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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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gemacht habe. Ich hatte immer ein Auge auf dich. Du gehörst hier nicht her, hab ich dir gesagt. Aber du hast dich großartig gemacht. Ich bin wirklich stolz auf dich, Luk. Du weißt doch sicher, was wir dort auf der Lichtung bauen.« Er sah Luk fragend an.
    »Nicht wirklich«, sagte Luk vorsichtig.
    »Ach, ich dachte, das hätte sich inzwischen herumgesprochen. Ein Internat wird das. Aber nicht irgendein Internat. Eine Schule der Superlative. Für Leute, die das Allerbeste für ihre Kinder wollen. Die wollen, dass ihre Söhne und Töchter auch international mithalten können. Und das ist nur der nächste Schritt. Unsere Firma hat große Pläne, Luk. Danach werden wir eine Universität bauen. Und später dann, im nächsten Bauabschnitt, auch noch Hotels und einen Golfplatz.«
    Klar, dachte Luk wütend, während er sich losmachte. Und alles mit der Kohle, die ihr aus eurem verdammten Erziehungslager herauspresst.
    Der Chef deutete Luks Gesichtsausdruck falsch. »Versteh ich ja, Junge. Du fragst dich, was das alles mit dir zu tun hat. Vielleicht hätte ich schon früher mal mit dir darüber reden
sollen. Aber ich dachte, du schlägst dich schon durch. Hast du ja auch. Wirklich großartig hast du dich hier bei uns gemacht, Luk.« Er legte Luk wieder die Hand auf die Schulter, diesmal nur eine. »Ich habe viel vor mit dir, Junge. Du wirst als einer der Ersten dein Abitur bei uns machen. Und dann studieren. Vielleicht noch nicht gleich auf unserer eigenen Uni, so ein Riesenprojekt dauert natürlich. Aber wer weiß, eines Tages wirst du unser Internat vielleicht sogar leiten.« Er lächelte breit. »Na, wie klingt das für dich?«
    Luk war verwirrt. Nicht von dem Angebot. Das kam so überraschend für ihn, dass es gar nicht gleich zu ihm durchdrang.
    Was ihn wirklich verwirrte, war, dass er das Lächeln des Lagerleiters erwiderte. Er fühlte sich geschmeichelt. Die Wahl des großen Chefs war auf ihn gefallen. Wow!
    »Du musst dich natürlich nicht sofort entscheiden«, sagte Rollmann. »Du kannst es dir in aller Ruhe überlegen. Was meinst du, reicht dir eine Woche Bedenkzeit?«
    Luk hatte sich inzwischen wieder gefangen.
    »Nein«, sagte er brüsker, als er beabsichtigt hatte.
    »Kein Problem. Zwei Wochen?«
    Luk war längst klar, worum es hier ging. Der Chef wollte einen Keil zwischen ihn und die Anwältin treiben. Vielleicht konnte er nicht verhindern, dass Alice Schrein Benjamin mitnahm. Sie hatte diese richterliche Entlassungsverfügung. Aber vielleicht schaffte er es, mit seinen Versprechungen Luk dazu zu bringen, dass er im Camp blieb.
    Freiwillig blieb. Dann konnte das Camp weiter für ihn kassieren. Und er würde schweigen über das, was er hier erlebt hatte.
    Luk sah Hilfe suchend zu der Anwältin hinüber. Doch die drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Sie hatte das Spiel
natürlich durchschaut. Aber sie wollte, dass er die Entscheidung selbst traf. Vielleicht wollte sie auch nur herausfinden, ob es sich lohnte, sich für ihn einzusetzen.
    »Herr Rollmann«, sagte Luk. »Ich kann Ihnen die Antwort auch gleich geben. Ich will hier raus. Sofort.«
    Der Lagerleiter schüttelte bekümmert den Kopf. »Wenn du jetzt gehst, Luk, muss ich die Behörden verständigen. Tut mir leid, so sind die Vorschriften. Und du weißt, was das für dich bedeutet.«
    Luk nickte. »Dann bringen sie mich in den Knast.«
    »So ist es. Leider. An deiner Stelle würde ich mir …«
    »Papperlapapp!«, unterbrach ihn die Anwältin. »Ich habe mir erlaubt, auch einen Blick in deine Akte zu werfen, Luk. Lass dir hier nichts vormachen. Mit einem guten Anwalt kommt da für dich allenfalls eine Bewährungsstrafe raus. Nach allem, was du gestern Nacht für Benjamin getan hast, bin ich ganz sicher, dir wird überhaupt nichts passieren.«
    Luk schluckte. »Würden Sie mich denn vertreten?«
    »Na sicher. Aber ich warne dich. Ich bin nicht billig.«
    Luk schluckte wieder. »Ich kann Sie sowieso nicht bezahlen. Im Moment jedenfalls nicht.«
    »Dann vereinbaren wir eben Ratenzahlung. Du jobbst im Supermarkt oder beim Bäcker.«

41
    Die Anwältin fuhr konzentriert und schnell. Luk fiel auf, dass sie immer häufiger in den Rückspiegel sah und Benni musterte.

    Zuerst hatte sie noch Fragen gestellt. Sie wollte alles wissen. Über den Alltag im Camp, was es zu essen gab, wo sie geschlafen hatten, wie die Schulung aussah. Ganz besonders schienen sie die Arbeitseinsätze zu interessieren.
    Immer wieder schüttelte sie ungläubig den Kopf. »Die haben

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