Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
habe selber zwei in eurem Alter“, antwortete der, ohne den Blick von Mauersäges Kurventechnik zu wenden.
    Fräulein Doktor Horn kniete auf einer Decke und hielt den Burgherrn umklammert wie eine ängstliche Motorradbraut.
    „Alter Adel mit altem Rucksack!“ kommentierte Witzbold Klaus unverschämt laut.
    Die Fahrt war flott. Mit seinen langen, dünnen Beinen hatte Mauersäge die Deichsel so gut im Griff, dass der kleine Eberhard ausrief: „Spitze! Der schlenkert wie bei der Rallye Monte Carlo.“
    Von da ab war es aus mit Kurven. Den sportlichen Grafen schien der Slalom zu langweilen. Er hatte sich für Abfahrtslauf entschieden.

    Das Duo nahm den restlichen Hang in Fallinie . Die letzte Kurve zum Ziel interessierte sie nicht. Mittlerweile auch vom Abfahrtslauf gelangweilt, sattelte Graf Schreckenstein nunmehr auf Sprunglauf um. Er blieb gewissermaßen in der Spur, und die führte genau auf den Bootssteg.
    Ein Ruck. Fräulein Doktor Horn hob sich wie ein Jockey im Sattel, das Gefährt flitzte auf den Schanzentisch. Noch fünf Meter! Der Jux hatte in Entsetzen umgeschlagen. Das konnte nicht gut gehen. Da! Ein Ächzen, ein Knirschen. Knapp vor Stegende kam der Karren zum Stillstand.
    „Gott sei Dank“ japste Barbarossa. Er war fix und fertig.
    „Ich habe so was erwartet“, beruhigte ihn der Rex. „Umsicht wird bei uns großgeschrieben.“ Er hielt die Hände als Trichter an den Mund und rief: „Pummel, du bist ein Engel!“
    Jetzt erst merkten die Zuschauer, was geschehen war.
    In einem Boot neben dem Steg hatte Pummel gesessen und als Bremse einfach ein Ruder hinaufgeworfen.
    „Danke... ks... mein Junge!“ schaltete Mauersäge und half Fräulein Doktor Horn aus der gar nicht mehr goldenen Kutsche.
    „Sind Sie... ks... wohlauf?“
    „Bei Ihrer Fahrkunst, Graf!“ sagte sie matt. Doch als sie Pummel ansah, hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf. „Unser Fremdenführer! Da konnte nichts passieren!“
    „Konnte auch nicht“, meinte Pummel gelassen. „Ich sitze ja extra hier, falls einer in den Bach fährt.“
    Beifall wich dem Schrecken. Hans-Jürgens Lautsprecherstimme sagte das nächste Spiel an. „Und jetzt Fischerstechen! Bitte alles zum Steg.“
    Die Menge sammelte sich am Wasser. Mauersäge und Fräulein Doktor Horn wurden beglückwünscht. Pummel entzog sich Dankesbezeigungen. Er ruderte zu seinem nächsten „Arbeitsplatz“, etwa dreißig Meter vom Ufer entfernt. Wieder begann es rein amerikanisch.
    Einer vom Ende des Stegs, vom Ufer der andere, stiegen die Kontrahenten in die Boote, stellten sich auf das überhängende Brett am Heck, nahmen die Lanze mit dem Stoffballen an der Spitze zur Hand und versuchten, sich einen möglichst festen Stand zu verschaffen. „Auf los geht’s los!“ sagte Pummel jedes mal . „Los!“
    Dampfwalze und Stephan ruderten die Kähne mit dem Heck voraus und seitlich leicht versetzt gegeneinander. In Reichweite der Lanzen gekommen, versuchten die Kontrahenten einander hinunterzustoßen. Pummel achtete auf korrekten Ablauf. Oft landeten beide im Wasser.
    „Die finden das viel schöner, wenn sie nicht trocken bleiben!“ sagte Sonja. Sie stand mit ihrem Vater, Ottokar, Sophie und Beatrix am Steg, unmittelbar neben Mauersäge und Fräulein Doktor Horn, die auf „ihrem“ Leiterwagen Platz genommen hatten.
    Wo... ks... bleibt denn unsere Limo... ks... Jean?“ Mauersäges Stimme klang vorwurfsvoll.
    „Sofort, Herr Graf!“ Jean humpelte vorbei. Als er Ottokar sah, trat er neben ihn und sagte leise: „Es fehlen silberne Löffel! Graviert, mit Wappen und Krone. Sorg dafür, dass sie wieder auftauchen! Du bist ja der Schulkapitän.“
    Ottokar blieb die Antwort schuldig. Nicht aus Selbstbeherrschung, sondern weil er sprachlos war über diese Unverfrorenheit.
    Sophie sah ihn an. „Was wollte der denn?“
    Wieder ersparte Hans-Jürgens Stimme die Antwort. Alle Sieger des ersten Durchgangs mussten nun gegeneinander antreten.
    Plötzlich gab es Gemurmel. Ein verspäteter Kandidat hatte sich gemeldet und wurde von Strehlau in die Liste aufgenommen.
    Alles reckte die Hälse. Nur Ottokar wirkte abwesend. „Was ist denn das für ein Luxusgeschöpf?“ fragte Sonja. „Die Brillenschlange!“ rief Eugen.
    Sie war’s, die auf den Steg trat. In einem silbernen Badeanzug mit silberner Kappe. „Hoppla!“ sagte Doktor Waldmann sinnigerweise.
    Wie ein Stabhochspringer nahm die Brillenschlange die Lanze, so, dass sie den längsten Weg zum Nachstoßen hatte und federte

Weitere Kostenlose Bücher