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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nickte düster, und auch
in Andrej machte sich ein ungutes Gefühl breit, als er den
Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes sah, der ihnen schnell
und zitternd vor Kälte entgegenkam. Seine Schritte hinterließen
nasse Spuren auf dem Eisstrand, die beinahe augenblicklich
wieder gefroren.
»Ihr habt sie gefunden?«, begann Thure, noch bevor der
Krieger auch nur ein einziges Wort sagen konnte.
Der Mann nickte, schüttelte gleich darauf den Kopf und machte dann eine Bewegung, wie sie hilfloser nicht sein konnte. »Ja,
Herr«, stammelte er. »Wir …«
»Sprich endlich!«, fuhr Thure ihn an. »Was ist passiert?«
»Es war eine Falle, Herr!«, stieß der Mann hervor. »Es war
nicht unsere Schuld. Sie haben gewusst, dass wir kommen, und
uns aufgelauert.« Der Blick, mit dem er Thure dabei ansah,
gefiel Andrej nicht. Vielleicht gehörte Thure ja zu denen, die
Überbringer schlechter Nachrichten grundsätzlich erschlugen.
»Wer?«, fragte Thure scharf.
»Swörbröder«, antwortete der Krieger. »Es waren Swörbröder.«
Weder Andrej noch Abu Dun sagte dieses Wort etwas, aber
Urd sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein, und
auch überall ringsum wurde ein entsetztes Murmeln und Raunen
laut. Sie waren längst nicht die Einzigen, die dem Schiff
entgegengeeilt waren. Die anderen Krieger hielten zwar einen
respektvollen Abstand, aber der Mann hatte laut genug gesprochen, um überall verstanden zu werden.
»Bist du sicher?«, fragte Thure.
»Sie haben die Mjölnir versenkt und jeden, der an Bord war,
erschlagen«, antwortete der Krieger. Andrej fiel erst jetzt auf,
dass er nicht nur vor Kälte und Furcht zitterte. Sein Kettenhemd
war zerrissen, und das Lederwams darunter dunkel von eingetrocknetem Blut. Und als er zum Schiff hinsah, entdeckte er
auch dort die Spuren schwerer Kämpfe: Ein Teil der Reling war
schwarz, als hätte er gebrannt, und auch das Segel war an einer
Seite angesengt und zerfetzt. Etliche der Männer, die zu ihnen
herabsahen, trugen frische Verbände, und auch ihre Zahl kam
ihm nicht annähernd so groß vor, wie sie hätte sein sollen.
»Und ihr konntet entkommen?«, erkundigte sich Thure.
Andrej konnte nicht sagen, ob der sonderbare Unterton in
seiner Stimme misstrauisch oder drohend war.
»Nein, Herr«, erwiderte der Krieger. »Sie hätten uns auch
töten können. Sie hatten uns eingekreist, und ihre Übermacht
war zu groß. Sie haben uns gehen lassen, damit ich dir etwas
ausrichte.« Der Mann wartete offensichtlich auf eine Aufforderung, weiterzusprechen und unter Thures nun ohne Zweifel
drohendem Blick beeilte er sich, hinzuzufügen: »Ich soll dir
sagen, dass wir in ihr Gebiet eingedrungen sind. Sie werden das
nicht dulden, sondern uns alle töten, wenn wir nicht auf der
Stelle kehrtmachen und zurückfahren.«
Im ersten Moment schienen diese Worte Thure ehrlich zu
verblüffen. Dann ließ er ein verächtliches Lachen hören. »Und
das ist alles?«, fragte er. »Mehr nicht?«
»Mehr nicht«, bestätigte der Krieger, fügte aber trotzdem fast
im selben Atemzug hinzu: »Ihr Anführer hat mir aufgetragen,
dich an das Wort deines Vaters zu erinnern.«
Thure schnaubte abfällig. »Warum kommt er nicht selbst her
und versucht, es einzufordern? Wie viele sind es?«
»Sieben oder acht Schiffe«, antwortete der Mann. »Wir konnten es nicht genau erkennen. Wir sind in den Fjord
hineingefahren, wie du es uns aufgetragen hast, aber sie lagen
im Hinterhalt auf der Lauer. Alles ging viel zu schnell.«
»Sieben oder acht Schiffe«, wiederholte Thure, jetzt in eher
nachdenklichem Ton. »Also vielleicht dreihundert Mann. Kaum
mehr.«
»Aber es sind Swörbröder, Thure«, erinnerte der Krieger.
»Und sie –«
»Ich habe es gehört«, unterbrach ihn Thure. Er wirkte jetzt
wirklich verblüfft, als wisse er nicht genau, was er von dieser
Information halten sollte. »Konntet ihr erkennen, was sie
vorhaben?«
Er bekam ein stummes, ängstliches Kopfschütteln zur Antwort, das ihm aber in diesem Moment zu genügen schien. »Es
ist gut«, fuhr er in verändertem, beinahe sanftem Ton fort. »Geh
und lass deine Wunden verbinden und dir eine Decke und etwas
Heißes zu Trinken geben. Ihr bleibt hier und bewacht die
Schiffe, damit sie nicht etwa auf die Idee kommen, sie zu
stehlen oder zu verbrennen, während wir fort sind. Und ihr
anderen«, fügte er mit erhobener Stimme und an die Männer
hinter sich gewandt hinzu, »macht euch fertig. Wir brechen
auf!«
Der verwundete Krieger eilte

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