt. Dich kann ich als Mutter empfangen, dich kann ich anbeten, denn du hast dich nie befleckt, durch keine widerwärtige Befruchtung und durch keine widerwärtige Geburt.
    Wie dich nicht anbeten, wenn nur du der Anbetung würdig bist? Wie dich nicht lieben, wenn nur du der Liebe würdig bist?
    Wer weiß, ob ich dich nicht träumend erschaffe, dich verwirkliche in einer anderen Wirklichkeit, ob du nicht dort die meine bist, in einer anderen, reinen Welt, wo wir einander ohne körperliche Berühung lieben, mit anderen Umarmungen, anderen, unabdingbaren Formen der Besitznahme? Wer weiß, ob du nicht schon existiert hast und ich dich nicht erschaffen, sondern nur gesehen habe, geschaut auf eine andere, innerliche und reine Art, in einer anderen, vollkommenen Welt? Wer weiß, ob mein Dich-Träumen nicht nur ein

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