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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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er den größten Teil seines Lebens herumgeschleppt hatte. Dann konnte er erneut Schritte hören, nicht mehr ganz so viele wie zuvor, aber nicht minder hastig.
    »Zwei Gänge«, stieß Bahram hervor, während sie ihre Schritte noch beschleunigten. »V erfolger sich geteilt.«
    Conn nickte – was immer also geschehen würde, sie hatten es mit weniger Gegnern zu tun als zuvor. Abzüglich derer, die den Kampf gegen Baldric mit dem Leben bezahlt hatten.
    U nvermittelt gelangten sie in eine weitere Höhle, deren Decke vor Urzeiten kunstvoll bemalt gewesen sein mochte – jetzt waren nur noch spärliche Überreste der einstigen Pracht zu erkennen. Gleich drei Stollen zweigten aus der Kaverne ab, doch etwas war diesmal anders.
    »Es gibt keine Textstelle, die sich darauf bezieht!«, stellte Conn fest, während er die Schriftrolle bis zum Ende entrollte.
    »Dann müssen wir einen falschen Weg gegangen sein«, folgerte Chaya.
    »Unmöglich.« Conn schüttelte den Kopf. »W ir haben jeden einzelnen Hinweis genau befolgt.«
    »Und wenn Berengar sich geirrt hat?«, hakte die Jüdin nach.
    »Nein«, sagte Conn noch einmal, allen Zweifeln zum Trotz, die sich wie ätzendes Gift in seinem Körper ausbreiteten. Hatten sie etwas übersehen und waren deshalb in einer Sackgasse gelandet? War es nötig, den Weg noch einmal zurückzugehen?
    Er musste an die Verfolger denken, deren Stimmen und Schritte immer noch lauter wurden. Mit bebenden Händen hielt er die Schriftrolle ins flackernde Licht der Fackel und las, was Berengar geschrieben hatte. Es war die letzte Anmerkung, die er vorgenommen hatte, und in Conns Augen ergab sie keinen Sinn: Signa litteraeque non finis, sed initium fidei bonae in unum deum.
    »W as heißt das?«, fragte Chaya drängend.
    »Dass Zeichen und Buchstaben nicht das Ende, sondern der Anfang eines treuen Glaubens an den einen Gott sind«, erwiderte Conn. »W as soll das bedeuten? Ich verstehe es nicht!«
    Die Rufe ihrer Verfolger wurden noch lauter. Unsteter Lichtschein war plötzlich im Stollen zu erkennen.
    »Dort vorn ist Licht!«, rief jemand.
    »W ir haben sie gleich!«
    Conn rollte das Pergament hastig zusammen, schob es in seinen Gürtel und zog sein Schwert. Bahram tat nichts dergleichen.
    » W orauf wartet Ihr?«, fuhr Conn ihn an, während er sich schützend vor Chaya stellte. »Sie werden gleich hier sein.«
    »Ich nachdenke«, verkündete der Armenier ruhig.
    »W orüber? Über Berengars Worte?« Conn lachte auf. »Glaubt Ihr, durch Nachdenken allein …?« Er verstummte, als sich die Züge des Orientalen plötzlich aufhellten. »W as habt Ihr?«
    »Nicht ich«, widersprach Bahram schlicht. »Ihr selbst gerade die Lösung gefunden. Letztes Rätsel geht nicht um Zeichen oder Worte – sondern um Glauben. Das Berengar sagt.«
    »Er hat recht, Conn«, stimmte Chaya zu. »Es könnte eine Glaubensprüfung sein. Man will wissen, ob wir uns unserer Sache wirklich sicher sind.«
    Conn schürzte die Lippen, seine Blicke flogen zwischen der Stollenmündung und den drei Ausgängen hin und her. »Selbst wenn ihr recht hättet – welchen Gang sollen wir nehmen?«
    »Ein jeder von uns einen Gang«, schlug Bahram vor.
    Conn verzog das Gesicht. Der Gedanke, sich von Chaya zu trennen und sie auf diese Weise in noch größere Gefahr zu bringen, gefiel ihm nicht. Aber die Entschlossenheit in ihrem Gesicht signalisierte ihm, dass sie sich ohnehin bereits entschieden hatte.
    »Es ist gut.« Sie nickte ihm zu. »W ir müssen glauben, Conn.«
    »Da sind sie! Dort vorn!«
    Der Lichtschein aus dem Stollen war noch heller geworden, lange Schatten eilten ihm voraus – Schatten, deren dunkle Silhouetten vor Waffen starrten.
    Conn sah ein, dass sie keine andere Wahl hatten. Er küsste Chaya zum Abschied flüchtig auf den Mund und nickte Bah­ram zu – und jeder von ihnen nahm einen anderen Ausgang.
    Conn rannte, so schnell er konnte.
    Erst nach einigen Schritten wurde ihm klar, dass er das Pergament bei sich trug und die anderen deshalb ohne jeden Hinweis waren, dann wieder fiel ihm ein, dass Berengars Weisheit ohnehin erschöpft gewesen war. Würde sie ausreichen, um ans Ziel der Suche zu führen?
    I hre Verfolger immerhin hatten sich erneut aufteilen müssen. Den Schritten nach zu urteilen, die ihm hinterdreineilten, hatte Conn es nur noch mit zwei Gegnern zu tun, mit denen er im günstigen Falle fertig werden konnte – der Gedanke allerdings, dass ebenso viele hinter Chaya her waren, brachte ihn fast um den Verstand.
    So

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