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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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widerliches-Betteln-im-Eisregen-an-einer-zugigen-Ecke- Blues“
    Jolson hatte das Gesicht dicht über dem Teller und zog die Nase hoch. „Habe eine Regel, daß ich nie mit vollem Mund singe. Aber ich tu’ Ihnen gern den Gefallen, sobald ich diesen köstlichen Haufen Waffeln hinuntergeschlungen habe.“ Er begann zu essen.

 
12
     
    Jolson schritt um den großen Federhaufen herum und sagte: „Jesus, sieht so aus, als wäre mein schwaches Boot endlich im Hafen angekommen.“
    „Stampf nicht auf den Indianer, du Blödmann!“ rief ihm jemand aus einer Laube zu.
    Jolson wich dem großen Umhang aus gefärbten Adlerfedern aus und fragte: „Liegt das Ziel meiner Pilgerreise da drunter?“
    „Wenn du Häuptling Nackter Tanz suchen solltest, das ist er, Blödmann.“ Hinter einem Gestrüpp und einem weißem Holzgeflecht trat ein kleiner, rundlicher Mann in einer braunen Robe hervor. „Er macht gerade ein Nickerchen.“
    Jolson bewegte sich auf den Mann in der braunen Robe zu. „Wie lange dauert das denn gewöhnlich?“
    „Vielleicht noch eine Stunde, vielleicht auch länger. Manchmal fällt er in Trance. Wenn er gleichzeitig schläft und in Trance ist, dann braucht man nicht so lange zu warten . Andererseits kann beides auch hintereinander kommen.“
    „Und das würde dann etwas länger dauern?“
    „Genau, Blödmann. Wer bist du überhaupt?“
    „Nur ein abgerissener Ast, der den Fluß hinuntertreibt.“ Jolson wischte sich mit seiner wattierten Mütze über das Gesicht. „Die meisten Leute nennen mich Tunky Nesper.“
    „Heiße Kiste!“ rief jemand aus der schattigen, abgelegenen Laube.
    „Ich bin Bruder Arlow“, sagte der lebhafte kleine Mann. „Bleib hier stehen, Blödmann. Einen Augenblick.“ Er ließ Jolson auf dem grünen Feld stehen und ging zurück in den Schatten.
    „Heiße Kiste!“
    Bruder Arlow kehrte zurück. „Komm her, Blödmann.“
    Im Schatten des Holzgeflechts saßen drei Männer in braunen Roben in der Laube. Sie saßen auf groben Holzbänken an einem niedrigen, quadratischen Tisch. Hier war die flackernde Mittagshitze stark gedämpft.
    „Heiße Kiste!“ sagte ein schwergewichtiger, bärtiger Bruder vom Federkiel.
    „Bruder Pinyon meint damit“, erklärte der blasse Mann mit den herabhängenden Schultern, der neben ihm saß, „daß er von dir gehört hat, Tunky Nesper, und ein großer Verehrer deiner Lieder ist. Ich bin Bruder Whilom, und das dort ist Bruder Hay. Bruder Arlow kennst du bereits.“
    „In der Tat.“
    „Heiße Kiste!“ brüllte Bruder Pinyon und kratzte sich fröhlich am Bart.
    „Bruder Pinyon wüßte gern“, erklärte Bruder Whilom, „ob du vielleicht bereit wärst, uns zu helfen.“
    „Ich bin manch einen staubigen Weg entlanggewandert, um hierher zu kommen.“ Jolson entknüllte seine Mütze und wischte sich seine mageren, knorpligen Hände daran ab. „Der Grund dafür ist: Ich habe dieses Gefühl, der Herr möchte, daß ich Häuptling Nackter Tanz bei seiner Arbeit helfe. Sozusagen eine wundersame Bekehrung.“
    „Sozusagen ein Haufen Quatsch mit Soße.“ Bruder Arlow kehrte an den roten Holztisch zurück und nahm eine große, linierte Tafel und einen Elektrobleistift auf.
    „Heiße Kiste!“
    „Er meint, du solltest die Klappe halten, Bruder Arlow. Du weißt ganz genau, daß wir wegen der Tohuwabohus in der Klemme sind. Tunky Nesper hier könnte die perfekte Lösung sein.“
    „Wir brauchen einen Scheißestampfer, und er ist ein Scheißestampfer“, gab Bruder Arlow zu. „Okay. Ich geb’s auf. Setzt ihn ein.“
    „Manchmal möchte selbst ein Löwenzahnsamen, der vom Wind fortgetrieben wird, wissen, wo er ankommen und keimen wird“, sagte Jolson. „Was habt ihr denn vor?“
    „Heiße Kiste!“ sagte Bruder Pinyon.
    Bruder Whilom rieb mit seiner Hand über Bruder Pinyons pummeligen rechten Arm. „Er ist äußerst aufgeregt, weil du so gelegen kommst, Tunky Nesper. Bruder Pinyon ist äußerst enthusiasmiert. Um dir ein paar Einblicke in die Hintergründe zu geben, will ich dir sagen, daß wir die Hauptmitglieder der Bruderschaft vom Federkiel sind und uns dem Schreiben widmen.“
    „In diesem Territorium sind Gewerkschaften verboten“, sagte Bruder Arlow und zappelte auf seiner Bank herum.
    „Aber religiöse Orden können sie nicht verbieten. Auf diese Weise haben wir eine gute Tarnung und können nicht nur Honorare fürs Schreiben kassieren, sondern sogar auch noch den Kirchenzehnten.“
    „Nebenbei stellen wir sogar ein bißchen

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