Das Camp (Sartos) (German Edition)
an.
Irgendwie tat er ihr leid, dachte Troy, als sie zusammen den Pfad hinunterstiegen.
Selbst wenn Reeve nicht in Octavian verliebt wäre, würde sie sich kaum für ihn entscheiden. Dabei war er eigentlich gar nicht so verkehrt.
„Was würdest du eigentlich gerne werden, Rory?“
„Wie? Was meinst du?“ Er schaute sie verwirrt an.
„Na,- wenn du die freie Auswahl hättest und nicht zur Securitas gehören würdest.“
„Ich muss ja nicht unbedingt bei der Securitas bleiben. Ich könnte theoretisch auch einen Antrag stellen und versuchen Heiler oder etwas ähnliches zu werden und noch länger die Schulbank drücken.“
„Ach, ja, bei euch ist das ja möglich.“ Sie konnte den bitteren Ton in ihrer Stimme nicht verbergen.
„Was würdest du denn machen, wenn du keine Civi wärst?“ Er schaute sie neugierig an.
„Auf die höhere Schule gehen, natürlich und zur Abwechslung etwas lernen.“
„Versprich dir nicht zu viel davon. Klar, wir werden nicht mehr unbedingt nur mit dem Kindergartenwissen der regulären Schule abgespeist, aber glaub nur nicht, dass man uns irgendwelche relevanten Dinge erzählt, oder Fragen beantwortet.“
Das war, für einen Securitas eine gewagte Äußerung und Troy blickte ihn verwundert an.
„Schau mich nicht so an! Nur weil ich diesen blöden Umhang trage, heißt das nicht, dass ich blind und taub bin. Ich frage mich auch oft, was da draußen, hinter dem Meer liegt und warum so gut wie niemand diese Insel je verlassen kann. Die einzigen, die nach Neria kommen, sind die Nobilitas und selbst bei denen ist es ein seltenes Ereignis. Hast du jemals gehört, dass irgendwer auf einer der anderen Inseln war und davon berichten konnte?
Findest du es nicht merkwürdig, dass man nie wieder etwas von denjenigen hört, die der Heiratsquote zugeschlagen werden?“ Er trat an einen kleinen Stein, der den felsigen Pfad hinunter kullerte.
„Doch, ich finde das alles mehr als merkwürdig. Noch merkwürdiger finde ich, dass du es merkwürdig findest,“ grinste sie. „Wieso gibt es keinerlei Lebenszeichen mehr von denen, die angeblich auf eine andere Insel zur Hochzeit geschleppt werden? Und die, die zu uns kommen und hier eine Familie gründen, erzählen von ihrer Heimatinsel alle den gleichen, völlig nichtssagenden Kram.
Bei uns zu Hause ist es ganz genauso wie hier, nein ich vermisse überhaupt nichts, der Himmel ist genauso blau und das Leben ebenso schön . Pah! Als hätte man jedem die selbe Gehirnwäsche verpasst!“
„Vielleicht ist das auch so ,“ antwortete Rory leise.
„Na, was solls, es ist wie es ist.“
Sie betraten den Wald und genossen die relative Kühle. Nach kurzer Zeit fanden sie die ersten Pilze und begannen ihre Rucksäcke zu füllen. Schweigend gingen sie nebeneinander her und suchten den Boden ab. Es war kein unangenehmes Schweigen, wie man es manchmal erlebt, wenn zwei Menschen sich nichts zu sagen haben, sondern ein einvernehmliches, weil jeder seinen Gedanken nachhing.
Nach einer Stunde waren ihre Rucksäcke reichlich gefüllt, aber keiner von beiden hatte Lust umzukehren. Die Stille des Waldes und die friedliches Atmosphäre luden zum Verweilen ein.
„Lass uns doch noch ein Stück weitergehen“, schlug Troy vor.
„Da nähern wir uns aber ganz schön der verbotenen Zone“, meinte Rory zögerlich.
„Ach, bei der Hitze wird schon keiner deiner Securitas herumlaufen, außerdem sind ja alle damit beschäftigt die Stadt auf Hochglanz zu polieren für die Delegation aus Neria .“
Rory gab nach und sie begannen, weiter nach Norden zu marschieren. Der Weg wurde immer unzugänglicher und nach einiger Zeit hörte er ganz auf. Hier und da folgten sie einem, vom Wild getretenen Pfad. Die Bäume hier schienen viel größer und älter zu sein. Mannshohe Farne und Büsche, die ihnen unbekannt waren, wuchsen zu beiden Seiten des Trampelpfades.
„Ich glaube es nicht! Wilde Erdbeeren!“ Troy ließ sich auf den Boden sinken und pflückte einige der haselnussgroßen Früchte.
„Süß wie Honig!“ Sie verdrehte genießerisch die Augen und stopfte sich den Mund voll mit den Delikatessen. Rory tat es ihr gleich und die nächsten Minuten verbrachten sie in einträchtigem Pflücken.
„Ich glaube, ich stopfe die Seitentaschen meines Rucksacks voll und bringe welche mit nach Hause. Mit etwas Quark angerührt wird das ein toller Nachtisch.“
Rory pflückte eine Handvoll und tat sie vorsichtig in ihren Rucksack.
„Nimmst du keine für euch
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