Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
geeignet sind, uns in der Gegenwart zu erden.
Auch die Illusion der Dauerhaftigkeit erweist sich als sehr durchsichtig. Wir mögen glauben, dass die Liebe immer währt. Wir mögen hoffen, dass das, was heute ist, auch morgen so sein wird. Dabei kann sich jede Sekunde alles ändern, im Guten wie im Schlechten. Die östliche Philosophie bezeichnet den Wunsch, die Gegenwart zu zementieren, als »Anhaftung«. Anhaftung kommt immer mit dem größten Feind der Liebe daher: mit der Angst.
Sie besiedelt unsere Seele in dem Moment, in dem wir uns verlieben. Endlich haben wir sie/ihn gefunden! Dieses Glück wollen wir natürlich (und verständlicherweise) festhalten. Undenkbar, dass der andere uns verlassen könnte, vielleicht jemand anderen lieben könnte, wir wieder allein sein könnten. Und so schleicht sich der größte Feind der Liebe, die Angst, ganz allmählich in die Zweisamkeit, beginnt sie zu vergiften.
Furcht aber verwandelt Liebe in Abhängigkeit, Gespräche in Wortgefechte, Freiheit und Fröhlichkeit in einen goldenen Käfig. Angst ist der engste Begleiter der buddhistischen Untugend des Anhaftens. Sie bezieht sich übrigens nicht nur darauf, den anderen zu verlieren. Sondern sie füllt einen weiteren dunklen Fleck in unserer Seele aus: die Furcht, etwas zu verpassen. Wir mögen im einen Moment Angst haben, unseren Partner zu verlieren. Aber spätestens nach den ersten großen Krisen beschleicht uns eine weitere Sorge: Was, wenn der Partner doch nicht optimal zu uns passt? Vielleicht könnte uns ja ein besserer/reicherer/schönerer/jüngerer/liebenswerterer Mensch über den Weg laufen? Die Sorge, im Leben und in der Partnerschaft das Optimum zu verpassen, verhindert wahre Nähe und tiefes Glück. Und so schaffen wir es oftmals nicht, uns auf den anderen einzulassen – auch wenn wir es uns auf romantisch-schwärmerische Weise wünschen. Vielleicht liegt gerade hier der Fehler. Weil wir so viel vom anderen erwarten, weil unsere Gedanken ständig in die Vergangenheit und in die Zukunft abschweifen, um zu hoffen, zu fürchten, zu wünschen, sind wir niemals richtig hier, in diesem Moment. Immerzu
gibt es den kleinen inneren Zweifler, der zur Beziehung zwar »Ja« sagt, aber ständig ein »Aber« hinterherschiebt. Im letzten Kapitel des Buches finden Sie typische kritische Beziehungssituationen, die häufig aus Angst erwachsen. Wir zeigen Ihnen aber auch die Lösung auf: wie es Ihnen mit einem neuen Blickwinkel auf die Liebe gelingen kann, solche Fallstricke künftig leichter zu umgehen.
Warum heißt das Buch »Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare«?
Vor zwei Jahren haben wir ein Buch geschrieben, das den Titel Das Dalai-Lama-Prinzip für Eltern trägt. Dort haben wir diese Frage bereits einmal beantwortet. Da Sie dieses Buch aber möglicherweise nicht gelesen haben, wollen wir sie an dieser Stelle noch einmal kurz beantworten. Der Grund für die Wahl dieses Titels liegt in unserer Wertschätzung für die Ideen, Meinungen und Vorstellungen des Dalai Lama, der von sich selbst sagt: »Meine Religion ist Freundlichkeit.« Der Dalai Lama ist für viele Menschen der Inbegriff eines guten und glücklichen Menschen. Sein Respekt vor der Einzigartigkeit jedes Lebewesens, seine Forderung nach Achtsamkeit und seine Betonung des Mitgefühls haben den XIV. Dalai Lama, der den Mönchsnamen Tenzin Gyatso trägt, zum wichtigsten Botschafter des Buddhismus werden lassen. Weisheit, Güte, Ausgeglichenheit und Lebensfreude sind Eigenschaften, nach denen alle Menschen streben, egal, ob im Osten oder Westen.
Der Dalai Lama ist die höchste weltliche und gleichzeitig eine bedeutende religiöse Autorität im buddhistischen Tibet und besitzt dort einen Buddha-gleichen Status. Er gilt als erleuchtetes Wesen, das den Kreislauf der Wiedergeburten bereits hätte verlassen können. Der Dalai Lama (das aus dem Mongolischen stammende Wort bedeutet so viel wie »Ozeangleicher Lehrer«) hat sich aber entschlossen, wieder in das Leben einzutreten, um anderen Menschen zu dienen. Seit der Besetzung Tibets durch China lebt der Dalai Lama im indischen Exil und lenkt seither von dort aus mit großem Engagement die Aufmerksamkeit der Welt auf sein Heimatland. Er ist ein begehrter Gesprächspartner von Politikern und Wissenschaftlern, und es ist sicherlich auch seiner Person zu verdanken, dass sich immer mehr Menschen für den Buddhismus zu interessieren beginnen.
Wir werden uns auf den nächsten Seiten intensiver mit bestimmten Aspekten der
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