Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen

lässt sich noch fortsetzen, denn auch die Unternehmen EDF , Areva, Sodexo, Foxconn – allesamt große Konzerne und Weltmarktführer – sind betroffen.
    Suizide am Arbeitsplatz kommen aber nicht nur in Frankreich vor, sondern überall in Europa. Doch sie lassen sich nicht so einfach feststellen. Oftmals wird ein Suizid nicht als solcher erkannt, zum anderen ist Selbstmord auch heute noch ein gesellschaftliches Tabu. Gerade in Unternehmen werden solche Vorkommnisse nur zu gern verschwiegen, denn Mitarbeiter, die sich aus Angst, Überforderung oder Dauerstress das Leben nehmen, passen nicht in eine Welt, die immer mehr Produktivität, Effizienz, Leistungssteigerung und Engagement fordert. Selbsttötungen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz stehen, werfen darüber hinaus unangenehme Fragen an Vorgesetzte auf, die ständig noch mehr Leistung von ihren Mitarbeitern verlangen. Am Wochenende dienstliche E-Mails lesen, zur Sicherheit außerhalb der Arbeitszeit die Mailbox abhören und sich nach Feierabend noch mal an den PC setzen, das alles ist heute längst nicht nur für Führungskräfte selbstverständlich.
    Dabei gilt seit zehn Jahren das europäische Arbeitsschutzgesetz, womit physischen und psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz vorgebeugt werden soll. Es schreibt allen Betrieben vom großen Automobilkonzern bis zum Supermarkt an der Ecke vor, Gefahren für die Gesundheit der Mitarbeiter zu eliminieren– und zwar nicht nur physisch messbare Quellen wie Lärm, Staub oder Chemikalien, sondern auch solche, die durch die Arbeitsorganisation entstehen. Doch was auf dem Papier so gut klingt, lässt sich kaum wirksam durchsetzen. Die Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen lässt sich nicht dauerhaft und intensiv kontrollieren, zudem gibt es keine wirksamen Sanktionen für die Verletzung von Vorschriften. Was vielleicht noch schwerer wiegt: Viele Beschäftigte schweigen, wenn sie psychisch leiden, aus Scham oder Ignoranz. Oder aus Angst, als nicht leistungsfähig genug aus dem Arbeitsprozess ausgemustert zu werden.
    Warum wir dieses Buch geschrieben haben
    Stress, Burn-out, Kündigung, Mobbing am Arbeitsplatz– in diesen Situationen ruhig und im buddhistischen Sinne gelassen und achtsam zu bleiben, geht das denn überhaupt? Wir meinen, ja! Es hilft nicht, auf Stress mit noch mehr Hektik zu reagieren, nach dem Burn-out gleich wieder im alten Trott weiterzumachen, im neuen Job das gleiche Verhalten wie im alten zu zeigen. Es ist wichtig, frühzeitig zu erkennen, was uns in unserem Arbeitsumfeld belastet und Sorgen bereitet (Achtsamkeit!), bevor wir krank werden. Es ist notwendig, Alternativen vernünftig zu bewerten, bevor wir unseren Job hinschmeißen (Gelassenheit!). Mit der richtigen Einstellung lassen sich auch schwierige berufliche Situationen durchstehen, zum Beispiel drohende Kündigung oder Kurzarbeit. Das gilt auch für eine Reihe anderer alltäglicher Probleme des Berufslebens: Viele Menschen sind von ihren Aufgaben unterfordert und sehen in ihrem Tun überhaupt keinen Sinn. Für manche ist der Weg in die Arbeitswelt verschlossen, sie finden keinen geeigneten Job, während andere von ihrer Arbeit so aufgefressen werden, dass für Familie und Freizeit kein Platz im Leben bleibt.
    Immer häufiger ist der Arbeitsplatz zudem Schauplatz von Konflikten. Mobbing ist ein Modewort geworden, das die Auseinandersetzungen auf unterschiedlichen Ebenen beschreibt – mit Kollegen, mit Chefs, mit Untergebenen. Doch gerade hier lässt sich mit der Befolgung buddhistischer Prinzipien viel erreichen: Mit Gelassenheit und Achtsamkeit können Krisen entschärft werden, bevor sie eskalieren. Wir können lernen, welche Konfliktlösungsstrategien es gibt und wie wir sie sinnvoll anwenden. Wir können daran arbeiten, unsere Gefühle in Krisensituationen besser in den Griff zu bekommen und sie in die richtigen Worte zu fassen.
    Zu jedem dieser Themen gibt es unzählige Ratgeber. Allein das Thema Burn-out wird in Hunderten Titeln aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Diese Bücher können und wollen wir nicht ersetzen. Wir haben dieses Buch geschrieben, damit Sie das Arbeitsleben einmal aus einer neuen Perspektive betrachten. Die Zeit einer klaren Trennung zwischen Arbeits- und Berufsleben scheint vorüber, und der Anteil der Arbeit an der verfügbaren Zeit ist bei den meisten von uns größer als jede andere Tätigkeit. In einer Welt, die von Zukunftsängsten, Stress und Unsicherheit dominiert wird und