Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
Menschengestalt – blutsaugende Pandas mit Fangzähnen. Ein weiterer Clan, der sich zahlreich in der Casa eingefunden hatte, nannte sich Black Plague. Seine Jagdgründe lagen eher am Stadtrand, den sie üblicherweise nur selten verließen. Sie trugen allesamt schwarze Ninja-Outfits, komplett mit schwarzer Maske, die nur Schlitze für die Augen und etwas braune Haut freiließ. Nachts sind diese Typen bestimmt eine tödliche Gefahr, dachte Dante.
Nach ungefähr zwanzig Minuten Warterei erschien die beeindruckende Gestalt von Rameses Gaius am Kopf der Treppe. Das Gemurmel in der Halle verstummte, und es wurde still. Dante erkannte Gaius sofort wieder. Er war es gewesen, der ihn und Kacy vor einer Woche entführt hatte. Damals hatte er sich als Mr E. ausgegeben und behauptet, er wäre ein Agent des Secret Service. Dann hatte er Dante damit beauftragt, den Shades-Clan zu infiltrieren und herauszufinden, wo der Mönch Peto sich versteckte.
Dante spähte über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg hinüber zu Kacy. Sie erwiderte seinen Blick. Ganz offensichtlich hatte auch sie Gaius wiedererkannt.
Dante tippte Vanity gegen den Arm. »Ist das wirklich Rameses Gaius?«
Vanity nickte. »Ja, handel dir mit dem besser keinen Ärger ein. Der zerreißt dich in der Luft.«
Wie bei ihrem letzten Zusammentreffen trug Gaius auch heute einen glänzenden silbernen Anzug und eine schwarze Sonnenbrille. Sein kahler Kopf und seine dunkle Haut glänzten wie lackiert. Instinktiv senkten Dante und Kacy die Köpfe und hofften, dass er sie in der Menge nicht erkennen würde.
»Schau mal!« Vanity nahm Dantes Arm. »Die Frau da hinter ihm ist seine Tochter Jessica. Scharfe Braut. Die Königin der Vampire.«
Dante sah wieder hoch. Ein paar Schritte hinter Gaius stand tatsächlich niemand anders als Jessica, die Königin der Vampire. Die Frau, deren Körper Dante letztes Jahr im Tapioca während der Sonnenfinsternis mit Kugeln durchsiebt hatte. Der Bourbon Kid war sowieso gerade damit beschäftigt gewesen, sie abzuknallen, also hatte Dante mitgemacht. Am Ende hatten sie Jessica einfach liegen lassen. Wer hätte denn auch ahnen können, dass sie noch lebte? Angesichts dieser Vorgeschichte war es wohl besser, wenn sie ihn heute ebenfalls nicht erkannte.
Oben am Kopf der Treppe hob Gaius jetzt die Arme, um für Ruhe zu sorgen, damit man ihm zuhörte. »Ich danke euch allen für euer Erscheinen hier«, sagt er. »Ich habe großartige Nachrichten für euch. Nachdem wir gestern so viele Brüder und Schwestern wegen dieses Mistkerls, dem Bourbon Kid, verloren haben, gibt es heute dennoch Anlass zur Freude.«
Aufgeregtes Gemurmel erfüllte kurz die Halle, bevor Gaius seine Rede fortsetzte.
»Kurz nach Mitternacht haben wir den Bourbon Kid gefangen genommen und geköpft. Er ist Geschichte!«
Die Menge brach in lauten Jubel aus. Schnell bedeutete Gaius seinen Vampiren, Ruhe zu bewahren.
»Jetzt ist unser großer Moment gekommen. Schon bald werden wir der Welt unsere Existenz enthüllen. Nicht mehr lange, und ihr werdet auch am Tag auf die Jagd gehen. Die Zeit ist vorbei, in der ihr euch in dunklen Gassen und hinter Nachtclubs herumdrücken musstet. Jetzt sind wir die neuen Herren von Santa Mondega!« Die Menge jubelte noch frenetischer als zuvor. »Die örtliche Polizei ist praktisch ausgeschaltet. Jeder Einzelne von euch hat sich von nun an bereitzuhalten, um meine Befehle auszuführen. Euch wird sicher nicht entgangen sein, dass es schneit und sich eine riesige Wolkenwand über der Stadt auftürmt. Dieser Zustand, meine Freunde, wird schon bald von Dauer sein!«
Aus der Menge war die Stimme einer Frau zu hören. »Wie das denn?«
Gaius nahm seine Sonnenbrille ab, und den Vampiren in der Halle verschlug es den Atem, Dante und Kacy eingeschlossen. In Gaius’ rechter Augenhöhle glitzerte und leuchtete ein blauer Stein. Das Auge des Mondes.
»Ja, ganz recht«, sagte Gaius. »Ich bin wieder im Besitz des Auges. Es befindet sich an seinem angestammten und rechtmäßigen Platz.« Er tippte gegen den Stein und lächelte auf sein Publikum herab. »Durch die Macht, die mir das Auge des Mondes verleiht, habe ich die Wolken über der Stadt zusammengezogen. Derzeit dürften sie schon neunzig Prozent des Sonnenlichts blockieren. Morgen am späten Nachmittag werden es dann volle hundert Prozent sein. Und dabei wird es bleiben. Solange ich das Auge besitze, brauchen wir keine Sonnenfinsternis mehr, meine Freunde. Sobald die Wolken die Stadt vollständig
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