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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Blick machte ihm klar, dass er besser geschwiegen hätte, und er verwünschte sich für seine vorlaute Zunge.
    »W arum wollt Ihr das wissen?«, erkundigte sie sich. Unverhohlenes Misstrauen gesellte sich zu ihrer Trauer.
    »Aus keinem bestimmten Grund«, beeilte sich Conn zu versichern. »Ich wollte Euch keinesfalls verletzen oder …«
    »Schon gut.« Ihre schmerzgezeichneten Züge entspannten sich ein wenig. »V erzeiht meine Vorsicht. Aber jener Gegenstand war für meinen Vater von großer Wichtigkeit, also ist er es auch für mich.«
    »Das verstehe ich«, antwortete Conn. »Aber ich muss Euch warnen. Auch das Heer der Kreuzfahrer ist auf dem Weg nach Antiochien, und wenn es dort eintrifft …«
    Er überließ es ihrer Vorstellungskraft, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn das christliche Heer die Stadt am Orontes erreichte. Der Blick ihrer Augen verriet, dass sie genau wusste, wovon er sprach. »Dennoch muss ich dorthin«, beharrte sie.
    »W ie wollt Ihr das bewerkstelligen? Es ist noch ein weiter Weg, wie Ihr wisst, und Ihr seid jetzt ganz auf Euch gestellt.«
    »Glaubt Ihr, das wüsste ich nicht?« Ihre Stimme wurde wieder brüchig. »Ich bin ein Diener, der seinen Herrn verloren hat, und da die lange Reise unser Vermögen aufgezehrt hat, bin ich mittellos, entsprechend wird man mich behandeln. Wenn ich Glück habe und meine Tarnung fortbesteht, wird man mir vielleicht gestatten, mich als Kameltreiber zu verdingen. Wenn nicht …«
    Conn nickte. Wenn man herausfand, dass sie eine Frau war, die noch dazu allein reiste, würde sie Antiochia vermutlich nie z u sehen bekommen, sondern auf dem Sklavenmarkt von Alexandretta oder Marash enden. »Ihr dürft nicht gehen«, sagte er deshalb schnell.
    »W as soll ich stattdessen tun?«
    »Kommt mit uns. Im Lager der Kreuzfahrer sind Frauen, die sich Eurer annehmen werden.«
    »Ist das Euer Ernst?« Leiser Spott schwang in ihrer Stimme mit. »Ich soll mit Euch kommen in das Lager derer, die meinen Vater ermordet haben? Wie sicher wäre ich wohl dort?«
    »Jedenfalls sehr viel sicherer als hier. Immerhin bräuchtet Ihr Euch nicht zu verstellen.«
    »Glaubt Ihr das wirklich?« Sie schaute ihn zweifelnd an. »W isst Ihr, warum mein Vater und ich die alte Heimat verlassen haben, Conwulf? Weil wir dort unseres Glaubens wegen ausgegrenzt, verfolgt und sogar mit dem Tod bedroht wurden – und wollt Ihr behaupten, diese dunklen Schatten wären uns nicht bis hierher gefolgt? Sicher wäre ich unter Euresgleichen doch nur, solange niemand wüsste, dass ich eine Jüdin bin. Mein Geschlecht bräuchte ich vielleicht nicht zu verbergen, wohl aber meine Religion. Folglich müsste ich mich auch unter Euresgleichen unentwegt vor Entdeckung fürchten, und es wäre nichts gewonnen.«
    »Dennoch wärt Ihr nicht allein.«
    »W ürdet Ihr Euch für mich einsetzen, wenn ich entlarvt würde und von allen angefeindet?« Ihre geröteten Augen musterten ihn aufmerksam. »Ja«, sagte sie dann, »ich glaube, das würdet Ihr. Dennoch darf ich Euer Angebot nicht annehmen, Conwulf. Die Liebe zu meinem Vater gebietet es mir, den Auftrag zu Ende zu bringen, den er mir erteilt hat.«
    »Euer Vater ist tot, Chaya. Ihr jedoch seid noch am Leben.«
    »Und wenn dieses Leben einen Sinn haben und Gottes Gefallen finden soll, so muss ich zu Ende bringen, was mein Vater begonnen hat.«
    »Und wenn ich es nicht erlaube?«
    Chaya schaute ihn befremdet an. »W ollt Ihr es mir verbie t en?« Sie presste die Handwurzeln aneinander und streckte ihm die Arme entgegen. »Dann müsst Ihr mich fesseln und als Gefangene in Euer Lager schleppen.«
    »Ihr wisst, dass ich das niemals tun würde.« Conn schüttelte den Kopf, allein die Vorstellung widerte ihn an. »Aber ich kann mir nicht denken, dass es im Sinn Eures Vaters wäre, wenn Ihr Euch derart in Gefahr begebt.«
    »Mein Vater, Conwulf, hätte alles getan, um jenen Gegenstand nach Antiochia zu bringen. Sogar sein Leben hat er dafür geopfert!«
    »Aber nicht das Eure«, widersprach Conn entschieden. »Allein und ohne Schutz habt Ihr nicht die geringste Chance, Antiochia lebend zu erreichen. Und wenn es Euch doch gelingt, seid Ihr in einer Stadt, die vermutlich dem Untergang geweiht ist.«
    »Dennoch muss ich es versuchen, denn ich habe es meinem Vater versprochen. Wisst Ihr, wie es ist, einem Sterbenden in die Augen zu sehen und seinen letzten Willen aufgetragen zu bekommen, Conwulf? Wisst Ihr das?«
    Seufzend ließ Conn Kopf und Schultern sinken.
    Er wusste

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