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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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die Hände, legte sie auf die Knie, lächelte und lachte Jolson an. Dann atmete er mehrere Male tief durch, als wollte er Jolson einatmen. „Tunky Nesper.“
    „Ganz wie immer.“
    „Junge, Junge!“ sagte Ruric. „Mir fehlen die Worte, um Ihnen zu sagen, wieviel Freude mir Ihr Sterben-im-Gully-Sprech-Blues gemacht hat – stundenlang. Und als ich Ihren Sterbend-im-Hinterland-und-Schlammwälzer-Blues das erste Mal hörte, da war ich so gerührt davon, daß ich einen ziemlich großen Scheck ausstellte – später stellte sich dann heraus, daß er zu groß gewesen war und platzte – und ihn an ein Komitee für die Versorgung der Landbevölkerung mit Lebensmitteln schickte. Woher bekommen Sie nur Ihre Ideen, Mr. Nesper?“
    „Indem ich Mahlzeiten verpasse.“
    Ruric stutzte, dann lachte er. „Mann, Tunky Nesper! Hier, in unserem Lernabenteuerort! Junge, Junge, ist das ein Tag!“
    „Heiße Waffeln gefällig?“ fragte Mrs. Shutter Jolson.
    „Gern, Ma’am. Danke.“
    „Ich habe Mr. Nesper zum Frühstück eingeladen, Peter Paul.“
    „Natürlich, natürlich“, sagte der Ko-Leiter der Schule. „Was führt Sie ins SZ Nr. 1, Mr. Nesper?“
    Jolson nahm seine Mütze ab, knüllte sie zu einem Ball und ließ sie neben der Gitarre fallen. „Bin hierhergekommen, um diesen Häuptling Nackter Tanz aufzusuchen und um festzustellen, ob er nun das Werk des Herrn vollbringt oder nicht. Wenn’s so sein sollte, dann werd’ ich ihm vielleicht dabei helfen. Ich schlenderte gerade an der Autobahn entlang, als ich ein paar von Ihren Kleinen sah. Sie schienen gerade einen Mord zu begehen oder so was. Also blieb ich stehen, um dem Opfer ein bißchen zu helfen.“ Er kratzte sich am Kopf. „Bin nicht schlau genug, um eine Therapiesituation sofort zu erkennen. Aber als ich die Bolzen und Schrauben fliegen sah und Ihre hübsche Mrs. Shutter erblickte, da wußte ich natürlich, daß kein Gewaltverbrechen vor sich ging.“
    „Häuptling Nackter Tanz?“ Ruric machte eine Grimasse und zog an seinem Ohrring, als wollte er seinen Kopf durchspülen.
    Mrs. Shutter drückte auf den Knopf für die heißen Waffeln. „Er hat eine Vision gehabt.“
    „Eine Vision? Sind Sie sicher, daß es nicht vielmehr nur eine Halluzination war? Kommt ja schon mal durch Hunger vor. Ja, Sie haben das Phänomen doch selbst beschrieben, in Ihrem Halus-bei-leerem-Magen-Sprechblues“
    „Ich war in einem Heim für Hobos und hatte den Bauch voll mit Bohnen und Grout speck, als ich diese Durchsage bekam. Nein, das war keine Illusion.“
    „Na ja, na ja“, sagte Ruric. „Schätze, Sie sollten hoch zum Kloster gehen.“
    „Sammeln die Visionen aus erster Hand oder wie?“
    „Nein, nein, das Kloster der Brüder vom Federkiel“, erklärte Ruric. „Es befindet sich ungefähr eine Viertelmeile von hier. Leider. Ein halbreligiöser Orden, der sich dem Schreiben widmet. Ihr Häuptling Nackter Tanz geht jeden Morgen dort hin und arbeitet mit ein paar Mönchen zusammen seine Predigten und Statements aus. Wenn Sie immer dem kleinen Waldweg nachgehen, sind Sie in ungefähr fünfzehn Minuten dort.“
    Jolson wußte das bereits durch seine letzten Schlafinstruktionen. „He, das ist ja, als ob man von einem Frachtzug springt und direkt in den Armen eines Sheriffs ankommt, der einen Haftbefehl für einen hat. Ich meine, das ist aber ein Zufall!“
    „Würden Sie nicht lieber ein Weile bei uns bleiben?“ schlug Ruric vor. „Wir könnten Sie zu unserem Haus-Folksänger machen, Mr. Nesper. Ich bin mir mehr als sicher, daß unsere fünfzig Schüler, mit Ausnahme von diesem widerlichen kleinen Bobby, Sie alle gern hätten und schätzen würden.“
    „Geht nicht“, sagte Jolson ihm, „wenn der Herr einem was aufträgt, dann muß man es tun und darf sich nicht auf Abwegen verlieren.“
    „Ahornsyrupersatz oder Kunsthonig?“ fragte Mrs. Shutter, als ein Teller voller heißer Waffeln aus dem Schlitz der Eßmaschine hervorkam.
    „Wenn’s nichts ausmacht, hätte ich gerne beides. Hab’ beides nicht mehr gegessen seit der Frost die Teiche gepackt hat, Ma’am.“
    „Aber gewiß doch!“ Sie drückte auf zwei Knöpfe und brachte ihm dann den Teller und eine Vinylgabel. „Serviette?“
    „Werd’ meinen Ärmel benutzen. Ist eine Gewohnheit, die ich nicht mehr loswerde.“
    „Machen Sie sich nichts draus“, sagte Ruric. „Könnten Sie uns nicht wenigstens eines von Ihren Lieder vorsingen, Mr. Nesper? Mann, mir gefällt am besten Ihr Schmutziges-

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