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Das Buch meiner Leben

Das Buch meiner Leben

Titel: Das Buch meiner Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Heamon
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Und wer ist der muskulöse, braungebrannte junge Mann, der deine Frau massiert und sie auf den Hals küsst? «
    » Das bin ich « , sagt Mujo.
    5. Wer sind sie?
    Die neokonservative Auffassung vom Anderssein lautet: Die anderen sind okay und akzeptabel, solange sie nicht versuchen, illegal ins Land zu kommen. Sofern sie bereits hier sind, und zwar legal, müssen sie sich an unsere Lebensweise anpassen, deren erfolgreiche Normen ja schon lange feststehen. Die Entfernung zwischen den anderen und uns bemisst sich daran, wie sie zu unseren Werten stehen, die für uns selbstverständlich sind (aber nicht für sie). Die anderen erinnern uns stets daran, wer wir sind – wir sind anders als sie und werden das auch immer bleiben, weil wir, kulturell und historisch, Anhänger von Marktwirtschaft und Demokratie sind. Einige von ihnen wollen so sein wie wir (wer möchte das nicht?), und das kann ihnen sogar gelingen, wenn sie klug sind und auf uns hören. Und viele von ihnen hassen uns, einfach so.
    In einer Rede vor den Dozenten und Studenten eines College in Iowa im Januar 2000 hat George W. Bush das neokonservative Verständnis vom Anderssein in seiner unverwechselbar dümmlichen und doch erstaunlich präzisen Art formuliert: » Als ich studierte, war die Welt ein gefährlicher Ort, und man wusste genau, wer die anderen waren. Es hieß: Wir gegen sie, und es war klar, wer die anderen waren. Heute können wir nicht mehr so sicher sein, wer die anderen sind, aber wir wissen, dass es sie gibt. «
    Und dann, am 11. September 2001, tauchten sie mit ihren Flugzeugen auf, und nun sind sie überall, dank einer gefälschten Geburtsurkunde auch im Weißen Haus. Und ab und zu schnappen wir sie und schaffen sie in Geheimflugzeugen nach Guantánamo oder verhaften sie bei Razzien und deportieren sie oder verlangen von ihnen, unmissverständlich zu erklären, dass sie keine von denen sind. Und wer sie auch sein mögen, wir müssen den Krieg gegen sie gewinnen, damit wir allein auf der Welt sind.
    6. Was bist du?
    Hier ist eine Geschichte, die ich gern erzählen möchte. Ich habe sie in einer kanadischen Zeitung gelesen, sie aber schon so oft erzählt, dass ich manchmal glaube, sie erfunden zu haben.
    Ein kanadischer Politologieprofessor reiste während des Krieges nach Bosnien. Er selbst war im ehemaligen Jugoslawien geboren worden, aber seine Eltern waren nach Kanada ausgewandert, als er noch ein Kind war, das heißt, er hatte einen erkennbar jugoslawischen Namen. Nun fuhr er, ausgestattet mit einem kanadischen Pass und einem UNPROFOR -Ausweis, begleitet und beschützt von Blauhelmsoldaten, durch das Land, um den Krieg zu studieren. Mit seinem kanadischen Pass und dem UNPROFOR -Ausweis kam er durch viele Checkpoints. Einmal wurde er jedoch angehalten, denn ein jugoslawischer Name in einem kanadischen Pass, das erregte die Neugier der Soldaten. Sie fragten: » Was sind Sie? « Er war sicher furchtbar nervös und verängstigt. Er sagte: » Ich bin Professor. « Für die patriotischen Soldaten an dem Checkpoint muss seine Antwort eine kindliche Unschuld verraten haben, denn sie stellten ihm keine weiteren Fragen zu seiner Tätigkeit und winkten ihn durch. Sie lachten bestimmt oder erzählten sich Geschichten über ihn. Für sie muss er eine irreale Erscheinung gewesen sein.
    Um für die tapferen Männer am Checkpoint überhaupt als Mensch verständlich zu sein, musste er über eine klar definierte, offensichtliche ethnische Identität verfügen. Die ethnische Abstammung des Professors war die einzig relevante Information über ihn. Seine Kenntnisse in Politikwissenschaft und Pädagogik waren völlig irrelevant in diesem Teil der Welt, der in verschiedene, nebeneinander existierende Systeme ethnischen Andersseins aufgeteilt war – wie in den meisten anderen Teilen der Welt. Der Professor musste sich in Bezug auf » andere « definieren, aber ihm fielen in dieser Situation keine anderen ein.
    Um wieder Professor zu sein, musste er nach Kanada zurückkehren, wo er möglicherweise meinen Eltern begegnete, die in ihm bestimmt ein Musterexemplar der ihren sahen.
    7. Was bin ich?
    Meine Schwester kehrte nach dem Krieg nach Sarajevo zurück, um dort, ausgestattet mit einem kanadischen Pass, als politische Beraterin zu arbeiten. Im Rahmen ihrer Tätigkeit kam sie mit vielen ausländischen und einheimischen Politikern und Beamten zusammen. Weil sie einen ethnisch nicht ganz eindeutigen Namen hatte und weil sie Bosnisch und Englisch sprach, war sie

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