Das Chamäleon-Korps
nicht so viel Spaß hat. Die zwei Dinge, die ich anstrebe, sind, einen Haufen Geld zu verdienen und eine Menge Spaß zu haben.
Schweitzer: Schleicht sich die gleiche Heimtücke nicht auch in die SF, wenn sie zum Bestseller-Stoff wird?
Goulart: Meine Vorstellung ist die, sich gerade so am Rande sagenhaften Reichtums zu bewegen, so daß ich knapp am Bombenerfolg vorbeischlittere. Ich hänge nicht mehr in der Grube, aber ich sitze auch nicht anderweitig in der Falle. Jeder Freiberufler versucht ein Gleichgewicht zwischen dem, was er gern tun möchte, und dem Verdienst seines Lebensunterhaltes zu finden.
Schweitzer: Ich meine, viele versuchen, so populär zu werden, daß sie alles machen können, wozu sie Lust haben. Wenn sie das geschafft haben, werden einige Autoren sehr gut, andere sehr selbstgefällig.
Goulart: Ich bin bis jetzt sehr gut geworden. Ich erzähle von mir und meiner Arbeit stets so, als handle es sich dabei um einen Prozeß, etwas Fortlaufendes. In zwei Jahren sehe ich das Ganze vielleicht aus einer völlig anderen Perspektive. Der Schwerpunkt liegt dann vielleicht auf ganz anderen Dingen. Das ist wie beim Körper. Man stößt die alten Zellen ab und bekommt neue, so daß sich der Körper innerhalb von zehn Jahren völlig erneuert. Genauso verhält es sich mit meiner Karriere. Wer weiß, was in zehn Jahren sein wird? Ich lasse mich nicht gerne zu langfristigen Plänen hinreißen, was ich in einem anderen Jahrzehnt oder auch nur in fünf Jahren oder so vorhabe. Dies ist vielleicht wiederum ein negativer Aspekt, aber es ist die Art und Weise, wie ich offensichtlich nun mal an die Dinge herangehe.
Nachwort
Der amerikanische SF-Autor Ronald Joseph Goulart wurde 1931 – das im Lexikon der Science Fiction-Literatur vermerkte Geburtsjahr 1913 ist ein Druckfehler – in Berkeley, Kalifornien, als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren. Er studierte an der Universität von Berkeley, wo er 1955 den B.A. erwarb. Anschließend arbeitete er in der Werbung, bevor er 1960 freiberuflicher Schriftsteller wurde. Außer Science Fiction verfaßt er u. a. Krimis und Sachbücher.
Ron Goulart ist ein außerordentlich produktiver Autor, der bislang über 40 SF-Romane, 6 SF-Story-Sammlungen und weitere 40 Bücher in anderen Genres veröffentlich hat. Zu seinen Büchern gehört eine Geschichte der Pulp-Magazine, er textete die Comicserien Star Hawks und Vampirella, verfaßte die Romanadaption des Filmdrehbuchs zu Capricorn One (Unternehmen Capricorn) und beteiligte sich unter den Pseudonymen Kenneth Robeson, Con Steffanson und Frank S. Shawn an Serien wie Avenger, Flash Gordon und Phantom.
Seine erste SF-Story veröffentlichte Ron Goulart 1952 unter dem Titel Letters to the Editor in The Magazine of Fantasy and Science Fiction, wo übrigens später auch seine Chamäleonkorps-Geschichten erschienen. Sein erster SF-Roman ist 1968 unter dem Titel The Sword Swallower erschienen und als Der Schwertschlucker in dem vorliegenden Sammelband enthalten. Die Chamäleonkorps-Serie machte Ron Goulart in der SF bekannt und dürfte auch bis heute seine bekannteste Hervorbringung geblieben sein. Sie bildet einen sehr lockeren Verbund mit einer Anzahl von anderen Romanen und Stories, die ebenfalls im Barnum-System angesiedelt sind.
Ron Goulart hat innerhalb der Science Fiction einen eigenen Stil entwickelt, der ziemlich unverwechselbar ist. Er schreibt humorvoll, nimmt seine Helden und die Handlung nicht sonderlich ernst – eigentlich sind seine Texte Slapstick-SF, in denen die Gags im Vordergrund stehen – und spielt immer wieder auf Tendenzen und Erscheinungen unserer Zeit an (indem seine Protagonisten – beispielsweise im Barnum-System – sich mit diesen Tendenzen und Erscheinungen herumschlagen müssen). Typisch für die Handlung einer großen Anzahl seiner SF-Texte sind immer wieder freche, inkompetente, gar nicht oder fehlerhaft funktionierende Roboter und Robotermechanismen.
Wenn – von Serienromanen wie den Flash Gordon -Büchern mal abgesehen – bislang nur ein gutes halbes Dutzend Goulart-SF-Romane ins Deutsche übersetzt wurden, so ist das eigentlich nicht ganz verständlich, denn immerhin bietet der Autor stets spannende und humoristische Unterhaltung. Das mag daran liegen, daß Goulart in Europa als zu amerikanisch empfunden wird. Ein anderer Grund dürfte sein, daß er stereotype Charaktere sowie Handlungsklischees nicht immer vermeidet – sie wohl bewußt auch als Stilmittel einsetzt – und
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