Das Dampfhaus
seiner Menagerie noch keine weitere Erwerbung zuführen können. Weder Tiger, noch Leoparden oder Löwen schienen Lust zu haben, in die Fallen zu gehen. Ohne Zweifel reizte sie der Gedanke, sich im äußersten Westen zum Angaffen ausstellen zu lassen, nicht im mindesten. Das wurmte den Händler natürlich mit Recht und er machte auch gar kein Hehl daraus.
Kâlagani und zwei Chikaris aus seinem Personal begleiteten Mathias Van Guitt bei diesem Besuche.
Die Einrichtung des Sanatoriums in der herrlichen Umgebung gefiel ihm außerordentlich. Oberst Munro lud ihn ein, zu Tische dazubleiben. Er nahm das ohne Zögern an und versprach, der Tafel alle Ehre anzuthun.
In der Zeit vor dem Mittagsessen wollte Mathias Van Guitt das Steam-House genauer in Augenschein nehmen, dessen luxuriöse Ausstattung mit der Einfachheit seines Kraals allerdings nicht wenig contrastirte. Die beiden fahrbaren Häuser fanden seine volle Anerkennung, ich muß aber gestehen, daß der Stahlriese seine Bewunderung nicht erregte. Ein Naturforscher seines Schlages mußte ja wohl diesem Meisterwerke der Mechanik gegenüber unempfindlich bleiben. Wie hätte er auch die Erzeugung dieses künstlichen Thieres, so merkwürdig das auch war, jemals billigen können?
»Denken Sie nicht so gering von unserem Elephanten, Herr Mathias Van Guitt! sagte Banks zu ihm. Das ist ein mächtiges Thier, und im Nothfalle würde es ihm gar nicht schwer fallen, neben unseren beiden Wagen Ihre ganze fliegende Menagerie mit fortzuziehen.
Ich habe meine Büffel, antwortete der Händler, und lobe mir deren ruhigen und sicheren Schritt.
– Der Stahlriese fürchtet aber weder die Tatzen, noch die Zähne des Tigers! rief Kapitän Hod dazwischen.
– Das glaube ich, meine Herren, erwiderte Mathias Van Guitt, aber warum sollten ihn diese auch anfallen? Sie machen sich aus stählernem ‘Fleische verteufelt wenig!«
Wenn der Naturforscher seine Gleichgiltigkeit gegenüber unserem Elephanten nicht verhehlte, so konnten doch die Hindus, und vorzüglich Kâlagaul, gar nicht müde werden, ihn mit den Augen fast zu verschlingen. Man merkte leicht genug heraus, daß ihrer Bewunderung für das riesige Thier auch eine gewisse Portion abergläubischen Respects beigemischt war.
Kâlagani schien höchst erstaunt über die wiederholte Versicherung des Ingenieurs, daß der Stahlriese mehr Kraft habe als alle Zugthiere des Kraals zusammen. Das war auch Wasser auf Kapitän Hods Mühle, der die Gelegenheit nicht vorbeiließ, nicht ohne einen gewissen Stolz unser Abenteuer mit den drei »Proboscidien« des Prinzen Gourou Singh zu erzählen. Auf den Lippen des Händlers spielte dabei zwar ein etwas ungläubiges Lächeln, er ging aber nicht weiter auf die Sache ein.
Das Diner verlief in wünschenswerther Weise. Mathias Van Guitt that ihm wirklich alle Ehre an. Freilich strotzte unsere Küche eben von der Jagdbeute der letzten Tage, und Monsieur Parazard hatte offenbar gestrebt, sich selbst zu übertreffen. Der Keller des Steam-Houses lieferte auch verschiedene Getränke, die unserem Gaste recht gut zu munden schienen, vorzüglich zwei bis drei Gläser französischen Weines, die er mit einem unvergleichlichen Schnalzen der Zunge schlürfte.
Nach dem Essen, als wir uns trennen sollten, merkte man sogar, an der Unsicherheit der Pendelschwingungen seiner Beine, daß der Wein, wenn er ihm zu Kopfe gestiegen war, auch die Beine schwer gemacht hatte. Mit einbrechender Nacht schieden wir als die besten Freunde der Welt, und Mathias Van Guitt konnte auch, Dank seinen Begleitern, ohne Unfall wieder nach dem Kraal gelangen.
Am 16. Juli entstand zwischen dem Händler und Kapitän Hod aber doch eine kleine Mißhelligkeit.
Der Kapitän hatte einen Tiger gerade in dem Augenblicke geschossen, wo dieser in eine der Klappfallen gehen wollte und zwar zum dreiundvierzigsten für Jenen, aber nicht zum achten für den Händler wurde.
Nach ziemlich lebhaften Auseinandersetzungen traten indeß die alten guten Beziehungen wieder ein, was vorzüglich der begütigenden Einmischung des Oberst Munro zu verdanken war, indem Kapitän Hod sich verpflichtete, diejenigen Raubthiere zu schonen, welche, »die Absicht zu erkennen gäben«, sich in eine der Fallen Mathias Van Guitt’s fangen zu lassen.
Während der nächsten Tage herrschte geradezu abscheuliches Wetter. Wir mußten wohl oder übel im Steam-House bleiben. Unsere Zeit war kurz, denn schon währte die Regenperiode über drei Monate, und wenn unser Reiseprogramm
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