Sevenheart-3
Die Meridian-Inseln
Erschrocken erwachte ich aus meinem Halbschlaf, als ich ein dumpfes Klopfen hörte. Ich griff nach meiner Tasche neben mir und öffnete die Tür.
„Macht Euch bereit. Wir werden in Kürze die Inseln erreichen“, sagte der Mann, der eintrat.
Ich nickte schroff, doch ich konnte es wahrhaftig nicht fassen.
Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, ging der Mann wieder ab.
Ich lief schnell zum kleinen Kajütenfenster und sah hinaus.
Als ich mich vorbeugte, konnte ich tatsächlich die Meridian-Inseln sehen, die das Ziel meiner langen Reise waren.
Umgeben von einem nebligen Schleier und begierige Wellen, die wie schwarzes Pech an die Klippen donnerten, hinterließ die Insel bei mir einen unbehagenden Eindruck.
Draußen war es schon dunkel geworden und hier im Inneren des Schiffes brannte nur eine kleine Laterne vor sich hin. Mit der eingebrochenen Nacht legte sich eine düstere Stimmung über das Meer.
Ich wandte mich von dem Fenster ab und starrte gedankenverloren in die Luft.
Fremde Männer hatten mich tatsächlich hinübergebracht. Für ein magisches Messer, das in Wirklichkeit nur eine Lüge war.
Ich streifte mir meinen langen Kapuzenumhang über und nahm wieder meinen wahren Körper an. Meinen Kopf ließ verwandelt, damit sie nicht Verdacht schöpfen konnten.
Ich nahm das magische Messer in die Hand und verließ mit einem komischen Kribbeln im Bauch die Kammer.
Die legendären Meridian-Inseln von Tandera sahen sehr düster und verkommen aus. Es war kaum zu glauben, dass ich bald an dem Fleckchen Erde angelangt war, wo Jahrhunderte später ein Jagdhaus namens Wolfslauf stehen würde. Bald würde ich die Vergangenheit hinter mir lassen, denn ich gehörte nicht hier her. An die schweren Monate auf Tandera würde ich nicht mehr glauben können.
Aber nichts auf der Welt könnte mich davon abbringen, nach Hause zurückzukehren.
„Eines noch“, sagte ich zu dem Mann.
Er sah mich fragend an.
„In welche Richtung muss ich laufen, um zu der Druidenfestung zu kommen?“
„Es gibt keine Druidenfestung mehr. Es gibt nur noch ihre Ruinen “
Ich nickte.
„Wo sind diese Ruinen?“
„In der Mitte der Inseln. Doch verirrt Euch nicht, und lasst Euch nicht auffressen“
Ich übergab ihm ohne einen weiteren Kommentar das Messer von meinem besten Freund.
„Gehe nun zu deinem neuen Besitzer und sehe ihn als Herrn an“, flüsterte ich beschwörerisch, dann ließ ich das Messer auf ihn zufliegen.
Der Mann nahm das Messer hastig entgegen und lachte laut auf.
Plötzlich kamen von allen Seiten Männer mit Schwertern auf mich zu und umzingelten mich.
„Ihr hattet wohl gedacht, dass wir Euch so einfach hierherbringen!“
Der Mann steckte sich das Messer ein, zog ein Schwert heraus und hielt es mir vor die Brust.
Ich wich verstört nach hinten, doch ich hatte eigentlich keinen Grund, vor ihnen Angst zu haben. Ich war an meinem Ziel angelangt. Es war nur noch der Katzensprung vom Schiff, der mich davon trennte.
„Eigentlich nicht, Mylord“, erwiderte ich ruhig.
Langsam nahm ich meine wahre Gestalt an.
Mein Gesicht wurde wieder so wie vorher, meine langen kastanienbraunen Wellen fielen mir offen den Rücken hinab.
Die Männer konnten ihren Augen nicht trauen.
„Ich war auf alles vorbereitet, Mylords. Denn in Wirklichkeit sah ich nicht so aus. Ich bin eine Hexe, doch Messer ist in Wirklichkeit kein magisches. Jedoch danke ich Euch dafür, dass Ihr mich hierhergebracht habt“
Ein letztes Mal sah ich in die verwirrten Gesichter der Männer und verwandelte mich in einen riesigen Adler.
Auf dem Inselboden angekommen, nahm ich meine Menschengestalt an und sah mich um.
Der Wald hier glich einem Urwald.
Die Bäume waren noch höher als im verbotenen Wald, doch sie waren nicht so dick und mächtig. Die Atmosphäre war eine unheimliche, eine schreckliche. Verglichen mit dem verbotenen Wald fürchtete ich mich mehr, obwohl ich wusste, dass dies kein magisches Labyrinth war. Zumindest ging ich davon aus.
Es war unglaublich kalt geworden.
Ich zog meine Kapuze auf, wickelte den Umhang fester um mich und hielt Pfeil und Bogen schussbereit.
Es fing an zu schneien.
Einzelne, dicke Schneeflocken fielen auf den Boden.
Einerseits war es magisch und wunderschön, andererseits unheimlich und angsteinflößend.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich.
Der Wald um mich herum erschien mir plötzlich klar.
Ich konnte alles mit meinem Geist sehen, jedes einzelne Tier, das sich
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