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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kreis so eng geworden, daß wir uns fast mit den Ellenbogen berührten, und nun hielt Alles vor der dichtesten Mitte des Gehölzes an – aber noch hatte sich nichts gezeigt.
    Das rings herrschende Schweigen unterbrach nur das Knacken dürrer Aeste, die trotz aller Vorsicht doch zuweilen zertreten wurden.
    Da ließ sich ein dumpfes Geheul vernehmen.
    »Dort steckt die Bestie!« rief Kapitän Hod und zeigte nach dem Eingange einer Felsenhöhle, über der sich eine Gruppe hoher Bäume erhob.
    Kapitän Hod täuschte sich nicht. Mochte das auch nicht der gewöhnliche Schlupfwinkel der Tigerin sein, so hatte sie doch, als sie sich von einer großen Gesellschaft von Jägern verfolgt sah, darin Schutz gesucht.
    Hod, Banks, Fox, Kâlagaul und einige Leute aus dem Kraal hatten sich dem engen Eingange genähert, zu dem auch einzelne Blutspuren hinführten.
    »Wir werden da hineindringen müssen, sagte Kapitän Hod.
    – Das dürfte gefährlich werden, meinte Banks, der Erste, welcher hinein gelangt, könnte ohne schwere Verwundung kaum davonkommen.
    – Ich wag’s, rief Hod, nachdem er sich überzeugt, daß seine Büchse gut in Stand war.
    – Nach mir, Herr Kapitän, erklärte Fox, der sich schon zu der engen Oeffnung der Höhle niederbog.
    – Nein, Fox, nimmermehr! rief Kapitän Hod, der kommt mir zu!
    – Aber, Herr Kapitän, entgegnete Fox in sanftem Tone, ich bin ja um sechs im Rückstand!«…
    Beide hatten in dem Augenblicke nur die Liste der erlegten Tiger im Kopfe.
    »Ihr werdet weder der Eine noch der Andere da hinein gehen, fiel jetzt Banks ein; das lasse ich nimmer zu!
    – Vielleicht giebt es noch ein anderes Mittel, unterbrach Kâlagani den Ingenieur.
    – Und welches?
    – Nun, wir räuchern die Höhle aus, antwortete der Hindu. Das Thier muß dann zum Vorschein kommen. Wir laufen dabei weniger Gefahr und können es draußen leichter erlegen.
    – Kâlagani hat Recht, sagte Banks… Wohlan, Leute, schafft trockenes Holz und dürres Laub herbei! Stopft mir die Oeffnung gut zu. Der Wind wird Rauch und Flammen nach innen treiben, dann muß sich die Bestie entweder rösten lassen oder zu entfliehen suchen.
    – Die Tigerin wird das Letztere wählen, meinte der Hindu.
    – Nach Belieben, versetzte Hod, wir werden zur Hand sein, sie im Vorübergehen zu begrüßen!«
    Sofort wurde nun Laubwerk, vertrocknetes Gras, dürres Holz – daran fehlte es in dem Wäldchen nicht – kurz, ein großer Haufen von brennbarem Material vor der Oeffnung der Höhle aufgestapelt. Im Innern derselben blieb noch Alles still. Nichts zeigte sich in dem dunklen Schlunde, der ziemlich tief zu sein schien. Doch hatten mich meine Ohren nicht betrogen. Das Geheul kam bestimmt von hier heraus.
    Jetzt zündete man Feuer an. Bald stand Alles in lichten Flammen. Ein scharfer, dichter Qualm stieg von dem Brandherd empor, den der Wind zurücktrieb und der die Luft im Innern völlig unathembar machen mußte.
    Da hörte man ein zweites, aber weit wüthenderes Geheul. Das Thier merkte, daß auch sein letzter Schlupfwinkel angegriffen wurde, und um nicht zu ersticken, mußte es wohl oder übel nach außen durchbrechen.
    Wir warteten, längs der Seitenwand des Felsens aufgestellt und halb gedeckt durch Baumstämme, um dem ersten Ansturm auszuweichen.
    Der Kapitän hatte sich einen anderen Platz erwählt, und ich muß gestehen, gerade den gefährlichsten. Dieser befand sich am Eingange zu einem Stege in dem Gehölz, dem einzigen, den die Tigerin einschlagen mußte, wenn sie durch das Dickicht entfliehen wollte. Hod kniete auf der Erde, um einen sicheren Standpunkt zu haben, und hatte die Büchse schon im Anschlag liegen; der ganze Mensch war unbeweglich wie Marmor.
    Kaum drei Minuten verflossen seit der Anzündung des Holzhausens, als ein drittes Geheul, oder diesmal vielmehr ein halb ersticktes Röcheln aus der Mündung der Höhlung heraustönte. Plötzlich wurde der brennende Haufen auseinandergerissen und ein riesiger Körper erschien in dem dicken Rauche.
    Es war die gesuchte Tigerin.
    »Feuer!« rief Banks.
    Zehn Flintenschüsse krachten, wir überzeugten uns aber später, daß keine Kugel ordentlich getroffen hatte. Das Thier trat uns gar zu schnell vor die Augen. Wie hätte man auch bei den schwarzen Rauchwirbeln, die es verhüllten, richtig zielen können!
    Die Tigerin berührte nach ihrem ersten Satze nur die Erde, um zu einem zweiten auszuholen und nach dem Dickicht zu stürzen.
    Kapitän Hod erwartete das Raubthier mit größter

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