Das Dämonentor
Männer, Frauen und Kinder wirkten wie zu Eis erstarrt. Mitten in der Bewegung hatte Cronims Gift sie dem Leben entrissen.
Ein lautes Zischen erinnerte Mythor daran, daß Yhr nun Herrin über die fliegende Stadt war.
»Auf die Brücke!« rief er Glair und Fronja zu. »Wir müssen die Schlange bändigen.«
Sie fanden die Kristalle des DRAGOMAE wahllos über den Boden verstreut. Gemeinsam wäre es den beiden Frauen dennoch beinahe gelungen, das aussichtslos Erscheinende zu vollbringen und Yhr wieder mit dem tillornischen Knoten zu fesseln. Fast eine Stunde lang kämpften sie mit ihrer Magie gegen die Schlange, doch dann entfleuchte sie.
Schweißüberströmt und am ganzen Körper zitternd, sank Fronja in Mythors Arme.
»Yhr hat gespürt, daß sie uns nicht besiegen kann. Sie wählt lieber die sichere Freiheit als die zweifelhafte Chance, Carlumen doch noch zu erobern.«
Während Glair an ihnen vorüberwankte, fanden ihre Lippen sich zu einem zögernden Kuß.
8.
Die Fesseln hatten sich gelöst. Plötzlich konnte er sich wieder bewegen, und sein erster Griff galt dem Messergurt.
Steinmann Sadagar sah Necron und Aeda vor sich. Und er sah noch etwas: Catrox!
Der Dämon trieb nicht einmal einen Steinwurf weit vor ihnen dahin.
Die Nykerier wußten, daß dies die Schattenzone war und daß sie sich auf einer Insel schwerer Luft befanden.
Catrox starrte zu ihnen herüber.
Die Wolke, in die er sich gehüllt hatte, war verflogen, vermutlich vom Sog davongewirbelt. Sein rüsselartiges Gesichtsorgan zitterte.
»Er ist es gewohnt, von giftigen Dämpfen umgeben zu sein«, behauptete Aeda. »Die Luft, die er nun atmet, schwächt ihn.«
Tatsächlich zog Catrox sich langsam zurück. Immer wieder blickte er hinaus in die lichtlose Weite der Schattenzone, wo das Heer der Shrouks in einer Strömung davontrieb.
»Sie können dir nicht beistehen«, spottete Aeda und warf ihr erstes Messer.
Catrox wich aus. Aber schon die zweite Klinge bohrte sich in seine Schulter.
Den Kopf gesenkt wie ein wütender Stier und seine sechs Arme ausgebreitet, griff er die Nykerier an. Necron erhielt einen fürchterlichen Schlag, der ihn von den Beinen riß. Aber Sadagar und Aeda gelang es, den Dämon zwischen sich zu bringen, und jeder von ihnen schleuderte blitzschnell hintereinander drei Messer.
Kreischend warf Catrox sich herum. Er stampfte auf Aeda zu, die ihm aus weit aufgerissenen Augen entgegenstarrte. Fast hatte er sie erreicht, als sie beidhändig zwei Messer warf.
Jäh blieb Catrox stehen; eine Klinge hatte seinen Hals getroffen. Er schwankte, versuchte mit fahrigen Bewegungen, sich der weiteren Messer zu erwehren. Ein klägliches Trompeten drang aus seinem Rüssel.
Dann, ihre letzte Klinge in der Hand, sprang Aeda ihn an.
Sie kannte kein Erbarmen. Erst als der Dämon zusammenbrach, ließ sie von ihm ab und flüchtete sich schluchzend in Necrons Arme.
Sadagar stand schweigend daneben. Um seine Mundwinkel zuckte es leicht.
So verharrten sie auch noch, als Carlumen aus einer düsteren Nebelwand auftauchte. Als Gerrek sie mit einem grobmaschigen Netz auffischte und an Bord holte, waren ihre Messergurte leer.
*
Aus Caerylls Waffenkammern besorgten sie sich neue Wurfmesser. Sie waren wie verwandelt.
»Unser Volk wurde von einem bösen Fluch befreit«, sagte Sadagar. »Endlich können wir in unsere Heimat zurückkehren und glückliche Menschen in einem wieder freien Volk sein. Mythor, komm mit Carlumen nach Nykerien und sei unser Gast. Was hält dich hier; du kannst unsere Einladung nicht ausschlagen.«
»Solange nur ein einziger an Bord sich noch in scheintoter Starre befindet, gibt es für mich anderes zu tun. Wir können durch das Dämonentor nicht mehr nach Tata zurückkehren, um von Cronim das Gegenmittel zu erhalten.«
Mythor, wisperte eine Stimme in seinen Gedanken. Bleibe ja Nykerien fern!
Shaya, dachte er bestürzt. Welchen Grund…?
Halte dich fern von Nykerien! Eindringlicher hätte die Warnung kaum sein können.
Deiner harren andere Aufgaben, fuhr die Suchende nach kurzer Pause fort. Darkon hat seinen zweiten DRAGOMEA-Kristall erbeutet, der dich schwächen könnte. Wann wirst du ihm endlich weitere Mummen rauben? Noch kann er fünf Tode sterben und wird doch weiterleben.
Mythor antwortete nicht darauf. Aber er ließ Shaya wissen, daß er zwei der sieben dringendsten Fragen gestellt hatte:
Auf die Frage »Wer ist ALLUMEDDON?« bekam ich zur Antwort: der Lichtbote.
Und auf die Frage nach dem Wann wurde mir von
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