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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in der von Banks entworfenen Weise durchgeführt werden sollte, hatten wir für den Aufenthalt im Sanatorium nur etwa noch sechs Wochen übrig.
    Am 23. Juli wiederholten einige Bergbewohner von der Grenze ihren Besuch bei Oberst Munro. Ihr Dorf, Souari mit Namen, befand sich nur fünf Meilen von unserem Halteplatze, nahe der obersten Grenze von Tarryani.
    Einer derselben theilte uns mit, daß eine Tigerin seit sechs Wochen in ihrer Nachbarschaft furchtbar wüthe. Die Heerden wurden fast decimirt, und man sprach schon davon, das unbewohnbar gewordene Souari gänzlich zu verlassen, da es weder für Thiere noch für Menschen hinlängliche Sicherheit mehr bot. Fallen, Schlingen, Hinterhalte, nichts hatte Erfolg gehabt, und die Tigerin galt schon für eines der furchtbarsten Raubthiere, von denen auch alte Bergbewohner je reden gehört.
    Diese Mittheilung war, wie man sich leicht denken kann, Wasser auf Kapitän Hod’s Mühle. Er erbot sich gegenüber den Landleuten sofort, sie nach dem Dorfe Souari zu begleiten, mit seiner Erfahrung als Jäger und seinem sicheren Auge den wackeren Leuten beizuspringen, die, wie mir dünkte, auf dieses Anerbieten rechneten.
    »Gehen Sie mit, Maucler? fragte mich Kapitän Hod, aber in einem Tone, der es mir völlig freistellte, ja oder nein zu sagen.
    – Natürlich, gab ich zur Antwort, bei einer so interessanten Expedition möchte ich nicht fehlen.
    – Auch ich werde Sie diesesmal begleiten, sagte der Ingenieur.
    – Das ist ja ein herrlicher Gedanke, Banks!
    Ja, lieber Hod, es verlangt mich danach, Sie in Thätigkeit zu sehen.
    – Und ich, soll ich nicht mit dabei sein, Herr Kapitän? fragte Fox.
    – Ah, der Schlaukopf! rief der Kapitän, er wäre nicht böse darüber, seine halbe Tigerin voll zu machen! – Ja wohl, Fox, Du wirst dabei sein!«
    Da wir das Steam-House voraussichtlich auf drei bis vier Tage verließen, fragte Banks auch den Oberst, ob es ihm Recht sei, uns bis nach Souari zu begleiten.
    Sir Edward Munro lehnte das dankend ab. Er hatte sich vorgenommen, während unserer Abwesenheit die mittlere über Tarryani gelegene Zone des Himalaya zu besuchen und Goûmi nebst dem Sergeanten Mac Neil mitzunehmen
    Banks beruhigte sich damit.
    Es wurde nun bestimmt, daß wir noch an demselben Tage nach dem Kraal aufbrechen und uns von Mathias Van Guitt einige Chikaris erbitten wollten, welche gewiß sehr ersprießliche Dienste leisten konnten.
    Binnen einer Stunde, gegen Mittag, erreichten wir unser Ziel. Der Händler wurde von dem Vorhaben unterrichtet. Er verhehlte keineswegs seine geheime Befriedigung, als er von den kühnen Raubzügen der Tigerin hörte, »welche, sagte er, dazu geschaffen scheine, bei den Kennern die Achtung vor den Katzen der Halbinsel zu erhöhen.«
    Er stellte uns drei seiner Hindus zur Verfügung, ohne Kâlagani, der stets bereit war, wo es galt, einer Gefahr entgegen zu gehen.
     

    Wir gingen langsam, geräuschlos vorwärts. (S. 275.)
     
    Mit Kapitän Hod traf Jener nur das Abkommen, daß die Tigerin, wenn sie unerwarteter Weise sollte lebendig gefangen werden können, der Menagerie Mathias Van Guitt’s angehöre. Welches Zugmittel, wenn eine an den Balken des Käfigs hängende Notiz in beredten Worten gesprochen hätte, »von den Großthaten einer der Königinnen Tarryanis, die nicht weniger als hundertachtunddreißig Personen beiderlei Geschlechts aufgefressen hatte.«
    Unsere kleine Gesellschaft verließ den Kraal gegen zwei Uhr Nachmittags. Vor vier Uhr noch gelangten wir, eine östliche Richtung bergaufwärts einhaltend, ohne Zwischenfall nach Souari. Hier war der Schrecken auf seinem Höhepunkt. Am nämlichen Morgen hatte die Tigerin ein unglückliches Hinduweib, das sich unbedachtsam nach einem Bache begeben, gepackt und in den Wald geschleppt.
    Das Haus eines Bergbewohners, eines reichen englischen Bodenpächters, nahm uns gastfrei auf. Unser Wirth hatte mehr als alle Anderen Ursache, sich über das unergreifbare Raubthier zu beklagen, dessen Fell er gern mit einigen tausend Rupien bezahlt hätte.
    »Herr Kapitän Hod, begann er, vor mehreren Jahren zwang eine Tigerin in den Centralprovinzen die Bewohner von dreizehn Dörfern zur Flucht, wodurch zweihundertfünfzig Quadratmeilen des besten Bodens ungenutzt liegen blieben. Wenn das hier so fort geht, wie in der letzten Zeit, muß die ganze Provinz aufgegeben werden.
    – Und Sie haben schon alle Mittel versucht, der Tigerin habhaft zu werden? fragte Banks.
     

    Kapitän Hod erwartete das

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