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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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Man hätte meinen
können, dass niemand hinter dem Steuer saß, wenn nicht das unregelmäßige Aufglimmen der Zigarette zu sehen gewesen wäre.
    Luk hatte schon mehr als 100 Meter zurückgelegt, als sich der Kleinbus schließlich in Bewegung setzte und ihm langsam folgte.

2
    »He, du kennst dich hier doch bestimmt aus.«
    Luk trat fluchend auf die Bremse. Er hatte gar keine andere Wahl. Der schwarze Kleinbus hatte ihn überholt und sich dann quer über den Feldweg gestellt.
    Der Mann, der sich aus dem Seitenfenster herausbeugte, hatte ein längliches, gebräuntes Gesicht und sehr weiße Zähne. Seine unnatürlich blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er grinste Luk freundlich an. »Tschuldigung, Alter. Mein Freund fährt wie’n Hooly.« Er hielt Luk eine Straßenkarte hin. »Und mit null Orientierungssinn. Zeigst du mir mal, wo wir hier …«
    Luk hörte ein Geräusch hinter sich. Es klang nach kurzen, schnellen Turnschuhschritten. Aber bevor er auch nur den Kopf wenden konnte, packte jemand seinen linken Arm und riss ihn so ruckartig nach hinten, dass Luk nach vorn knickte und mit der Stirn auf den Fahrradlenker schlug. Etwas Hartes legte sich um sein Handgelenk. Er wollte sich losmachen, aber da wurde sein anderer Arm gepackt und nach hinten gezerrt. Irgendwas klickte metallisch.
    Nicht zu fassen! Das mussten Handschellen sein!

    Der Mann auf dem Beifahrersitz hatte sich nach hinten gebeugt. Von innen stieß er die hintere Tür des Kleinbusses auf. Luk bekam einen gewaltigen Stoß in den Rücken. Kopfüber fiel er auf die Rückbank des Wagens. Er hörte noch, wie sein Fahrrad irgendwo gegen einen Zaun geworfen wurde.
    Dann war der Fahrer auch schon um den Bus herumgegangen. Eine Tür schlug zu und der Wagen setzte sich in Bewegung. Nicht so, wie man es manchmal in Krimis sah. Nicht mit Vollgas und durchdrehenden, kreischenden Reifen. Sondern ganz normal. Der Fahrer wartete sogar brav an der Kreuzung, bis sich ihm auf der Hauptstraße eine ausreichende Lücke im Verkehr bot.
    Luk, der mit dem Gesicht nach unten auf den Sitzen gelandet war, hatte es gerade geschafft, sich auf die linke Schulter zu drehen und sich halb aufzurichten. Aber als der Wagen jetzt anfuhr, verlor er das Gleichgewicht und rutschte mit dem Knie von der Bank. Er kam mit der Kniescheibe auf den Boden auf. Ein stechender Schmerz durchzuckte sein Bein und nahm ihm die Luft.
    Minuten lang blieb er liegen, das Gesicht in das Sitzpolster gepresst, das Knie leicht angehoben. Die Handschellen in seinem Rücken schnitten in seine Handgelenke.
    Was zum Teufel passierte hier eigentlich mit ihm?
    Diese beiden Männer, was hatten die mit ihm vor? Waren das zwei Verrückte, die sich irgendeinen Typen von der Straße abgreifen und …?
    He, jetzt aber mal Stopp! Dafür war er doch glücklicherweise schon zu alt. Solche Leute machen sich nicht an Fünfzehnjährige heran. Die wollen Kinder. Zehnjährige vielleicht.
    Dann also doch eine schlichte Entführung. An der übernächsten Telefonzelle würden sie anhalten und seinen Vater anrufen. Wenn Sie Ihren Sohn lebend wiedersehen wollen,
sollten Sie ganz schnell fünf Millionen in kleinen Scheinen besorgen. Und keine Polizei! Wir melden uns wegen der Geldübergabe. Ende!
    Fünf Millionen!
    Quatsch! So viel hatte sein Vater überhaupt nicht. Mit seiner Arztpraxis verdiente der natürlich nicht schlecht. Ganz und gar nicht. Aber fünf Millionen! Die konnte er garantiert nicht auftreiben. Schon gar nicht auf die Schnelle. Der hatte seine Kohle in Lebensversicherungen angelegt und in Häusern. Wenn Luk das richtig mitbekommen hatte.
    Luk schaffte es endlich, sich hochzustemmen und sich mit dem Hintern auf die Sitzbank zu schieben. Mit dem Kopf stützte er sich an der Rückenlehne des Beifahrersitzes ab. Von seinem Knie ging immer noch ein glühender Schmerz aus. Aber jetzt konnte er endlich das Bein ein wenig entlasten, auch wenn er wegen der Handschellen ziemlich nach vorn gekrümmt sitzen musste.
    »Die Brücke, Mann!«, hörte Luk den Pferdeschwanz-Mann sagen. »Pass doch auf, verdammt. Noch 200 Meter, dann kommt das Wildwechselschild.«
    Der Kleinbus wurde so abrupt abgebremst, dass Luk nach vorn kippte und seinen Kopf wieder in die Rückenlehne des Beifahrersitzes rammte. Der Wagen bog nach rechts ab und rumpelte über einen Weg, der so voller Schlaglöcher war, dass Luk sich kaum aufrecht halten konnte, so sehr wurde das Fahrzeug hin und her geworfen.
    Plötzlich stoppte der Wagen. Fast

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