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DS026 - Der Inka in Grau

DS026 - Der Inka in Grau

Titel: DS026 - Der Inka in Grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    In haarsträubend steilem Winkel stieß die kleine Maschine aus dem südamerikanischen Himmel herab, wurde derart knapp über der Landepiste abgefangen, daß man den Piloten für lebensmüde hätte halten können, setzte in perfekter Dreipunktlandung auf, rollte aus und stand.
    Der Pilot, obwohl er sich damit als Könner und nicht etwa als Selbstmordkandidat erwiesen hatte, wirkte beim Verlassen der Maschine allerdings trotzdem so, als wäre er bereits vom Tode gezeichnet. Er war mager bis zur Ausgezehrtheit, und seine Gesichtsfarbe ähnelte der Tönung grüner Bananen.
    Der Mann sah sich um. Hitzewellen flimmerten über der Betonpiste. Vor den Hangars standen Militärflugzeuge, zumeist Düsenjäger, und von dort kamen Probleme auf den gerade gelandeten Piloten zu, in Form eines kleinen Trupps Soldaten, befehligt von einem untersetzten Offizier in schmucker Uniform, der seine Pistole zog, als er näher kam.
    »Dies ist ein Militärflugplatz,
Señor
« erklärte er in forschem, abgehacktem Spanisch. »Landungen von Zivilflugzeugen sind hier strengstens verboten. Sie sind verhaftet.«
    »
Si, si, amigo
«, entgegnete der Flieger mit der ungesunden Gesichtsfarbe. Er steckte die Hand unter seine Fliegerjacke, brachte ein Bündel amtlich aussehender Dokumente zum Vorschein und reichte sie dem Offizier.
    Der nahm die Unterlagen, zog die Augenbrauen hoch, und diesmal antwortete er auf englisch, allerdings mit ziemlichem Akzent:
    »Ihr Konsul, er hat kein Recht, über diesen Militärflugplatz zu verfügen«, erklärte er. »Es ist nicht ... wie sagen Sie?«
    »Nicht regulär, ich weiß«, sagte der Flieger. »Ich schlage jedoch vor, Sie rufen Ihren Chef beim Kriegsministerium an, mit dem habe ich nämlich gestern telefoniert. Oder sonst einen hohen Offizier.«
    Wieder glitten die Augenbrauen des Offiziers in die Höhe. »Ich werde sehen«, sagte er. »Sie warten.«
    Mit den Papieren, die ihm der Flieger gegeben hatte, ging er, seine Soldaten als Wache zurücklassend, in Richtung Kommandozentrale des Militärflugplatzes, die der Tarnung wegen in das Dschungeldickicht am Rande des Platzes verlegt worden war.
    In der aus dem Dickicht herausgeschlagenen Schneise blieb er stehen und überflog die Dokumente. »Wenn er tatsächlich der Mann aus den Papieren ist«, murmelte er vor sich hin, »wird das Geheimnis des Inkas in Grau vielleicht doch noch gelöst.«
    Während er, die Papiere in der Hand, überlegte, kam ein Bettler in einem zerschlissenen Poncho aus dem Dickicht, rechts vom freigehauenen Pfad und näherte sich in devoter Haltung dem Offizier. Bettler waren in der südamerikanischen Republik Santa Amoza nichts Ungewöhnliches, auch nicht in der Nähe von militärischen Anlagen. Gelassen sah der Offizier ihm deshalb entgegen.
    »
Señor soldado
«, zischte der Zerlumpte, »ich habe Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.«
    Überrascht sah der Offizier den Bettler an und beging den Fehler, ihn allzu nahe an sich heranzulassen. Das Messer, das der Mann in der Hand hielt, bemerkte der Offizier erst, als es ihm in die Brust drang. Merkwürdigerweise gab er keinen Laut von sich, vielleicht weil ihm die Messerklinge genau ins Herz fuhr. Er sackte in die Knie, kippte vornüber auf den Dschungelpfad und rammte sich dadurch das Messer nur noch tiefer in die Brust, so daß dessen Spitze auf dem Rücken wieder herausdrang, durch die schmucke Khaki-Uniform hindurch. Er kickte ein paarmal mit den Füßen. Das war alles.
    Der Killer, kein wirklicher Bettler, nur als solcher verkleidet, zog dem Toten das Messer aus der Brust, hob die Papiere auf und kehrte lautlos, wie er gekommen war, in den Dschungel zurück. Dort hastete er voran, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken, bis er zu einer offenbar unbewohnten Hütte kam, die erstaunlicherweise jedoch mit Telefon ausgerüstet war. Und nicht nur das. Als der Killer den Hörer abhob, ließ sich erkennen, daß dem Apparat ein Zerhacker vorgeschaltet war, ein elektronischer Sprachverzerrer, wie ihn Regierungs- und Polizeidienststellen benutzen, um ihre Gespräche abhörsicher führen zu können.
    »Der Inka in Grau muß sofort verständigt werden«, sagte der Killer. »Was wir die ganze Zeit befürchtet hatten, ist eingetreten.«
    »Was meinst du damit?« fragte in barschem Spanisch die Stimme, die sich am anderen Ende der Leitung gemeldet hatte.
    »Major Thomas J. Roberts ist gerade auf dem Militärflugplatz gelandet«, schnappte der Killer.
    »Na und?« fragte die Stimme über den Draht.

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