Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
Kinn. »Laut Bericht soll der Bourbon Kid schon kurz nach Mitternacht tot gewesen sein. Und dafür gibt es einen ganzen Haufen Augenzeugen.«
Simmonds wirkte überrascht. »Tatsächlich?«
»Ja, er ist von einem Sondereinsatzkommando in einem Wohnblock erschossen und geköpft worden. Daher war ich davon ausgegangen, dass Cromwell eines seiner letzten Opfer gewesen ist – kurz bevor man den Bourbon Kid erwischt hat. Dieses Video kompliziert die Sache gerade.«
»Der Bourbon Kid lebt also noch?«
Harker nickte. »Sieht fast so aus. Die CD nehme ich jetzt mit und mache mich auf den Weg. Falls der Bourbon Kid tatsächlich immer noch da draußen herumläuft, sollte ich das schleunigst an die Presse weitergeben. Die Öffentlichkeit muss darüber informiert werden, dass die Gefahr noch nicht vorüber ist.«
»Dem Sondereinsatzkommando sollten Sie das ebenfalls mitteilen.«
Harker lächelte. »Ich hoffe, die Jungs erfahren es noch aus den Nachrichten, bevor sie die Stadt verlassen, falls sie dazu noch Gelegenheit haben.«
♦ SECHS
Aus dem Himmel über Santa Mondega fiel Schnee. Dante erlebte das zum ersten Mal in seinem Leben, jedenfalls soweit er sich erinnern konnte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die dicken Flocken an, während Vanity ihn und Kacy zur Casa de Ville fuhr.
»Coole Kiste, was, Süße?«, sagte Vanity zu Kacy. »Ford Ranger. Brandneuer Wagen.«
»Nur die Farbe ist doof. Blau«, stellte Kacy gelangweilt fest und schaute weiter aus dem Fenster.
Dante grinste. Kacy konnte man mit einem Auto nur schwerlich beeindrucken, wenn es nicht geklaut war. Er hingegen war froh, dass sie gerade in einem Geländewagen saßen. Die Straßen waren rutschig und noch gefährlicher als sonst. Die Wolken, die sich über der Stadt zusammenzogen, wurden immer dunkler. Und sie waren riesig.
In der Ferne ragte vor ihnen ein Gebäude auf, das aussah wie eine große mittelalterliche Burg.
»Was zum Teufel ist das?«, wollte Kacy wissen.
»Die Casa de Ville«, erklärte Vanity.
»Verdammt groß, oder?«, fragte Dante.
»Muss sie sein«, sagte Vanity. »Da trudeln gleich jede Menge Vampire ein.«
Dante schüttelte den Kopf. Der Anblick der Casa de Ville machte ihn ausnahmsweise mal sprachlos.
Als sie angekommen waren, stellte Vanity den Wagen auf einem großen Parkplatz hinter dem Gebäude ab. Dante und Kacy folgten ihm danach zum Eingang an der Vorderseite, wo sie ein Vampir mit merkwürdigem schwarzen Make-up erwartete und ihnen den Weg in die Halle wies.
Die Große Halle war – wie ihr Name schon sagte – von beeindruckender Größe. Die Decke war fünfzig Meter hoch, auf halbem Weg nach oben befand sich eine Galerie. Am anderen Ende der Halle führte eine sehr breite Marmortreppe hinauf zur Galerie und auf den Balkon. Man kam sich wirklich vor wie in einer Burg. Der einzige Unterschied, dachte Dante, sind die Überwachungskameras, die alles aufzeichnen. Er schaute sich um. Die verdammten Dinger hingen wirklich überall. Hunderte von Vampiren standen in Grüppchen herum und unterhielten sich.
»Wahnsinn, heute scheint wirklich noch was ganz Großes abzugehen«, sagte Vanity. »Am besten halten wir uns ein bisschen im Hintergrund. Nachdem sich Déjà Vu als der Bourbon Kid entpuppt hat, ist das sicher keine schlechte Idee. Nur nicht auffallen.«
»Da bin ich völlig deiner Meinung«, bestätigte Dante.
Es befanden sich inzwischen so viele Vampire in der Halle, dass sie auch das Publikum eines gut besuchten Rockkonzerts hätten sein können. Eine Menge merkwürdig ausstaffierter Freaks aus jedem Vampir-Clan der Stadt hatte sich hier versammelt und beobachtete nun erwartungsvoll die große Treppe. Dante erkannte einige der Clans wie zum Beispiel die Clowns, von denen ziemlich viele gekommen waren. Die Filthy Pigs, die Rastafarians und die Dreads waren weniger zahlreich vertreten; und natürlich fehlten auch die meisten Shades. Abgesehen von Dante, Kacy und Vanity hatten von ihrem Clan lediglich Cleavage und Moose das Massaker überstanden. Die beiden waren ebenfalls anwesend, hatten sich aber unbedarft ganz nach vorn vor die Treppe gestellt und schienen gespannt darauf zu warten, was wohl gleich passieren würde.
Die Mehrheit der Anwesenden stammte vom Clan der Pandas. Dante war dieser Clan unbekannt gewesen, bis Vanity den Namen erwähnte. Es waren Vampire wie derjenige, der sie am Eingang empfangen hatte. Das schwarze Make-up um die Augen verlieh ihnen tatsächlich das Aussehen eines Pandas in
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