Das Burggespenst von Schreckenstein
geschickt in den Knien, als Stephan anruderte.
Der Gegner, ein amerikanisches Schwergewicht männlichen Geschlechts, stand steif auf seinem Brett. Die Boote näherten sich einander. Da schob die Brillenschlange die Lanze vor- und stieß das Fleischgebirge ins Wasser.
„Eine sportliche Erscheinung!“ lobte Schießbude, der sich wieder zu Sonja gesellt hatte.
Auch die nächsten Gegner landeten im Bach. Unter ihnen der Dürre mit der Glatze. Als letzter stieg Barbarossa bei Dampfwalze aufs Brett.
„Aha!“ sagte Mücke, der plötzlich dabeistand. Barbarossa hielt die Lanze genau wie die Brillenschlange. Er hatte ihren Trick durchschaut. „Los!“ rief Pummel.
Ottokar trat neben Mücke. „Ich muss dich sprechen!“ flüsterte er. „Sofort.“
Unter anfeuernden Rufen bewegten sich die Boote aufeinander zu. Barbarossa zielte. Mit einer kleinen Bewegung ihrer Lanze lenkte die Brillenschlange den Stoß ab. Barbarossa wurde ein Opfer des eigenen Schwungs und verschwand kopfüber im See. Sophie beobachtete die beiden Ritter und zupfte Beatrix an der Bluse. „Schau, die zwei! Meinst du, sie haben was gemerkt?“
Beifallumrauscht warf die Brillenschlange ihre Lanze weg, machte aus dem Stand eine halbe Schraube vorwärts, tauchte senkrecht ins Wasser und kam genau vor Mauersäge wieder zum Vorschein.
Der bekränzte sie umgehend.
Hochrufe wurden laut, es entstand ein Gedränge. Die Verlierer hoben ihre Bezwingerin auf die Schultern und trugen sie im Triumphzug davon.
Bettina kam zu Sophie und Beatrix und stammelte atemlos:
„Habt ihr gehört, sie soll mal Olympiateilnehmerin gewesen sein. Im Turmspringen, und hat dann einen Millionär geheiratet...“
Beatrix und Sophie beachteten sie überhaupt nicht. Sie schauten zum Steg, wo Ottokar und Mücke mit Stephan und Dampfwalze die Köpfe zusammensteckten.
In der Nähe quakte es laut. Der Amerikaner, der aussah wie ein Riesenbaby, hatte sich Mauersäge vorgenommen. „Jetzt haben wir nur noch einen Wunsch: Schlossgespenst!“
Rufmord und Zwickmühle
Als der Ritterrat nach dem Abendessen in der Folterkammer zusammentrat, um sich Werners Bericht anzuhören, war es bereits zu spät.
Werner hatte bei den Detektiven mitgemacht, die das Hotel während des Festes beobachteten, in der Hoffnung, das unbekannte Gespenst würde die Gelegenheit wahrnehmen. Aber das Gespenst war nicht erschienen.
Nach dem Fest hatte Werner Pech gehabt. Den andern gelang es, das Hotel unbemerkt zu verlassen. Nur ihm nicht. Jedes mal wenn er von seinem Beobachtungsposten auf dem Giebelschrank im zweiten Stock herunter wollte, kam jemand. Erst nach Stunden, als die Ritterschaft im Esssaal und die Gäste im Rittersaal beim Abendbrot saßen, konnte er sich davonschleichen.
„Es ging einfach nicht früher“, sagte er bedrückt. „Ich durfte mich ja nicht erwischen lassen.“
„Und Beatrix und Sophie waren also nicht in Mauersäges Wohnung?“ vergewisserte sich Stephan.
Werner schüttelte den Kopf. „Sie wollten, sind aber nur bis an die Tür gekommen. Beatrix hat durchs Schlüsselloch geschaut, dann sind sie davongerannt. Ins nächste Zimmer, das nicht abgeschlossen war.“
„War jemand drin bei Mauersäge?“ wollte Mücke wissen.
„Ja. Ein Mädchen aus dem Dorf mit dem Staubsauger. Sie ist dann rausgekommen und die Treppe runter“, berichtete Werner weiter.
„Und die beiden?“ fragte Andi, der in einem der Richtersessel lag.
„Die sind lang nicht wieder erschienen. Dann zuerst Beatrix allein. Sie hat sich umgesehen und Türklinken probiert. Bis sie noch ein Zimmer gefunden hat, das nicht abgesperrt war.“
„Und dann?“ Klaus ließ die Beine vom Richtertisch baumeln.
„Dann sind sie wie die Irren rumgewetzt. Mit Kleidern und Anzügen und Schuhen. Mir war gleich klar, dass sie den Inhalt der Schränke vertauschen wollten.“ Die Schlussbemerkung Werners klang stolz.
„Und dann?“ Dampfwalze hatte sich von der Streckbank erhoben.
Werner räusperte sich. „Dann haben sie ihre Blumensträuße geholt, haben sie im Gang in eine Vase gesteckt und sind abgehauen.“
Ottokar war aufgesprungen und boxte sich in die Hand. „Für die Hotelgäste können das wieder mal nur wir gewesen sein! Gnad’ uns, wenn bei der Umräumerei etwas verlorengegangen ist! Das kommt dann noch zusätzlich auf unser Konto. Zu den silbernen Löffeln...“
Die Ritter schwiegen mit betretenen Mienen. Allein Witzbold Klaus grinste. „Ich weiß nicht, was ihr wollt? Vielleicht war das das Gespenst,
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