Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
seufzte.
»Um ein paar von denen ist es nicht besonders schade.«
»Was für eine gefühllose Bemerkung.«
Harker rieb sich das Kinn. Es war schwer, die richtigen Worte zu finden, damit Clay ihn nicht gleich für verrückt hielt. Weil Harker nicht einfiel, wie er es diplomatisch ausdrücken sollte, platzte er einfach damit heraus. »Wussten Sie, dass der letzte Captain ein Vampir war?«
»Was?«
»Ich sagte eben …«
»Ja, das habe ich gehört.« Clay runzelte die Stirn. »Sie haben angedeutet, Captain De La Cruz sei ein Vampir gewesen.«
»Nicht angedeutet, klar und deutlich festgestellt.«
Clay wirkte geschockt und schien sich nicht sicher zu sein, ob Harker ihn vielleicht auf den Arm nehmen wollte. »Sie meinen einen Blutsauger, der als Fledermaus durch die Gegend fliegt?«
Harker nahm sich einen Stuhl und setzte sich gegenüber Clay hin. »Die Fledermaus-Nummer dürfte ein Mythos sein, aber er war definitiv ein Blutsauger.«
»Glauben Sie ernsthaft, er hat Menschenblut getrunken?«
»Ich weiß es sogar.«
»Ich höre in der Stadt ständig Gerüchte über Vampire. Bisher war ich allerdings davon ausgegangen, dass es sich dabei im schlimmsten Fall um irgendwelche Leute handelt, die lediglich schauspielern und vorgeben, Vampire zu sein. Wenn überhaupt was an der Sache dran ist.«
»Leider stimmt jedes Wort.«
Clay schien nicht überzeugt davon zu sein. »Dann hätte ich De La Cruz also mit einem Kreuz und einer Knoblauchknolle erledigen können?«, erkundigte er sich sarkastisch.
»Wahrscheinlich hätte er das seinen tatsächlichen Todesumständen gestern Nacht vorgezogen.«
»Ja, ich hab die Geschichte gehört. Er hat einen Gewehrlauf in den Arsch bekommen. Beschissene Art, diese Welt zu verlassen.«
»Ja, sein Mittagessen klebt noch immer im Fahrstuhl. Ich muss nachher irgendeinen armen Kerl finden, der die Schweinerei wegmacht.«
»Sehen Sie ja nicht mich dabei an.«
»Dann halten Sie mich besser bei Laune, Clay. Gut, wie dem auch sei, ich bin nicht nur hergekommen, um mich mit Ihnen über verdreckte Aufzüge und Vampire zu unterhalten.«
»Was kann ich für Sie tun, Captain?«
»Ich habe vorhin eine halbe Stunde damit verbracht, mir De La Cruz’ private Dateien auf seinem Laptop anzusehen. Ein Fall, an dem er arbeitete, ist mir besonders aufgefallen. Ich kann mir nicht erklären, warum die Presse nie Wind von der Sache bekommen hat. Wie ich der Datei entnehme, hat De La Cruz ein paar Mal mit Ihnen über die Angelegenheit gesprochen. Ich würde gern hören, was Sie darüber wissen.«
Clay lehnte sich zurück. »Meinen Sie den Kindermörder?«
»Ja, wie kommen Sie darauf?«
»Weil es mich angekotzt hat, dass De La Cruz nichts gegen ihn unternommen hat. Warum die Presse nie davon erfahren hat, kann ich Ihnen allerdings auch nicht erklären.«
Das offensichtliche emotionale Engagement seines Mitarbeiters in diesem Fall gefiel Harker. Er empfand genauso. »Dazu habe ich eine Theorie, Clay. Ich glaube, dass De La Cruz den Mörder gedeckt hat.«
»Das wäre nicht unmöglich, aber warum?«
»Wahrscheinlich weil der Mörder ein Vampir war.«
Diesmal runzelte Clay die Stirn noch heftiger. »Das wäre in der Tat eine Erklärung. Und es würde auch zu den Morden und den von uns entdeckten Spuren passen.«
»Sehr gut – also, was liegt Ihnen in der Sache vor? DNS -Material vielleicht oder etwas Ähnliches?«
»Nicht ganz«, sagte Clay, drehte sich wieder zu seinem Computer um und tippte auf der Tastatur herum. »Soweit ich weiß, waren es siebzehn Morde.«
»Tatsächlich wohl eher sechsundachtzig.«
Clay zog eine Augenbraue hoch. »Wie ich sagte – soweit ich weiß. DNS haben wir nicht entdeckt. Kein Speichel, kein Blut oder so. Wodurch wir aber beweisen können, dass alle siebzehn Morde zusammenhängen …«
Harker unterbrach ihn. »Eine grüne Zunge und Bissspuren am Hals der Opfer?«
»Woher wissen Sie das?
»Aus De La Cruz’ Dateien. Die Bissspuren sind in meinen Augen ein klares Zeichen für eine Vampirattacke. Was es mit der grünen Zunge auf sich hat, verstehe ich allerdings noch nicht.«
»Dabei dürfte es sich um die Auswirkung eines Gifts handeln. Alle Kinder standen unter dem Einfluss einer mysteriösen grünen Flüssigkeit, die eine sofortige Lähmung bewirkt.« Clay hielt inne, spähte erneut über seinen Brillenrand und hörte auf zu tippen. »Und dann ist da noch etwas. De la Cruz hat es als Zufall abgetan, meiner Meinung nach ist es aber die wichtigste Spur, die
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