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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Baldric, dass jeder von uns etwas zu sühnen hat?«
    »Das ist wahr.« Der Normanne nickte. »Aber Antiochien ist weit, Junge. Ich habe dich schon einmal verloren, und ich möchte nicht, dass es wieder geschieht. Du magst gelernt haben, zu reiten und ein Schwert halbwegs zu gebrauchen, aber das macht dich noch längst nicht zum Ritter. Und dort im Süden ist Feindesland, das von Heiden bevölkert wird, deren Sprache du noch nicht einmal verstehst …«
    »Darf ich etwas dazu sagen, Herr?«, brachte sich zum ersten Mal Berengar ein, der schweigend neben Conn gestanden und den Wortwechsel verfolgt hatte. Als Einzigen hatte Conn ihn schon vorab in seinen Plan sowie in Chayas wahre Identität eingeweiht, und der Mönch war es gewesen, der ihm dringend geraten hatte, sich Baldrics Erlaubnis und Segen einzuholen.
    »W as wollt Ihr?«
    »Ich möchte Euch raten, Conwulfs Ersuchen nachzugeben«, erwiderte der Mönch. Gelassenheit sprach aus seinen blassen Zügen und den kleinen Augen, die auch auf Baldric überzugreifen schien.
    »So? Und warum sollte ich das tun?«
    »W eil Ihr damit nicht nur seinen Wunsch erfüllt, sondern auch einen strategischen Vorteil gewinnt. Antiochien ist auch das Ziel des Feldzugs, wie Ihr wisst, und jede Information, die wir über die Stadt und ihr Umland gewinnen, kann der Sache nur dienlich sein. Zudem«, fügte der Benediktiner hinzu und verbeugte sich leicht, sodass seine Tonsur sichtbar wurde, »würde ich mich erbieten, Conwulf zu begleiten. Als friedliche Pilger würden wir wohl kaum Aufsehen erregen, des Weiteren beherrsche ich die Landessprache, wie Ihr wisst.«
    » Hm«, ließ Baldric sich vernehmen. Sein Widerstand schien nachzulassen, wie Conn erleichtert zur Kenntnis nahm.
    »Bitte, Baldric«, drängte er, um wie bei einem Sturmangriff in die geschlagene Bresche nachzusetzen. »Ich kann es nicht erklären, aber ich habe das Gefühl, ihr helfen zu müssen. Mehr noch, dass es meine Bestimmung ist, ihr zu helfen. Könnt ihr das verstehen?«
    »Nein«, erwiderte Bertrand an Baldrics Stelle und schüttelte das Lockenhaupt, »aber es spielt auch keine Rolle, denn ich werde dich ebenfalls begleiten. In diesen Zeiten werden auch friedliche Pilger angegriffen, und dann sind zwei Klingen besser als eine.«
    Baldrics Kieferknochen mahlten, während er eingehend nachdachte. Die Aussicht, einen erfahrenen Kämpfer an der Seite seines Adoptivsohnes zu wissen, schien ihn noch ein Stück weiter zu beruhigen. »Einverstanden«, erklärte er endlich. »Aber ihr verliert unterwegs keine Zeit, habt ihr verstanden? Ich gebe euch unsere besten Pferde mit, und ich will, dass ihr, sobald ihr die Jüdin nach Antiochia gebracht habt, unverzüglich ins Lager zurückkehrt und Bericht erstattet.«
    »Das werden wir«, versprach Conn ohne Zögern.
    »Dann geh und tu, was du tun musst«, seufzte der Normanne. Der strenge Blick seines einen Auges wurde ein wenig milder, und die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. »Und sieh dich dabei vor, hörst du?«
    »Da werde ich«, sagte Conn. Und leiser fügte er hinzu: »Danke … Vater .«

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14.
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    Damaskus
Oktober 1097
    Es war nicht mehr als ein Gefühl, das Bahram al-Armeni hegte, aber er wurde es nicht mehr los.
    Es begleitete ihn, als er am frühen Morgen das Haus verließ, um in der Kirche von Johannes dem Täufer zu beten; es verfolgte ihn, als er unter den großen, Schatten spendenden Planen hindurch die Gassen und Säulenhallen des Basars abschritt; und weder ließ es ihn los, als er seinem alten Freund, dem Mosaikmaler Kele einen Besuch abstattete, noch als er die Bibliothek der Großen Moschee aufsuchte, um seine Studien der arabischen Philosophie fortzuführen.
    Erst als er in sein Haus zurückkehrte und sein Diener ihm berichtete, dass Abu Nasr al-Muluk Duqaq, der ebenso mächtige wie zum Jähzorn neigende Emir der Stadt, ihn unverzüglich in seinem Palast zu sprechen wünsche, schien sich die dumpfe Vorahnung zu bestätigen wie ein Sandsturm, der sich zunächst nur als ferner Schleier am Horizont ankündigte und sich dann mit aller Macht entlud. Bahram folgte dem Ruf, nicht ohne Turban und Kaftan abzulegen und sie gegen Helm und Harnisch zu tauschen. Wenn Duqaq ihn zu sehen wünschte, dann nicht als Mann der Wissenschaft.
    Sondern als Soldat.
    Der Palast erhob sich jenseits des Flusses, inmitten der unzähligen Kuppeln und Türme der von hohen Mauern um g ebenen Stadt. Es war ein mächtiges Gebäude mit einem eindrucksvollen Portal, kühn

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