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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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dort war, wo Kilian sie vermutete. Vater im Himmel, hilf mir doch!, flehte er still. Was soll ich tun? Kilian einen Hinweis geben? Er wagte es nicht.
    „Was ist mit dir? Hattest du so viel Arbeit?“ Kilian legte eine Hand auf Philipps Arm und sagte froh: „Komm, bei einem Krug Wein vergessen wir für heute die Arbeit!“
    Unwillkürlich zuckte Philipp etwas zurück. Unter seinem anderen Arm klemmte das große Buch. Er konnte Kilian nicht ansehen, sah hinauf zum Himmel, aus dem winzige Flocken fielen, blickte die Gasse entlang.
    „Komm“, sagte Kilian noch einmal.
    Philipp hörte seines Freundes aufkommende Besorgnis. Er schüttelte den Kopf.
    „Was?“
    „Ich kann nicht.“ Er wand sich innerlich. Was sollte er Kilian sagen? Geschrien hätte er am liebsten. Hedwig verschleppt, troll dich, Kilian …
    „Philipp?“
    Er sah Kilian an. Rang nach Worten. Fühlte Angst.
    „Du hast doch was. Ist etwas nicht in Ordnung?“ Forschend sah Kilian ihm ins Gesicht. Kilian, sein freundlicher, ruhiger Freund, den er schätzte und liebte. Kilian, Julis Pate. Er sah Kilian an und wünschte, er würde weggehen. Verzweifelt dachte er daran, dass der Hundsfott irgendwo in der Nähe vielleicht hörte, wie er mit Kilian sprach. Was mochte er annehmen?
    „Ich muss … ich muss noch“, stotterte er schließlich. „Ich muss noch etwas erledigen. Einer der Räte. Ich …“
    Kilian nickte zu seiner linken Seite hin: „Das, was du da so verkrampft unter dem Umhang trägst?“
    Philipp erstarrte.
    „Nun schau nicht so entsetzt. Ich weiß, dass du keine Kanzleigeheimnisse verraten darfst. Musst mir nicht sagen, was du tun sollst.“ Verständnisvoll breitete er die Arme aus. „Auch im Marstall gibt es wegen der bevorstehenden Abreise des Hofstaates viel zu tun.“ Er schlug ihm leicht auf den Arm. Dann schmunzelte er. „Hei, Freund, alles klar. Ich gehe voraus und unterhalte dein Weib so lange.“ Sein verschmitztes, scherzhaftes Lächeln brachte Philipp fast um den Verstand.
    Trotzdem nickte er wie zur Zustimmung, brachte ein schmales Lächeln zuwege, sagte: „Ja.“
    Kilian machte einen Schritt von ihm weg, sah die Gasse hinunter, fragte nun doch, indem er zu ihm zurücksah: „Ist
sie
dabei?“
    Falls Appel im „Schwert“ war, würde sie sich ebenso wie Kilian wundern, wo Hedwig bliebe.
    „Ich glaube schon“, antwortete Philipp und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Er konnte es nicht fassen, dass er seinem Freund ins Gesicht log. Er wollte das nicht. Aber er log noch einmal, indem er mit abschließendem Unterton sagte: „Ich komme, sobald ich kann.“
    Kilian lächelte ihm zu, verschmitzt und in Feierlaune. „Wir werden uns die Zeit schon vertreiben. Doch sieh zu, dass du dich sputest! Einem wie mir können die Weiber nicht lange widerstehen!“
    Er hob den Arm zum Gruß und verschwand im Dunkel der Gasse.
    Zögernd tat Philipp einige Schritte Richtung Kanzleigasse. Der Fremde hatte gesagt, er käme auf ihn zu. Wo war er?
    Er spähte vor sich. Schnee bedeckte das Pflaster, die Dächer, erhellte die Nacht. In der Ferne vor ihm schimmerte weißlich der waldige Hang am Friesenberg. Wo waren Hedwig und Juli? Und was würden Kilian und die Freunde denken?
    Er erschrak, als sich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten an der Ecke des Kanzleigebäudes löste und auf ihn zukam.
    „Du hast es?“
    Philipp nickte. Merkte, dass er zitterte. Angst bohrte sich in seine Eingeweide wie ein gefräßiger Wurm. Eine schreckliche, beschwörende Angst, die ihm Fragen in den Kopf hämmerte. Was, wenn der Strauchdieb Hedwig und Juli längst getötet hatte? Wenn er nun auch ihn an Ort und Stelle niedermetzelte und mit dem Buch verschwand?
    Er bezwang sich, hörte sich raunen: „Das Buch nur gegen mein Weib und meine Tochter!“
    „Komm!“, befahl der Mann lediglich knapp.
    Er ließ Philipp vorangehen Richtung Friesenberg. Rechter Hand kleine Häuser, schief, schneebedeckt und dunkel. Zwischen zweien ein freies Grundstück. Der Fremde bedeutete Philipp, die Gasse zu verlassen. Geröllbrocken, eine weiß bestäubte, fast mannshohe Hecke. Philipps Herz schlug schneller. Hatte der Hundsfott Hedwig und Juli hier verborgen? Ein Kopfrucken, er sollte Hecke und Steinhaufen umrunden. Bang war ihm, so bang, dass Hedwig hier läge, und dann jäh das Erkennen, dass sie nicht hier war, als er auf der anderen Seite von Gesträuch und Geröll anlangte. Eine Laterne blinzelte am Boden. Der Mann hatte sie gänzlich mit Schnee umhäuft, sodass

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