Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
buddhistischen Lehre beschäftigen, weniger aber mit der tibetischen Spielart des Buddhismus. Auch richtet sich unser Augenmerk nicht so sehr auf Geisterglaube, Seelenwanderung und Reinkarnation, sondern vor allem auf die psychologische Seite des Buddhismus und die daraus abgeleiteten praktischen Weisheiten. Einen Teil dieser Gedanken werden viele Leserinnen und Leser aus anderen Religionen, aus der Philosophie oder vom gesunden Menschenverstand kennen. Einige dieser Ideen hat auch die Wissenschaft wiederentdeckt. So widmet sich ein ganzer Zweig der Psychologie, die »Positive Psychologie«, ähnlichen Fragen wie die buddhistische Philosophie: Was ist Glück?
Was macht mich glücklich? Wie gehe ich mit Leid um? Wie kann ich in meinem Leben mehr Achtsamkeit entwickeln und Gelassenheit finden? Oder wie die großartige deutsche Psychologin Dr. Ann Elisabeth Auhagen es formuliert: Wie kann ich positiv kommunizieren?
Muss ich Buddhist sein, um von diesem Buch zu profitieren?
Nein. Dieses Buch kann jeder lesen, egal, ob er Christ, Jude, Moslem oder Atheist ist. Uns geht es nicht um die Vermittlung von religiösen Inhalten, sondern um die Darstellung von Gedanken, die das Zusammenleben von Menschen erleichtern können. Es geht uns nicht um Glauben, und schon gar nicht um den rechten Glauben. Dementsprechend haben wir uns aus unterschiedlichsten Quellen bedient, bei Zen-Meistern, dem Dalai Lama, bei Buddha selbst. Bei Anhängern einer bestimmten buddhistischen Schule wird daher das Buch möglicherweise nicht auf große Gegenliebe stoßen, es entspricht vielleicht nicht der »wahren Lehre«. Dafür entschuldigen wir uns vorab, und auch dafür, dass wir die buddhistische Botschaft auf bestimmte Inhalte reduzieren, die für unser Thema wichtig sind.
Die Ideen, die wir hier vorstellen, müssen nicht kritiklos bejaht werden. Jede Leserin und jeder Leser kann selbst nachvollziehen, was sie für sie oder ihn bedeuten. Und vor allem: Man kann es im Alltag einfach ausprobieren. Funktioniert etwas, kann man es akzeptieren. Ist es
für einen nicht geeignet, muss man es nicht übernehmen. Es geht also nicht um ein Glaubenssystem oder um das blinde Vertrauen in eine religiöse Autorität. Buddha selbst forderte, dass man sich weigern sollte, etwas zu glauben, nur weil es von wichtigen Menschen formuliert wurde. Von dieser Forderung nahm er auch sich selbst nicht aus. Er erwartete nicht, dass seine Lehre widerspruchslos geglaubt wurde. Er wollte geprüft werden. Denn der eigene Verstand ist der beste Wegweiser. Buddhas letzte Worte machen das deutlich:
»Seid Lampen für euch selber… sucht eure Zuflucht nicht außerhalb von euch selbst… Verfall wohnt allen zusammengesetzten Dingen inne … erarbeitet mit Fleiß eure eigene Erlösung.«
Der Buddhismus erwartet von uns, dass wir unser Leben in die Hand nehmen und auf die entscheidenden Fragen unsere eigenen Antworten finden. Dafür gibt er Hilfestellungen und Leitlinien. Wenn wir diese als für uns richtig und passend erachten, können wir sie auf unsere Probleme übertragen. Haben wir dann gelernt, mit ihnen umzugehen, besteht die Chance, glücklicher und zufriedener zu werden. Dies erfordert nicht, dass man bestimmten Geboten folgt oder bestimmten Verboten gehorcht, sondern es verlangt von uns, wie wir später noch zeigen werden, dass wir mit unserem Geist arbeiten. Nur wenn wir uns darauf konzentrieren, was wir sagen und tun, wenn wir verstehen, wie unser Verstand funktioniert, wenn wir lernen zu meditieren, haben wir vielleicht die Chance, dass wir erleben, was es bedeutet, das große Glück der Erleuchtung zu finden. Doch bis dahin ist es
ein langer Weg. Nur wenige werden das Ziel der Erleuchtung erreichen. Aber das ist auch nicht entscheidend. Allein der Wunsch, diesen Weg zu bestreiten, kann vieles leichter machen. Vor der großen Erleuchtung warten noch zahlreiche andere Glücksmomente. Und die lassen sich auch und gerade für die Partnerschaft nutzen. Deshalb stellen wir Ihnen zunächst einmal die Grundzüge der buddhistischen Lehre vor.
Die Lehre des Buddhismus
Die Wurzeln des Buddhismus reichen mehr als 2500 Jahre zurück. Der Gründer der Religion hieß Siddharta Gautama und wurde etwa 560 v. Chr. nördlich von Benares in Indien geboren. Er starb 480 v. Chr. Die Lebensdaten Buddhas sind genauso umstritten, wie die Legende, die sich um die Entstehung der Religion rankt, unsicher ist.
Dieser Legende nach wurde dem Vater vorausgesagt, sein Sohn werde entweder ein
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