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Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Messergurt.
    »Festhalten!«
    Ehe sie recht verstand, was geschah, fühlte sie sich unter den Achseln gepackt und hochgehoben. Irgendwie klammerte sie sich an den Arm, der sie umfangen hielt. Es machte ihr nichts aus, daß sie einfach mitgeschleift wurde.
    Zu spät bemerkte Aeda, daß bereits die andere Seite der Straße erreicht war. Ehe sie es sich versah, stürzte sie den Abhang hinunter.
    Tobar lenkte sein Truk neben sie. Er war es auch, der sie aus der Nähe der Statue geholt hatte.
    »Dein Tier ist für uns verloren«, sagte er vorwurfsvoll. »Du mußt wohl oder übel bei mir aufsitzen.«
    Sie gönnten sich und ihren Truks keine Ruhe. Als nach einiger Zeit endlich die Wolken aufrissen und die schon tief stehende Sonne sichtbar wurde, stellte Aeda fest, daß man in nordwestlicher Richtung ritt.
    Die Abenddämmerung kam schnell über das Land. Wallende Nebelschwaden verwandelten sich in ein glühendes Feuermeer, dessen Färbung mit den letzten Sonnenstrahlen in ein tiefes Violett überging.
    Vor den Reitern erstreckte sich ein kleines Wäldchen. Von dichtem Unterholz umgeben, erweckte es einen düsteren Eindruck.
    »Wir sind da«, bemerkte Tobar wie beiläufig.
    »Das«, machte Sadagar erstaunt, »soll Korung sein?«
    »Korung ist ein ehemaliges Lustschlößchen der Königsfamilie«, erklärte der Tatase. »Es wurde von den Dämonenpriestern verwüstet, in Brand gesteckt und anschließend in einen Tempel von Catrox verwandelt. Doch viele Jahre später haben Widerstandskämpfer die Ruinen zurückerobert und insgeheim in einen Unterschlupf verwandelt. Die Pflanzen des einstigen Schloßparks sind verwildert, seit sie sich ungehindert ausbreiten können.«
    Steinmann Sadagar erwiderte nichts. Doch seine ablehnende Haltung war wie die von Aeda und Necron offensichtlich.
    »Jeder Aufrechte wird in Korung Asyl finden«, sagte Tobar. »Habt ihr es euch plötzlich anders überlegt?«
    »Du kennst unsere Gründe«, erwiderte Necron. »Worauf warten wir noch?«
    Sie hatten das trügerische Gefühl, im Kreis zu reiten. Vielleicht war aber auch die zunehmende Dunkelheit daran schuld, immerhin drang kaum mehr Helligkeit bis zum Waldboden vor.
    »Wie groß ist dieser verdammte Wald wirklich?« entfuhr es Necron schließlich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Tobar zögernd. Aeda, die vor ihm auf dem Truk kauerte, konnte seine Unsicherheit spüren.
    »Wäre es nicht besser, einen Platz für die Nacht zu suchen, anstatt weiter in die Dunkelheit zu reiten?«
    »Ihr wollt nach Korung?«
    Die fremde Stimme ertönte so überraschend, daß für eine Weile keine darauf antwortete.
    »Wer bist du, Fremder?« stieß Sadagar dann hervor.
    Zu sehen war niemand.
    »Mein Name tut nichts zur Sache«, erklang es aus dem Unsichtbaren. »Wer ihr seid, will ich wissen.«
    »Ich bin Tobar, ein ehemaliger Sklave, der an den Heerstraßen mitgebaut hat. Meine Freunde sind Nykerier…«
    »Nie gehört.« Das klang überaus abweisend.
    »Wir sind ausgezogen, um Catrox zur Strecke zu bringen«, platzte Aeda heraus.
    Stille. Dann:
    »Wie soll ich wissen, daß du die Wahrheit sagst?«
    »Du wirst uns wohl oder übel vertrauen müssen.«
    »Mnekarim mag entscheiden. Sollte sich herausstellen, daß eure Worte Lüge sind…« Die unausgesprochene Drohung war unverkennbar.
    »Wir haben nichts zu befürchten«, sagte Aeda. Sie erhielt keine Antwort mehr.
    Statt dessen flammte unweit ein Licht auf, das sich auf verschlungenen Pfaden vor ihnen her bewegte.
    Endlich erreichten sie das ehemalige Schlößchen. Rußgeschwärzte Mauern, dazwischen halbverkohlte Balken und Palisaden, die wie Knochenfinger in den Himmel ragten, das war Korung. Eine Freistatt des Lichts stellte man sich wahrlich anders vor.
    Tobar und seine Begleiter wurden von beinahe zwei Dutzend Bewaffneten umringt. Bärtige, verschlossene Gesichter starrten zu ihnen auf, und kräftige Fäuste zerrten sie von ihren Reittieren herab.
    »Wo ist Mnekarim?« wollte Sadagar wissen.
    Er mußte es sich gefallen lassen, daß man ihre Truks wegführte. Aber als die verwilderten Gestalten ihm seinen Messergurt abnehmen wollten, konnte er nicht mehr an sich halten.
    »Hört auf«, ertönte es von der Höhe der Zinnen. »Du hast nach mir gesucht? Ich bin Mnekarim.«
    Eine große, kräftige Gestalt zeigte sich. Sie trug ein enges Kettenhemd, das im Widerschein der Fackeln Blitze verschleuderte.
    Das Gesicht war das eines alten Mannes. Tief lagen die Augen in ihren Höhlen. Ein wallender Vollbart, ebenso wie das

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