Das Dämonentor
»Ich kann nicht mit jemandem paktieren, der ihn stürzen will. Aber ich muß euch auch warnen. Mnekarim wird nicht auf Krieger wie euch verzichten.«
»Du gehst zu ihm zurück?«
»Um nicht aufzufallen.«
Aeda hielt den Tatasen am Ärmel zurück, als er auf den Flur hinauseilen wollte.
»Glaubst du, daß sie es schaffen könnten?«
Tobar hielt ihrem forschenden Blick mühelos stand.
»Nein«, sagte er dann. »Mnekarim ist nicht der Mann, der die nötige Weitsicht besitzt, sonst würde ich mich ihm anschließen.«
*
Es war still geworden in Korung; nur hin und wieder ertönten von außerhalb der Mauern gedämpfte Stimmen. Mnekarim mochte zwei Gründe haben, Wachtposten aufzustellen. Der eine war, daß er von erneuten Angriffen des Schattenwesens rechtzeitig gewarnt werden wollte…
»… der andere sind zweifellos wir«, flüsterte Aeda.
Langsam tasteten sie sich durch die vollkommene Finsternis.
Eine der obersten Treppenstufen knarrte laut. Steinmann Sadagar erstarrte förmlich.
»Beeilt euch«, raunte er den anderen zu. »Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl.«
Kaum hatten sie die unteren Räumlichkeiten erreicht, als auch schon Stimmen vor ihnen laut wurden. Fackelschein zeichnete sich am Ende des langen Flures ab.
»Da hinein.« Sadagar stieß die nächstbeste Tür auf und schlüpfte, von Aeda und Necron gefolgt, in den angrenzenden Raum. Zwei Tatasen näherten sich, verhielten kurz und stiegen die Treppe hinauf. Sadagar konnte Mnekarim erkennen. Die beiden unterhielten sich über Catrox.
Die Helligkeit ihrer Fackeln, die durch den offenen Türspalt hereinfiel, reichte aus, um Aeda und Necron einen Teil des Gewölbes erkennen zu lassen, in dem sie Zuflucht gesucht hatten. Was sie sahen, ließ ihren Atem stocken. Da lagen die Überreste einer zerschmetterten Dämonenstatue inmitten zerschlissener Vorhänge. Eine rasch zunehmende Düsternis ging von den Bruchstücken aus. Auf geheimnisvolle Weise begannen sie miteinander zu verschmelzen.
Die Statue war im Begriff, zu neuem Leben zu erwachen.
»Wir müssen sie endgültig zerstören«, rief Aeda halblaut aus. Aber Sadagar und Necron zogen sie einfach mit sich.
»Soll Mnekarim sich der Sache annehmen. Wir würden uns nur verraten.«
Im Innenhof brannte ein Feuer; Sadagar hatte nichts anderes erwartet. Zu sehen war jedoch niemand. Vermutlich machten die Wachen gerade ihre Runde.
Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich die Ställe. Ungesehen gelangten die Nykerier hinüber, mußten allerdings feststellen, daß ihre Truks verschwunden waren. Die Tiere der Tatasen, die hier angebunden standen, scheuten bereits, als sie die fremde Witterung aufnahmen.
»Es hat keinen Sinn«, seufzte Aeda. »Bis wir diese Truks an uns gewöhnt haben, können Stunden vergehen.«
»Wenn wir zu Fuß fliehen, hat Mnekarim uns sehr bald eingeholt«, gab Sadagar zu bedenken.
»Soweit wird es gar nicht erst kommen.«
Die drei hatten nicht bemerkt, daß ihnen jemand gefolgt war. Mit gezückter Klinge stand ein Tatase in der Türöffnung.
»Laßt die Hände von den Messern. Ich würde es bedauern, müßte ich Catrox die Mühe abnehmen, sich mit euch zu befassen.«
»Was hast du vor?«
»Frage lieber Mnekarim.« Der Mann lachte schrill. »Möglich, daß er sein Ziel erreicht, während ihr gegen den Dämon kämpft.«
»Ich ahnte es«, machte Sadagar keineswegs überrascht. »Wir sollen uns als Köder hergeben.«
Geräusche verrieten, daß sich von draußen jemand näherte. Der Mann wirkte beruhigt. Erst als er das Aufblitzen in Sadagars Augen bemerkte, wirbelte er herum. Doch zu spät. Ein Schlag mit dem Knauf eines Schwertes schickte ihn ins Reich der Träume.
»Tobar…«, begann Necron.
»Beeilt euch. Jeden Moment können weitere Männer auftauchen.«
»Unsere Truks…«
»Habe ich nach Einbruch der Dunkelheit fortgebracht.«
Tobar führte sie in den angrenzenden Wald, wo sie ihre Tiere an einem umgestürzten Baumstamm gebunden vorfanden. Noch war hinter ihnen alles ruhig. Indes konnte es nicht mehr lange dauern, bis die Tatasen das Verschwinden ihrer »Gäste« bemerkten.
»Wir reiten in sicherem Abstand zur Heerstraße weiter«, schlug Tobar vor. »Dem Tor der Dämonen entgegen.«
3.
Mythor und seine Begleiter hatten indessen die ehemaligen Verliese hinter sich gelassen. Nur Cronim, der Totenwächter, fehlte. Er wollte nach Kaytim zurückkehren, nachdem seine Aufgabe, wie er sich ausgedrückt hatte, erfüllt war.
Taremus schien den Weg zu
Weitere Kostenlose Bücher