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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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klein. Und es mussten unzählige sein, denn für jeden Kurfürsten wurde ein neues Kopialbuch von jeder Art angelegt. Soweit er wusste, gab es vier verschiedene Arten. Das „perpetua“ enthielt die Abschriften jener Urkunden, die er soeben in der lederverkleideten Kiste gesehen hatte. Es gab eines, das „ad vitam“ hieß, es gab die Dienerbücher, in denen die Bestallungen festgehalten wurden. Und es gab die Lehenbücher. Die enthielten die Lehensbriefe der kurpfälzischen Vasallen. Reichsritterschaft.
    Philipp merkte, dass er zu zittern begann. Was bedeutete dies? War der Verhüllte ein Ritter? Was hatte er vor? Wozu brauchte er das Kopialbuch?
    Die Kopialbücher wurden sorgfältig gehütet, denn sie waren wichtig. Was, wenn jenes, das er holen sollte, gerade in Benutzung war, was durchaus vorkam, wenn es etwas zu klären gab. Er wusste, dass der Registrator eine Liste jener Schreiber führte, die eines der Bücher entliehen hatten. Und Lehenprobst Zweifel, der ebenfalls in der Registratur tätig war und die Lehenssachen bearbeitete, hatte ein ebenso wachsames Auge auf die ihm anvertrauten Unterlagen. Philipp hätte schreien mögen. Seine rechte Hand schmerzte, sein Kopf tat weh. Er durfte hier nicht sein. Er wollte hier nicht sein. Nachdenken. Er kannte die Sorgfalt, mit der Heberer arbeitete, um dem Durcheinander des Archivums Herr zu werden. Immer wieder klagte er über die Anstrengung, die es kostete, die alten Bestände in eine Ordnung zu bringen. Zwar standen Truhen und Kästen halbwegs sorgfältig in den Regalen und auf dem Boden, dennoch konnte Philipp keine bestimmte Gliederung erkennen. Er ging einige Schritte, leuchtete in den rechten hinteren Teil des Raumes, sah dort Säcke lagern, deren Ausbuchtungen darauf schließen ließen, dass auch sie Schriftrollen enthielten. Zwischen den Säcken standen Truhen, die in schlechtem Zustand waren, ihr Holz war an vielen Stellen morsch und faulig. Manche waren übereinandergestapelt, und im Laufe der Zeit waren einige der unteren Kisten eingebrochen von der Last jener über ihnen, müde vom Tragen. Philipp wurde zunehmend unruhiger. In dieser Ecke verschwendete er seine Zeit. Doch erst wenn er dem Entführer das Buch gebracht hatte, würde er erfahren, was weiter geschähe. Wann er Hedwig und Juli wiederbekäme. Und wie.
    Er wandte sich der gegenüberliegenden Ecke zu, leuchtete gewissenhaft die Regalreihen ab. In Augenhöhe vor sich hob er den Deckel eines Kastens – und fand, was er suchte. Im spärlichen Lichtschein erkannte er das Register, das ihm sagte, dass hier die Kopialbücher lagerten, die zu Regentschaftszeiten Ludwigs VI. angelegt worden waren, des Sohnes und Nachfolgers Friedrichs III. In den Reihen darüber standen wohl die Kisten mit den noch älteren Registerbüchern. Philipp stellte seine Lampe auf den Boden, hob den Kasten herunter und zerrte ihn ein wenig nach rechts auf eine andere Truhe zu, wobei er über das laute, schleifende Geräusch erschrak. Er hielt inne, lauschte.
    Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.
    Sonst Stille.
    Schließlich griff er die Lampe, stellte sie auf die Nachbartruhe, öffnete den Kasten und durchsuchte ihn. Dann hielt er es in Händen. Ledereinband mit gepresstem Druck, Verschlussbänder aus Leder. Das Lehenbuch Friedrichs III. Eine Auflistung jener Vasallen, denen damals ihre Lehen zugeordnet worden waren. Nachdenklich blickte er auf das dicke Buch in seinen Händen.
    Was wusste er über die Ritterschaft und das Lehenswesen? Ein Lehen war etwas, ein Dorf, eine Burg oder Zölle, das ein Lehensmann von seinem Lehensherrn, in diesem Fall dem Kurfürsten, geliehen bekam. Er wurde mit einem Lehensbrief in das Lehen eingesetzt. Dafür schwor der Lehensmann dem Lehensherrn einen Treueeid. Den Empfang der Güter und dass er den Eid geleistet hatte, beurkundete der Lehensmann durch ein Lehensrevers, das er an den Lehensherrn übergab. Er durfte das Lehen besitzen und nutzen, jedoch nur mit Zustimmung des Lehensherrn veräußern. So war es seit ewigen Zeiten, so war es bis heute. Damit niemand vergaß, wer wann von wem welches Gut oder Dorf als Lehen erhalten hatte, wurden Bücher darüber geführt, die eine Übersicht über die landesherrlichen Besitzungen gaben: die Lehenbücher.
    Dies konnte nur eines bedeuten: Der Verhüllte, der draußen irgendwo auf ihn lauerte, war wirklich ein Vasall. Oder handelte im Auftrag eines Vasallen. Philipp dachte an die ledernen Stulpenhandschuhe, verschlissen, fleckig … Warum

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